Kapitel 27

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Ersichtlich ertappt verfliegt die Wut in seinen Augen und sie vergrößern sich. „Du hast was?" flüstert er und scheint vollkommen gefroren.
Ich will etwas sagen, doch ich presse meinen Mund fest zusammen um nicht anzufangen zu heulen.
Und dann verfliegt scheinbar der Moment. Denn sofort schließen sich jegliche Türen in ihm und er presst seine Hand plötzlich gegen meinen Hals.
„Du meinst, er hat dir geholfen?" knurrt er dunkel und durchdringt mich mit seinem Blick.
Ich versuche mich nicht einmal mehr gegen seinen Griff zu wehren, da ich es gewohnt sein sollte. Ich lege lediglich die Hand auf seine und kann nichts mehr gegen die Tränen machen.
Als ich nichts sage kommt er mir noch näher. „Überlege jetzt ganz genau, was du sagst: Bist du dir sicher, dass Lennard dir absichtlich das gezeigt hat, obwohl er genau weiß-„ drückt er noch mehr gegen meinen Hals, „-dass ich das nicht gutheißen würde?"

Ich bin kurz vor dem Zusammenbruch. Alles ist zu viel für mich. Ich erkenne Bram nicht wieder und will, dass er aufhört. Ich will, dass alles wieder normal wird und ich spüre, wie meine Hoffnung auf eine Wendung, wie damals, nur noch ein winziger Funke ist, der kurz davor ist von der Dunkelheit verschluckt zu werden.
„Bram." wimmere ich zerstört, „Bitte lass das."
Trotzig krümmt er die Brauen. „Was?"
„Hör auf von der Sache mit Elena abzulenken."
Ich merke, wie etwas in ihm rumort und ihn ruhig werden lässt, weshalb ich einfach weiter spreche.
„Damals, als dein Vater hier war, hat er tatsächlich wieder das mit ihr angesprochen, oder?"
Sofort lässt er mich los und tritt verraten zurück. „Das ist unwichtig."

„Fick dich." krächze ich.
Sofort spannt er sich wieder an. „Was hast du gesagt?"
Noch mehr Tränen auf meiner Wange sammeln sich während alles in mir bricht. „Fick dich! Dauerhaft verschweigst du mir etwas und lässt mich an nichts teilhaben. Hauptsache ich bleibe hier und vegetiere vor mich hin. Aber du merkst nicht einmal, wie genau mich das immer unglücklicher macht!" werde ich laut. „So oft-." versuche ich mich wieder zu kontrollieren, „-so oft habe Ich dich nach der Wahrheit gefragt und dir versichert, dass ich nicht wütend werden würde, doch du hast mich vollkommen aus deinem Leben ausgeschlossen!"
„Weil ich dich beschützen will." brummt er ohne den Blick von mir zu lassen.
„Wir sind schon drei Jahre zusammen!!" werfe ich ihm vor. „Mir ist scheiß egal, dass du mich mit in deinen Dreck ziehst. Das gehört dazu. Und ganz ehrlich? Ich habe die Schnauze voll."

Jetzt wird er wieder furios, was mich insgeheim enttäuscht. „Was soll das heißen?"
Kraftlos zucke ich die Schultern und schüttle den Kopf. „Ich weiß es nicht.."
Es vergeht ein Moment voller Stille bevor ich wieder das ausspreche, was mir zum ersten Mal in den Kopf kommt. „Vielleicht sollten wir vorerst Abstand halten." sage ich ganz leise, weil es mir selbst wehtut, das überhaupt in Erwägung ziehen zu müssen. „Um unsere Gedanken zu ordnen."

Doch es bringt ihn zu knacken. Mit enormer Kraft packt er meinen Arm und zerrt mich tiefer in die Wohnung. „Bram, was hast du vor?"
Sein Griff ist schmerzvoll und er läuft so schnell, dass ich in meinen Sandalen stolpere.
„Das du das überhaupt in Erwägung ziehst." knurrt er dunkel bevor er mich ins Schlafzimmer schubst, dass ich auf die Knie falle. Doch ich beachte gar nicht erst den Schmerz sondern drehe mich sofort wieder zu ihm, wo er schon die Türklinke festhält und auf sehr verrückte Weise auf mich hinabschaut.
„Niemals." flüstert er kalt bevor er die Tür zuschlägt und ich höre, wie das Schloss gedreht wird.

Ungläubig halte ich den Atem an, um noch etwas zu hören, doch es kommt nichts auf, als mein eigener harter Herzschlag. Das hat er nicht.
Versteift lehne ich mich auf die Hände und starre die Tür an, als würde sie jeden Moment explodieren.
Der Schlüssel steckt nicht.
Schnell krabble ich zur Tür und versuche sie zu öffnen, doch sie bewegt sich kein Stück. Und als ich durch das Schlüsselloch sehe kann ich ins Wohnzimmer sehen.

Geschockt verharre ich. Fuck. Mit einem Schlag wird mir klar, dass ich eingesperrt wurde. Nach all den Jahren hat er es wieder getan und ich verstehe nun, warum er darauf besessen war Wohnungen zu finden, welche noch ganz normale Schlüssellöcher besitzen. Er hatte mir nie vertraut.. Er hatte wieder gelogen.
„Lass mich raus!" hämmere ich gegen die Tür. „Du kannst das doch nicht ernst meinen, oder?"
Weiter hämmernd versuche ich einen klaren Kopf zu bewahren. Ich darf mich davon jetzt nicht anfassen lassen. Denn mir ist bewusst, dass wenn ich es auch nur einmal zu mir dringen lasse, ich mich verlieren würde.
„Fuck, fuck, fuck!" fasse ich mir in die Haare.
Er hatte damals versprochen sowas nicht mehr zu machen. Was ist nur los mit ihm? Warum fällt mir erst jetzt auf, dass er mich über die Jahre immer wieder angelogen hatte?

Won't lose youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt