Kapitel 51

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Lennard pov.

Wie eine Mauer, deren Zement kurz vorm zerbröseln ist, geht Willow davon.

Sobald ich höre, wie sie die Tür hinter sich schließt und ich endlich alleine bin sacke ich zusammen, halte mir die Stirn und grolle leise den ganzen Stress aus dem Körper. Scheinbar war ich heute nicht der einzige mit einem beschissenem Tag.
„Fuck, Mann." flüstere ich und sehe mich in dem Penthouse um. Ohne Bram wirkt es hier leerer. Scheiße, generell wirkt alles leer. Ohne ihn ist es nur noch unerträglicher.
Der zerfressende Druck in mir ächzt nach Nachschub, weshalb ich mich erhebe und schnell in der Küche nachschenke.
Zwar ist jetzt das Mädchen hier, welches ich nicht ausstehen kann, aber durch ihre Verbindung zu Bram kann ich sie einfach nicht mehr hassen.

Als mir ihr Gesicht von vor wenigen Minuten wieder in den Kopf kommt zerfrisst mich die Schuld noch mehr, als sie es heute morgen schon tat und bringt mich dazu das eben gefüllte Glas in einem Zug zu leeren. Es brennt und zieht in meiner Kehle, aber es ist nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den ich kläglich versuche zu ertränken.
Das ist viel schlimmer, als mir all die Beleidigungen von Bram anzuhören.
Kaputt stelle ich das Glas laut auf der Kücheninsel ab und drücke es im Nächsten Moment so stark, wie ich nur kann, bevor ich mir die Finger in die müden Augen drücke und hissend die Luft ausstoße. Ich bin zu einem verfickten Loser geworden. Nun springt mir auch Maddys Gesicht in den Sinn, doch ich werfe sie genauso schnell wieder weg, bevor mich der Hass gegen sie ausrasten lässt. Orsin hasst mich wegen des Geburtstags immer noch.

Ich muss eine Lösung finden. Und zwar schnell. Und ich werde es von der heuchlerischen Willow abhängig machen, was für eine es sein wird.

Willow pov.

Mit geplusterten Wangen öffne ich mühevoll die Augen und brauche einen Moment, um mein Rundum überhaupt erst wahrzunehmen.
Mein Gesicht pocht schmerzhaft von den versiegten Tränen und der Druck in meinem Kopf scheint sich im Vergleich zu gestern verschlechtert zu haben. Leise wehklagend drehe ich mich in dem King-Size Bett zur anderen Seite, doch mein Arm fällt ins Leere. Neben mir liegt kein Bram und keine Kelly.
Gefühllos starre ich die Wand an, die wage von sonnenähnlichen Lichtern beleuchtet wird.

Es fühlt sich an, als hätte ich ein erneutes mal in meinem Leben alles verloren und es lässt mein Kinn für einen Moment kräuseln.
Aber ich lasse nicht zu, dass ich wieder in Selbstmitleid versinke. Diesmal muss ich alles geben.
Also forme ich meine Hand zur Faust und spanne den Arm entschlossen an bevor ich die Decke von mir werfe und die nackten Beine von der Seite baumeln lasse. Als hätte sich für Jahre die Kruste an mein Gesicht gehaftet reibe ich mir ausgiebig durchs Gesicht und atme tief durch.

Ich brauche dringend eine warme Dusche und frische Kleidung. Um meinen Körper zum aufstehen zu bewegen starre ich die antike Kommode an, in der ich gestern die Schlafsachen der besagten Clara gefunden habe. Ich versuche mich an diesen Namen zu erinnern, aber nichts kommt mir in dem Nebel da oben auf.
Mir bleibt also nichts anderes übrig, als einfach aufzustehen und meinen schmerzenden Körper in das angrenzende Bad des Zimmers zu bringen.

Tief durchatmend lasse ich das heiße Wasser über meinen Körper fließen, als wäre es ein Part von mir. Aufstöhnend vor Wohlwollen lasse ich den Kopf fallen und stütze mich mit einer Hand an der gefliesten Wand ab. Desto länger ich so stehe, desto mehr Ruhe und Klarheit kehrt in mich ein. Ich kann verstehen, warum Lennard diese Immobilie seiner Eltern behalten hat, bevor sie sie verkaufen haben.
Ich war zwar nicht sonderlich lang bei Kelly, aber eines habe ich definitiv in dieser Zeit festgestellt: Ich werde mich so schnell nicht mehr von diesen Luxusduschen abgewöhnen können. Es ist, als würde ich in eine andere Welt steigen, in denen warmer Regen den Alltag regiert und sich mit nichts weiterem beschäftigt, als der perfekten Wassermassage.
Kellys Dusche konnte manchmal nicht einmal warmes Wasser geben..

Won't lose youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt