you're not supposed to die tonight - kalynn bayron

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Triggerwarnung: Tod, Blut, Tod eines Tieres, Verstümmelung eines Tieres, Ritualmord, Körperhorror, Gewalt, Schusswaffen, Mord, detaillierte Verletzungen, Folter, Menschenopfer

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3,75 von 5 Sternen – Ein netter Versuch von Horror mit einem guten Twist

Ich bin ganz ehrlich, wenn ich sage, dass Horror einfach nicht so mein Genre ist. Dafür bin ich viel zu ängstlich. Ich werde schon von ansatzweise gruseligen Videos auf TikTok paranoid, aber ich wollte mir trotzdem mal ein Buch aus einem anderen Genre schnappen.

You're Not Supposed To Die Tonight von Kalynn Bayron ist nicht nur mein erstes Horrorbuch, sondern auch der erste Versuch der Autorin, ein YA-Horrorbuch zu schreiben und man merkt es. Wahrscheinlich klingt das mega fies, besonders von nem Knilch wie mir, der sich schon bei gruseliger Werbung in die Hose macht, aber das Buch war sehr deutlich ein Versuch, in einem Genre zu schreiben, in dem die Autorin noch nicht sehr gewandt ist. Das heißt aber nicht, dass es mir nicht gefallen hat. Im Gegenteil tatsächlich. Die knapp 230 Seiten hab ich in ein paar Stunden weggelesen und den Twist am Ende hab ich auch nicht kommen sehen, also muss ich sagen, dass ich für einen ersten Versuch doch recht zufrieden bin. Aber worum geht es?

Charity spielt das Final Girl in einem Horror-Camp, einem ehemaligen Filmgebiet, bei dem ein klassischer Horrorfilm ganz nach dem Stil von Friday the 13th und Halloween gedreht wurde. Das Camp Mirror Lake veranstaltet jeden Sommer Hautnah-Horror-Expeditionen, bei dem die Camp-Mitarbeiter Killer und Opfer spielen und den Besuchern damit einen richtigen Schrecken einjagen. Charity ist jetzt das dritte Jahr dabei und hat endlich die Rolle des Final Girl bekommen. Allerdings nimmt das ganze Spiel eine allzu ernste Rolle ein, als Charitys Mitarbeiter nach und nach verschwinden, seltsame Dinge auf dem Gelände passieren und dann auch noch einer ihrer Mitarbeiter tot aufgefunden wird.

Im Klappentext wird tatsächlich sehr potent mit dem Tod eines der Charaktere geworben, allerdings kann davon im Buch nicht wirklich die Rede sein. Ich hab die ganze Zeit mit gespannt angehaltenem Atem gelesen, aber gestorben ist einfach niemand. Es muss tatsächlich eine ganze Menge passieren, von verschwundenen Mitarbeitern, toten Eulen und verrückten, Gewehr-umher-schwingenden-Ladys, bis tatsächlich jemand stirbt – und das auf Seite 170 von 230. Ich weiß nicht, ob im ersten Draft jemand viel früher gestorben ist oder ob der Klappentext so einfach mehr Spannung aufbauen wollte, aber ich fand es ein wenig spät, um so einen potenten Fakt direkt auf die Rückseite des Buches zu packen. To be fair kann man sich auch schon 100 Seiten vorher denken, dass wohl einer der verschwundenen Leute tot ist und man kann sich das ein oder andere zusammenreimen, aber damit direkt im Klappentext zu werben, wenn es doch erst 50 Seiten vor Ende wirklich passiert, ist etwas misslungen, finde ich.

Aber gut. Das ist eine kleine Sache, die ich verzeihen kann. Der Rest des Buches schafft es gut die Atmosphäre aufzubauen, dass jeden Moment etwas passieren könnte und das ist wirklich gut gemacht. Man hat zwar in dem kurzen Buch nicht wirklich die Chance, mit den Charakteren warm zu werden, bevor sie die sehr intelligente Entscheidung treffen, sich aufzuteilen, aber gut, sei's drum. Ich habe nicht unbedingt genial ausgearbeitete Charaktere erwartet, bin ich ganz ehrlich.

Was ich aber auch nicht erwartet habe, war die Art und Weise, wie der Horror hier eingebaut wurde. Wenn ich ehrlich bin, bin ich auch ein wenig enttäuscht davon.

SPOILER

Ok, bei einem Sommercamp, das mal ein Horrorfilm war und bei dem plötzlich Leute verschwinden, denke ich daran, dass man mit dem Setting total viel anstellen kann. Man kann die verschiedenen Stationen quasi nutzen, um Leichen zu verstecken oder was weiß ich auch, aber, warum auch immer, darauf wurde verzichtet. Statt das Sommercamp wirklich zu nutzen, finden die Tötungen in einer Hütte im Wald vor, die ein einziges Mal in der Story vorkommt und die Täter sind irgendein Eulen-Kult??? Und es ist kind of paranormal, denn sie führen irgendwelche Ritualmorde durch, mit denen sie Macht wollen und anscheinend funktioniert das auch??

Es ist whacky, not gonna lie. Ich habs zwar gefeiert, muss ich ehrlich sein, aber ich fand es auch schade, dass es das Setting vom Sommercamp nur für die letzten 20 Seiten wirklich nutzt. Denn es gibt am Anfang ziemlich viele Erklärungen, wie Charity und Co das Camp nutzen, um Horror zu kreiren, wie sie Untergrundtunnel und versteckte Lautsprecher nutzen, um Atmosphäre zu erschaffen etc, deswegen war ich fest davon überhaupt, dass es auf jeden Fall so sein wird, dass jemand während des Spiels tatsächlich stirbt, aber es keiner merkt, weil die ja ständig tot spielen und dann steht die eine Person am Ende nicht auf und dann gehen alle Lichter aus und ein weiterer maskierter Killer treibt sein Unwesen!! Das wäre geil gewesen. Das hätte ich richtig gefeiert!

Aber so, wie die Autorin es aufgebaut hat, war es auch nett. Immerhin hab es auch einen Suprise-Twist-Villain und das Ende war auch richtig gut, fand ich. Es war nicht vorhersehbar, ich hätte niemals gedacht, die Autorin würde diese Route nehmen und ich muss sagen, Hut ab dafür. Auch der Epilog war ziemlich gut gemacht und lässt unterschiedliche Interpretationen zu, wie es denn wirklich zu Ende gegangen ist. Mag ich. Weiter so.

Alles in Allem ist You're Not Supposed To Die Tonight ein schneller, einfacher Lesespaß, wenn man nicht erwartet, total tolle Charaktere oder die interessanteste Story jemals zu finden. Der Horror ist sparsam eingesetzt, die Tode lassen ein wenig zu wünschen übrig, wenn man Horror-Veteran ist und man kann bestimmt wesentlich mehr aus der Prämisse holen, aber dafür, dass es ein erster Versuch ist, ist es doch gut gelungen und der Twist am Ende hat es für mich noch gerettet, auch wenn andere das anders sehen wollen.

Also dann.

Man liest sich,

Roiben


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