Kapitel 4

763 21 0
                                    

Willow pov.

Obwohl ich den gesamten Abend gefühlt gesessen habe fühle ich mich niedergeschlagen, bis wir in unser Apartment treten. Ich konnte nicht aufhören über Jordans Worte nachzudenken. Ich wusste sofort, welchen Moment er meinte und damals kannte ich ihn noch nicht. Ich war weggerannt, weil Bram es mir angeordnet hatte und meinte, er würde mich beschützen. Er hatte sogar eine verdammte Pistole gezogen!
Und letzten Endes war es nur Jordan? Klar, Jordan ist kein ungefährlicher Mann, aber es war zu 100% klar, dass er uns nie richtig angegriffen hätte. Aber Bram hatte gelogen.

Mit der anhaltenden Denkfalte schlürfe ich über den Parkettboden hinter ihm her und halte meine hohen Absätze in der Hand.
Er macht keine Lichter an, sondern fängt sofort an sein Hemd aufzuknöpfen und um die Ecke zum Schlafzimmer rechts zu gehen. Aber ich kann mich nicht länger zurückhalten.
„Wieso hast du mir das mit Jordan nie gesagt?"

Abrupt hält er an doch dreht sich nicht zu mir. Er lässt einfach die Arme in der Stille fallen. „Willow..Es ist fast 2 Uhr morgens und wir beide sind kaputt. Lass uns das nicht jetzt besprechen." versucht er wieder weiterzugehen.
„Nein." wackelt meine Stimme plötzlich, „Ich will es wissen."
Er seufzt bevor er sich zu mir dreht. In den Lichtern der Stadt, die man von hier oben sieht, erkenne ich keinerlei Emotionen, außer die schmerzhaft gekrümmten Brauen. So hat er mich schon lange nicht mehr angesehen und es tut weh.

„Willow, damals war es noch eine gefährliche Situation für mich."
„Jordan hätte uns doch wohl nichts getan!"
„Ach ja, woher willst du das wissen?"
„Weil ich ihn inzwischen relativ gut kenne und ihr schon damals einen guten Kontakt hattet." sehe ich ihn verärgert an. „Der Punkt ist du hättest es danach erklären können. Also wieso lügen?!"
Sein Gesicht wird glatt, aber dafür bilden sich seine Hände zu Fäusten. Es vergeht ein langer Moment voller Stille, bevor seine Stimme dunkler und angespannter fortfährt. „Ich hatte so viele gefährliche Situationen. Wir hatten so viele gefährliche Situationen. Da geht sowas verloren, verdammt nochmal." Ich schlucke, doch er redet weiter bevor ich kontern kann. „Erinnerst du dich nicht an deine Entführung durch die Gang? An die Typen, die plötzlich an unseren Fenster vorbeihuschten, als wir in Thailand waren? Oder unserem Fluchtversuch aus unserem ersten Apartment?"
„Das war wegen deines Dad's." meine ich belegt und spüre Tränen in meinen Augen. All diese Erinnerungen. Ich wollte sie verdrängen. Sie kratzen Bereiche in meinem Leben an, die ich entweder vergessen oder schöner in Erinnerung behalten möchte.
„Ja, und selbst er würde dich wahrscheinlich umnieten hätte er von dir erfahren. Auch das hätte unser Leben zerstört." führt er weicher fort, bevor er langsam auf mich zukommt.

Alles in mir sehnt sich nach ihm. Ich hasse es mit ihm zu streiten. Vor allem weil ich meistens falsch liege und somit etwas gestartet habe, was vollkommen sinnlos war.
„Es hätte mein Leben zerstört." sagt er leise, als er schon die Hand an meiner Wange hat und somit die Tränen losbrechen lässt, die ich unterdrücken wollte, und mich in den Arm nimmt.
„Lüge mich einfach nicht an." rede ich in seine Brust hinein.
„Das mache ich nie, Baby. Ich liebe dich."
Mit wackelnder Unterlippe kralle ich mich in sein Hemd. „Ich dich auch." Doch diese Worte fühlen sich auf einmal nicht mehr so wie damals an.

Zum wohl ersten Mal verfluche ich hohe Schuhe. Eigentlich musste ich gestern nicht viel auf der Hochzeit gehen, aber es hatte wohl gereicht, um mir seit langem große Schmerzen auf der Arbeit zu verleihen.
Warum muss Bram auch in einer angesehenen Firma arbeiten? Dann müsste man sich nicht formal kleiden und wäre deutlich entspannter.

„Mr. Baker hat erneut angerufen und sich wieder beschwert." knalle ich ihm die Mappe mit allen Informationen auf den gläsernen Tisch.
„Was wollte er diesmal?" blickt er nicht einmal hoch.
Mit verschränkten Armen lehne ich mich an seinen Tisch. „Keine Ahnung." knurre ich, was seinen Blick endlich auf mich richtet. Wissend, dass ich mich erklären muss verdrehe ich die Augen und fange an zu gestikulieren. „Es ging um eines seiner neuen Wohnungen. Und wie immer wollte er seine Unzufriedenheit an mir auslassen. Also habe ich ihn irgendwann abgewürgt, weil ich einfach keinen Bock mehr auf ihn habe."

Mit gekrümmten Brauen bücke ich mich, um meine Fersen in den Sandaletten zu massieren. Ich hatte diesen Job nur angenommen, weil Bram mir auch nur diesen erlaubt hat und ich keine Lust mehr hatte Zuhause zu hocken.
Ein kleiner Stich durchzog meinen Körper. Ok, wegen der Angst alleine zu sein auch. Immerhin muss ich dauerhaft daran denken, wie jederzeit jemand einbrechen könnte, um Bram eins auszuwischen.

„Sicher, dass es nicht von den Schuhen kommt?"
Mit monotonem Gesicht sehe ich ihn an, wo er mich mit verstecktem Grinsen direkt ansieht. „Oder tut dein Körper immer noch durch letzte Nacht weh?" Bis heute hatte sich sein intensiver Blick nicht verändert, weshalb dieser auch jetzt noch einen Schauer über meinen Rücken jagt.
Stumm starre ich ihn an, weil ich einfach nicht weiß, was ich dazu sagen soll.

Seufzend steht er auf und kommt zu mir. „Ich habe dir vorgeschlagen zuhause zu bleiben." meint er ruhig lächelnd und steckt die Hände in seine Hosentaschen.
Ja, und ich wollte nicht fehlen und mich somit als inkompetent darstellen.
Egal, was Bram mir auch versichert, für die Mitarbeiter in seiner Firma bleibe ich das geldgeile Flittchen, welches diese Arbeit nicht ernst nimmt. Wenn ich anfange zu fehlen würde sich dieses Bild von mir nicht verbessern. Mein Stolz weigert sich das zu akzeptieren.

Plötzlich spüre ich, wie seine Hände an den Seiten meiner Oberschenkel hochrutschen. Langsam bis seine Fingerspitzen unter meinem engen Rock stehen bleiben. Mit erhobener Braue sehe ich zu ihm auf, doch er lächelt nur groß. „Ich werde es dir immer wieder sagen: Ich habe hier das Sagen. Also kannst du hier tun und lassen was du willst. Schieb deine Aufgaben einfach an meine Sekretärin ab und gut ist. Du kannst hier so viel entspannen, wie du willst."
Für einen Moment sehen wir uns nur an. Bis heute fällt es mir schwer Bram zu lesen. Es ist mit den Jahren leichter geworden, aber nicht viel.
Mit einem sanften Kuss unterbricht er den Blickkontakt und geht unerlaubt höher mit den Fingern. „Egal was ist, hier kannst du alles machen." meint er leise zwischen den Küssen.

Grummelnd lehne ich mich zurück. „Du weißt genau, dass ich das nicht machen werde." Wieder küsst er mich, als hätte ich nichts gesagt.
„Wir hatten das doch schon oft genug gemacht." raunt er grinsend und entnimmt seine Finger aus meinem Rock um mit den Händen meinen Körper hochzufahren. „Immerhin wird uns niemand dafür bestrafen."

Tief durchatmend versuche ich mich auf meine Gedanken zu konzentrieren. „Bram..Du weißt, dass ich-„. Doch er küsst mich umso stärker und drückt mich an sich.
„Ich weiß, das habe ich dir schon heute Morgen gesagt, aber dein Outfit heute spielt wirklich mit meinem Verstand." Die Küsse kommen an meinem Hals an und ab da verliere ich die Konzentration auf meine eigenen Gedanken. Alles was ich noch sagen wollte verblasst, meine Augen schließen sich automatisch und mein Körper verdrängt die Schmerzen des letzten Tages.
„Na komm." bringt er sein Gesicht vor meins, „Gönn dir eine kleine Pause mit deinem Chef, hm?" Zaghaft zieht er mein Oberteil aus dem Rock und höher, was meine Atmung schneller werden lässt.
„I-Ich weiß nicht. Jemand hat mich bestimmt hier reingehen sehen und wird sofort wissen, was hier abgeht, wenn ich zu lange hier drinnen bin." versuche ich es ein letztes Mal und probiere ein wenig Abstand zu kreieren, „Außerdem tut mein Körper wirklich noch von letzter Nacht weh."

Mit seiner warmen Hand fährt er meinen Hals hoch um meine Wange zu umfassen. „Oh, Baby. Das tut mir Leid." ertönt es wehmütig, aber in seinem Blick erkenne ich genau den Spaß daran etwas verbotenes zu tun. Leider macht er es auch in Bereichen die weniger schön sind, als dieses hier. Sehr viel weniger. „Es wird wieder passieren." bringt er mich grinsend aus meinen trüben Gedanken.

Mit einem Mal zieht er mir das Oberteil über den Kopf, was bestimmt meinen ordentlichen Zopf durcheinander gebracht hat. Ich fühle mich echt nicht wohl bei dem Gedanken, dass die Mitarbeiter hier erfahren könnten, was wir hier tun. Bram jedoch interessiert sich einen Dreck über die Meinung anderer. Dabei sollte er sich mit seinen Kollegen verstehen. Alles dafür tun, dass sie weiterhin für ihn arbeiten.
Sie sind Bedienstete!" warf er mir vor wenigen Monaten vor. „Sie sind nur dank mir hier. Keinem anderen."
Er will es nicht einsehen. Egal wie oft ich es versuche.

Mit einem Ruck packt er mich, was mich die Beine automatisch um ihn schlingen lässt, und trägt mich plötzlich Richtung Tür. Es veranlasst mich unseren Kuss erschrocken zu unterbrechen, aber als er mich gegen diese presst verwerfe ich den Gedanken, dass er mich jetzt so aussehend aus dem Raum schaffen wird.
Zutrauen würde ich es ihm jedoch schon. In einem Hotel in Barcelona hat er mich schon einmal zur Bestrafung nackt und nur mit einem Laken in der Hand aus dem Zimmer gesperrt. Aber seitdem habe ich nichts falsches getan, was sowas wieder veranlassen sollte.

Meine Panik verschwindet, als ich seine Beule durch die Jeans direkt spüre und lege meine Lippen sofort wieder auf seine. Und mit dem Klicken des Schlosses lasse ich mich endgültig gehen.

Won't lose youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt