Triggerwarnung: Gewalt, Anzeichen von Homophobie (?), Anzeichen von Biphobie (?), Blut, Tod
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3 von 5 Sternen – Ein netter Stand-Alone mit verschwendetem Potenzial.
Als mir Carry On von Rainbow Rowell vorgeschlagen wurde, musste ich bereits beim Lesen der Kurzbeschreibung mit den Augen rollen, aber weil so viele Leute es als eine absolute Perfektion feiern, habe ich mich dennoch breitschlagen lassen und mir selbst eine Ausgabe bestellt. Ich will nicht sagen, dass ich enttäuscht wurde, aber meine Erwartungen wurden definitiv auch nicht erfüllt.
Carry On handelt von Simon Snow der auf die magische Schule Watford geht. Dort ist er nicht nur der mächtigste Magier aller Zeiten, sondern auch noch der Auserwählte und muss eine gefährliche, böse Kreatur aufhalten, die die Magie der Welt klaut und damit alles bedroht, was er liebt. Böse Zungen würden jetzt behaupten, dass Rainbow Rowell sich sehr großzügig bei Harry Potter „inspiriert" hat und dem wäre ich nicht abgeneigt. Watford fühlt sich sehr wie Hogwarts an. Die Zauberfamilien, das Eintrittsalter mit 11, Zauberstäbe (die Rowling natürlich nicht erfunden hat, aber u get my point), der Auserwählte, Rivalität mit dem gutaussenden Erben einer hochangesehenen aber vielleicht bösen Zauberfamilie, eine beste Freundin, die Schulbücher auswendig lernt... man kann weitere Parallelen ziehen.
Anfangs hat mich das sehr aus der Bahn geworfen – weil ich als Kind Harry Potter rauf und runter gelesen habe, habe ich die Gleichheiten überall gesehen. Versteht mich nicht falsch, ich sage nicht, Mrs. Rowell hätte Plagiat betrieben und einfach alles kopiert, was ihr gefallen hat. Aber selbst der größte Hardcore-Fan kann nicht abstreiten, dass die Inspiration mehr als deutlich zu erkennen ist. Zwar ist Simon kein Harry und sein Rivale Baz ist kein Draco, aber die ganze Aufmachung erinnert schon sehr an alles, was die coolen Kinder heutzutage unter Drarry verstehen. Denn ja, dieses Buch ist eine Romanze mit Fantasysprenkeln.
Da hilft es nicht gerade, dass die ersten 150 Seiten sich wie Kaugummi ziehen und ich mich tatsächlich zwei Monate dadurch quälen musste, weil ich es einfach nicht enjoyed habe. Das Buch war irgendwie dröge und langweilig und die Erklärungen der magischen Welt haben mich nicht interessiert, weil Mrs. Rowell die Angewohnheit hat, alles, aber auch wirklich alles, haargenau zu erklären und dann verplappert sie sich und dreißig Seiten sind vergangen, ohne dass irgendwas passiert ist. Da fängt der Charakter ganz unschuldig an zu erklären, dass er jetzt auf dem Weg zur Zauberschule ist, um sein letztes Jahr anzutreten – und drei Seiten weiter sind wir tief in der Hintergrundgeschichte der ganzen Welt gefangen und finden keinen Weg mehr heraus. Sowas nervt. Ich verstehe, wenn man seinen Leser als Autor alles erklären will, damit der auch alles versteht, aber... Leser sind, entgegen des großen Glaubens vieler, nicht dumm. Also nicht alle. Die meisten können sich auch was selbst zusammenreimen. Und man muss tatsächlich nicht jedes kleine Ding toterklären, wenn es gerade sowieso keinen Sinn in der Geschichte macht und ich das alles in 200 Seiten eh wieder vergessen habe, weil sich die Geschichte selbst nicht auf die Magie sondern auf die Beziehung fokussiert. Ich muss nichts über die Entstehungsgeschichte der magischen Schule und von irgendwelchen Zaubergesetzen wissen, wenn es doch nicht wieder aufgegriffen oder wichtig für die Story ist. Wen interessiert das? Dieses Buch, das an die 500 Seiten hat, hätte sicherlich 200 Seiten kürzer sein können und die Story wäre gleich geblieben, weil man einfach nur alles an Tell herausgestrichen hätte, in das sich Mrs. Rowell verfahren hat.
Ich mochte das Buch und ich wollte es gerne mehr mögen, aber es hat für mich viel zu viele Schwachstellen, als dass ich es in mein Regal der Lieblinge nehmen möchte. Zwar mag ich viele der Charaktere und auch das Ende der Story ist meiner Meinung nach gut gelungen, aber dennoch hat mich nichts wirklich mitgerissen. Okay, das war gelogen. Als Baz und Simon dann endlich nach gefühlt 250 Seiten auch mal aufeinandergetroffen sind und sich darauf geeinigt haben, zusammen zu arbeiten, da war ich ein wenig invested, weil die Dynamik doch gut dargestellt war. Simons beste Freundin Penny, die der illustren Runde dann auch noch beitritt, damit die drei gemeinsam den Mord an Baz' Mutter aufklären können, hat mir sehr gut gefallen. Das Zusammenarbeiten an sich war schön geschrieben und auch die Charakterentwicklung damit hat sich sehr natürlich angefühlt.
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Boy Meets Book
RandomIch bin der titelgebende Boy und ich meete books. Hier erscheinen Bewertungen und Rezensionen, zu den (realen) Büchern, die ich gelesen habe. Alles ist hundertprozentig subjektiv und entspricht lediglich meiner Meinung. Den Rest lest ihr im Erkläru...