a boy worth knowing - jennifer cosgrove

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Triggerwarnung: Erwähnung Tod, Mobbing, Homophobie

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4 von 5 Sternen – Ein kurzer, süßer Roman für zwischendurch

Wir wissen alle, dass ich eine Slut für Romanzen bin, die mich Dinge fühlen lassen, weil ich sie als Ausflucht aus meinem sehr langweiligen, unromantischen Leben nutze, um auch nur in den Geschmack dessen zu kommen, was die coolen Kinder als Liebe bezeichnen. Nicht umsonst zieht es mich jedes Mal wieder zu den YA-Romanzen, die süße und wholesome Geschichten versprechen, denn ich brauche das, ok?!

A boy worth knowing von Jennifer Cosgrove lag bei mir schon ungefähr ein Jahr lang auf dem Nachttisch unter einem anderen Stapel Bücher, bis ich mich dann auch mal dran erinnert hab, dass ich das ja gekauft habe. Also habe ich es vor ein paar Tagen rausgezerrt und mal eben schnell gelesen. Ging mit seinen knapp 170 Seiten auch fix genug, auch wenn es eine etwas andere Formatierung hat, als Bücher sie sonst haben. Aber das stört auch gar nicht allzu viel, auch wenn es das Festhalten mit einer Hand etwas umständlich gemacht hat.

Im Buch geht es um Nate Shaw, einen Einzelgänger an seiner High-School in einer Kleinstadt in den USA. Seine Klassenkameraden meiden ihn und sind ziemlich fies zu ihm, weil Nate mit Geistern reden kann, was natürlich niemand von den anderen Kids glaubt. Nate hat also keinen einzigen Freund an seiner Schule, bis der neue Junge, James Powell, sich neben ihn setzt. Es klickt zwischen ihnen und nicht nur, dass James bei ihm bleibt, als er von anderen gesagt bekommt, Nate wäre verrückt und hätte es nicht verdient, dass jemand wie James mit ihm redet, entwickelt der gute Nate auch noch einen Crush auf seinen ersten und einzigen Freund. Wäre da nur nicht der Geist von James' totem Bruder, der ihn überall hin verfolgt...

Für mich ist diese Geschichte nichts Überragendes, oder neues. Das Rad wurde hier definitiv nicht neu erfunden, sondern höchstens einmal mit dem Lappen abgewischt. Das muss natürlich nichts Schlechtes sein, aber als Jenni (Ich nenne dich Jenni, okay Jennifer, macht die sicher nichts) das Buch direkt sehr schwach mit einem Haufen an Exposition und einer Spiegel-Szene angefangen hat, da musste ich dann doch schwer seufzen. Ich meine, ich erwarte keine krassen Neuerungen in einem 170 Seiten langen Schmöker, aber der Versuch, etwas nicht wie das Buch nebenan aussehen zu lassen, wäre nett gewesen.

Jedenfalls, wenn man die doch recht schwache Story einfach mal außen vorlässt, dann ist das Buch echt süß. Die beiden Protagonisten tänzeln ein wenig umeinander herum, geführt von Nate mit seinen ganzen Zweifeln (die vollkommen verständlich sind) und James, der noch immer mit dem Tod seines Bruders zu kämpfen hat. Ich glaube, hätte man den Versuch, eine Handlung einzubauen, die über die Romanze der beiden hinausgeht, einfach gelassen, dann wäre das Buch besser gewesen. Die Handlung ist nämlich leider sehr schwach umgesetzt.

Nate kann den toten Bruder von James sehen und erfährt von dem, dass er in einem Autounfall gestorben sei. Nate soll jetzt James helfen, über diesen Tod hinwegzukommen – und hätte man es dabei belassen, dann wäre alles absolut gucci gewesen. Allerdings hat sich Jenni hier selbst Steine in den Weg gelegt, als sie James glauben ließ, sein Bruder wäre ermordet gewesen und er müsste unbedingt Detektiv spielen. James war an vielen Stellen des Buches wirklich gut dargestellt, ein lebensfroher Junge, der mit dem Tod eines Menschen zu kämpfen hatte, es aber nicht immer an seiner Fassade zeigen wollte. Er ließ Nate wissen, dass er traurig war und gerade nicht zuhause sein konnte und deswegen lieber bei seinem neuen besten Freund ist. Verständlich, finde ich. Trauerbewältigung ist ein gutes Thema. Was leider nicht so gut war, war der Fakt, dass James nur einmal mit der Exfreundin seines Bruders reden musste, die ebenfalls im Auto war und alles, was sie sagen musste, war, dass es ein Unfall war und mehr nicht. Für jemanden, der so lange davon überzeugt war, dass es ein Mord war, lässt er das Thema ziemlich schnell fallen. Zumal das ganze Gespräch auch nur so eine Seite lang war und man danach diese Figur nie wieder erwähnt.

Auch Nates Probleme mit seiner Familie waren ein wenig zu kurz behandelt. Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass seine Fähigkeit, Geister zu sehen, eine Allegorie für seine Sexualität war, dann ist es natürlich absolut fein, dass seine Mutter ihn rausgeschmissen hat und er deswegen bei seiner Tante Susan leben muss und nicht einmal mit seiner kleinen Schwester schreiben kann. Also, ich meine, klar ist das nicht fein. Kinder sollten nicht aufgrund ihrer sexuellen Vorlieben rausgeschmissen werden, aber ihr versteht schon.

Nates Geisterfähigkeit ist im ganzen Plot nur dafür relevant, dass er mit James' Bruder und seiner Großmutter reden kann, denn andere Geister kommen nicht wirklich vor. Es werden ab und an mal welche erwähnt, aber mehr wirklich nicht. Wenn es schon ein so großer Punkt in seinem Leben sein soll, dass seine Mum ihn deswegen rausschmeißt, dann hätte es auch mehr erkundet werden können.

Die Romanze mit Nate und James wiederrum war das, was das Buch am stärksten gemacht hat. Sie war nicht außerordentlich neu oder aufregend, aber sie war süß und sie hat mich Dinge fühlen lassen. Ab und an hat mich das Buch auch noch outgecalled und das fand ich zwar echt uncool (ich weiß, dass es ungesund ist, einem Crush nachzuhängen, den man nicht haben kann, okay Jenni, kein Grund es mir unter die Nase zu reiben), aber ansonsten hatte es eine tolle Entwicklung. Man könnte argumentieren, dass Nates Crush auf James etwas zu schnell kam - quasi als er ihn das erste Mal gesehen hat – aber ok, darüber kann ich hinwegsehen. Denn ansonsten sind die beiden einfach purer Zucker und man möchte sie einfach aufessen, so süß sind die. Und so fucking supportive zueinander. Gott, ich bin neidisch.

Der mit Abstand beste Charakter war aber sowieso Tante Susan, fight me. Sarkastisch, liebevoll, verständnisvoll, witzig und voller bissiger Kommentare, außerdem komplett funktionsunfähig ohne Kaffee und will ihrem Neffen den SexTalk aufdrücken, sobald er und James daten?? Hell yes. I stan. (Mal davon abgesehen, dass sie quasi Nate und James im Alleingang durchfüttert und dann auch noch so unterstützend ist, dass sie Nate mehrere Tage zuhause bleiben lässt, als ein gewisser Punkt im Buch erreicht ist?? We do be stanning a supportive queen.)

Tante Susan ist die Cis-Ally-Tante, die wir alle verdienen, pass it on.

Wenn Jenni gewollt hätte, dass ihr Buch noch besser ist, als ich es tatsächlich schon finde, dann hätte sie sich der anderen Handlung mehr widmen sollen und nicht nur auf die sehr süße Romanze fokussieren sollen. James' toter Bruder war nämlich ein cooler Charakter und ich hätte tatsächlich gerne mehr zu ihm gehabt. Ich kann nicht fassen, dass ich das sage, aber es wäre wesentlich besser gewesen, wenn er wirklich ermordet worden wäre, denn dann hätte James' Motivation und seine Trauerbewältigung tatsächlich mehr zur Story beigetragen. Und das Buch wäre länger geworden und ich hätte mehr von den beiden lesen können, ok. (Außerdem habe ich mir mehr zu Nate und seiner Familiensituation gewünscht. Seine Mutter kommt einmal vor?? James Eltern kommen auch nur zwei mal vor, obwohl ständig gesagt wird, er musste aus dem Haus entkommen, weil er es mit ihnen nicht mehr ausgehalten hat? WO IST MEIN FAMILIENKONFLIKT, JENNI!?)

Okay, aber allen in allem ist a boy worth knowing süß, schnell und einfach zu lesen. Wer an einer schnellen Romanze interessiert ist, die das Rad nicht neu erfindet und keine Zeit mit einer Handlung verschwendet, der kann es sich gerne zulegen.

Man liest sich,

- Roiben.

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