Willow pov
„Wahrscheinlich macht sie sich nur Sorgen um ihre Schuhe."
Der Bastard weiß ganz genau, was das mit mir anstellt. Er war bei meinem ersten Urlaub nach dem Vorfall dabei. Er hat erlebt, wie ich weggerannt war.
Beim unterdrücken meiner Panik durchläuft mich ein ekliger kalter Schauer durch den ich mich unauffällig strecke - Hauptsache ich bin weiter weg vom Sand. Vom beschissenen blutigen Sand.
Erst dann schaffe ich es meine Emotionen abzuschalten und gefühllos zu Lennard zu sehen.
„Pumps gehen bei Sand nicht kaputt. Das würdest du wissen, wenn du mal eine Freundin gehabt hättest." zische ich. Ich höre die Gruppe, die ich immer noch nicht beachtet habe, johlen, doch gebe ihnen keine Beachtung als es mir droht die Kehle zuzuschnüren, sobald die Panik nachhallen will.
„Willow lass uns woandershin." redet Bram weich.
„Nein, bleib ruhig hier." brumme ich und drehe mich um, um mich an ihn vorbeizuschlängeln.
„Willow, warte."
„Nein." drehe ich mich knurrend zu ihm. Ich habe gerade gar keine Lust auf Menschen. „Du bleibst verdammt nochmal hier. Ich besorge mir nur kurz etwas zu trinken."
Ich warte noch aufgebraust seine Reaktion ab aber er tritt respektierend zurück und nickt, was neu ist.
Mit einer Verwirrung unter meiner Wut drehe ich mich endgültig um, um zum Buffet zu kommen.
„Das kommt daher, dass ich keine Freundin will. Die sind nur anstrengend und falsch."
Als ich das von Lennard hinter mir höre blitzt es in mir, aber ich gehe einfach weiter und bin erstaunt, als Bram ihm ordert die Klappe zu halten.Mir beliebt es nach Alkohol, weshalb ich das viele Essen vor mir ignoriere und einfach einer der Bowlen auswähle.
Lennard hatte sich so ins schlechte verändert, dass ich ihn inzwischen am liebsten vergessen würde. Wie kommt es, dass er mich überhaupt eingeladen hat?"Hey." Eigentlich nicht interessiert sehe ich zu meiner Rechten, die mich im nächsten Moment geschockt die Augen weiten lässt.
"Orsin?!" entkommt es mir und er lächelt schief auf. Ich öffne den Mund mehrmals und weit, aber kein Ton entkommt mir. Ich habe Orsin seit der Insel nicht mehr gesehen.
"Ja, wahrhaftig." lacht er und seine blauen Augen strahlen mich wirklich an. Nicht so, wie Lennards oder die von anderen. Sondern aufrichtig und gütig. Und die Zeit tut ihm nicht gerade schlecht. "Ich saß vorhin bei den anderen, aber du hast einfach nicht hingesehen." lächelt er, während er die Hände in die Hosentaschen zwängt.
„Oh, ehm ich-„
„Schon gut. Ich nehme es nicht übel. Wie...geht es dir?" blickt er auf meine Hand mit dem Ring den Bram mir vor drei Jahren geschenkt hat bevor er meine Augen wieder fixiert.Das sarkastische Schnauben lässt sich nicht unterdrücken. Ich habe einfach keine Worte, weshalb ich einfach einen Schluck meines Getränks nehme. „Ehrliche Antwort? Im Moment will ich nichts anderes als etwas prozenthaltiges."
Im Augenwinkel sehe ich, wie sein Lächeln bröckelt. „Hatte ich mir schon gedacht." murmelt er und nimmt sich einer der gefüllten Oliven. „Aber dafür bist du hier falsch." deutet er auf meinen Maracujasaft.
Diesen umherdrehend hebe ich leidig den Mundwinkel.
„Komm. Ich zeig dir, wo du das richtige findest."Mit seiner warmen Hand auf meinem Schulterblatt führt er mich vom Buffet weg und durch die Terrasse bis zu der Überdachung von der Lennard vorhin geredet hat. Hier steht eine Outdoor-Küche aus Stahl, die von gläsernen Wänden zum Teil abgedeckt wird.
„Also wenn hier anscheinend der Alkohol ist, dann sind mir deutlich zu wenig Menschen hier." bemerke ich dumpf und sehe mich um sobald Orsin von mir weicht und zu einem sich aufrollenden Schrank geht.
Grinsend sieht er mich über die Schulter an bevor er eine Flasche Wodka rausnimmt. „Das kommt davon, dass es für die meisten noch zu früh ist und Lennard keine Betrunkenen zum Anfang haben will. Aber wir sind da die Ausnahme." streckt er die Hand zu mir aus, weshalb ich unsicher zu ihm trete und meinen Becher überreiche.
„Du trinkst mit?" frage ich, während ich beobachte, wie er mir eine starke Mischung macht.
Kurz lehnt er den Kopf zu jeweils einer Seite bis er mir grinsend den Becher zurückgibt. „Ich trinke inzwischen nicht mehr, aber heute mache ich eine Ausnahme. Du ermutigst mich mitzumachen."Lachend schüttle ich den Kopf und warte bis er auch etwas hat um sich anzuprosten.
„Danke, Orsin. Du hast mich gerettet." lächle ich leicht in meinen Becher und kann die entspannende Wirkung dessen Inhalts kaum erwarten. „Wie geht es dir eigentlich? Nach...allem." hebe ich den Blick vorsichtig und erkenne den Stimmungsumschwung in seinem Gesicht.
„Nicht all zu gut, aber besser." sieht er mich traurig lächelnd an, wozu ich nur nicken kann. „Weißt du, ich verdränge das alles einfach so gut, wie nur möglich. Es ist schon lange her."
Ich kann nicht anders als auf meine Unterlippe zu beißen und nur mein Getränk anzusehen. Ich schäme mich plötzlich vor ihm. „Ich gebe mir dennoch die Schuld." murmle ich bevor ich einen großen Schluck nehme, der meinen Becher leert.
Immer noch traurig lächelnd entnimmt er mir diesen um ihn wieder aufzufüllen. Auch er meidet den Blickkontakt. „Ja, ich mir auch."Überrascht hebe ich den Blick doch er sieht immer noch auf die Flaschen. „Was? Wieso fühlst du dich schuldig? Du hast nichts damit zu tun gehabt."
Dazu zuckt er die Schultern. „Bram war damals mein Freund. Ich habe es vielleicht nicht getan, aber ich bin dennoch ein Mittäter."
Ich schüttle den Kopf, doch er achtet nicht darauf und reicht mir einfach mein Getränk.
„Aber mir geht es inzwischen gut. Ich arbeite mich in die Firma meines Onkels ein und nehme mir so viel Zeit wie ich nur brauche. Und wenn es mir schlecht geht habe ich immer Lennard zum reden. Auch wenn ich ihn nicht so oft sehe."
Mich an etwas erinnernd schlucke ich schwer und nehme noch einen Schluck bevor ich mich mutig genug fühle. „Und wie..wie läuft es mit dir und..Maddie?"
Als ich eine Regung seinerseits merke sehe ich verunsichert hoch, wo mich große Augen mit gemischten Emotionen erwarten. Sein Blick lässt mich ungut fühlen.Plötzlich verlässt ihn ein Lacher und er sieht weg, aber der Schmerz in seinen Augen ist nicht zu übersehen. „Die habe ich schon lange nicht mehr gesehen.."
„Oh echt? Das..tut mir Leid." meine ich nicht wissend, was ich sagen soll.
„Ach alles gut. Du musst dich für sie nicht verstellen. Mir ist klar, dass du als beste Freundin über sie und Lennard Bescheid wusstest."
Ertappt überführt mich ein schlechtes Gewissen und ich sehe auf die Finger. „Wir sind keine Freunde mehr."
„Ach so. Ich dachte, dass sie das damals nicht zu ernst meinte und ihr euch vertragen würdet. Das ist Schade."
Kopfschüttelnd nippe ich von meinem Getränk. „Wann hat sie es dir erzählt?"
„Sie nicht. Lennard hat es aufgedeckt. Sie kam erst damit an, als es zu spät war." Darauf nimmt er selbst einen Schluck.Total fertig von diesen Themen beenden wir dieses Gespräch und finden Zuflucht in unseren zurzeit herrschenden Geschichten. Dabei verlässt mich dieses schwere Gefühl nicht. Maddie hatte eine so schwere Zeit gehabt und ich war nicht da.
Am Ende kann ich auch nur weiter trinken und dasselbe wie Orsin tun: Vergessen.
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Won't lose you
RomanceEs sind schon fast drei Jahre vergangen seit ich mich für Bram entschieden habe und es war die schönste Zeit meines Lebens. Jedenfalls habe ich das gedacht. Aber es brauchte nicht lange bis mein altes Ich durch seine Fehler erweckt wurde. Nun bin ic...