Willow pov.
Seitdem der Urlaub von Kelly vorbei ist, ist mein Leben recht einsam geworden. Ich finde keine bessere Beschäftigung, als mich mit der Decke auf die Couch zu setzen und stundenlang das öde Fernsehprogramm anzuschauen.
Erst jetzt wird mir bewusst, wie anstrengend es für Kelly eigentlich ist. Sehr früh geht sie in die Uni, nur um im Nachhinein für weitere Stunden im Café zu arbeiten. Ich sehe sie kaum noch außer neben mir im Bett.
Grübelnd versinke ich in Gedanken. Ich sollte sie sicherlich demnächst wieder in Ruhe lassen. Mir ein Hotel suchen oder so.
Seit der Bar ist es sowieso ein wenig merkwürdig zwischen uns geworden.
Mir die Stirn reibend hoffe ich auf einen besseren Gedankengang. Sie hatte erwähnt, dass sie sich sonst immer mit Dramen und anderen Menschen schwertat und obwohl es bei mir anders zu sein schien, glaube ich, dass sie nun doch etwas Abstand nimmt.Seufzend senke ich die Hand und starre auf den Kaffeetisch. Um genau zu sein: Auf Jonas altes Handy, welches ich bisher nur verwendet habe, um damals Kelly anzuschreiben.
Das ist es auch, was mich seit zwei Tagen beschäftigt. Es löst so viele Gefühle aus, obwohl ich es so selten wie möglich in die Hand nehme. Und ich habe das Verlangen jemanden zu kontaktieren, aber wen? Wer kann mir in dieser Situation noch helfen?
Zum ersten Mal seit Italien gehe ich ausführlicher im Kopf durch, wen ich kennen könnte, auch wenn es mir mehr an Kraft raubt, als mich zu einem Ergebnis zu führen.
Lennard.
Erstarrend verziehe ich das Gesicht. Das ist nun wirklich das schlimmste, was mir mein Verstand hätte vorschlagen können. Obwohl...
Ich bin mit ihm nicht auf dem besten Fuß, aber er könnte sehr hilfreich sein. Auch wenn Bram ihm sehr viel auferlegt hatte, könnte er dennoch bereit sein nochmal zu helfen. Oder?
Verdammt.
Überfordert verstecke ich mein Gesicht hinter den Händen. Jetzt will ich dieses Handy mehr denn je benutzen. Eigentlich werde ich damit nicht nachverfolgt. Jedenfalls gehe ich davon aus. Aber was für andere Konsequenzen werden sich diesmal daraus ergeben? Was, wenn ich mich dennoch in die Scheiße reite?Kopfschüttelnd stehe ich auf ohne wirklich einen Sinn dahinter zu haben. Ich will weg von diesen Gedanken. Mir ist bewusst, ich muss mich mit ihnen beschäftigen, aber ich will nicht. Ich kann nicht.
Als wäre ich wirr im Kopf werfe ich die Decke auf das Sofa und wedle ziellos mit den Armen um mich, während ich um mich sehe. Dieses Handy geht mir nicht aus dem verdammten Kopf.
Vielleicht sollte ich mal anfangen Jona das neue zu bestellen.
Genervt stöhne ich aus. Seit wann ist mein Leben so stressig geworden? Oder werde ich nur zu alt, um locker mit Stress umzugehen?Dauerhaft sehe ich um mich und hoffe auf den Straßen nicht erkannt zu werden, obwohl ich bei der Sonne mit Halstuch und dicker Sonnenbrille rumlaufe.
Zusätzlich versuche ich mich mit meinen Haaren gedanklich zu beruhigen. Immerhin kennt mich Mr. Chester nicht in brünette. Das sollte mir ein Vorteil sein.
Seufzend halte ich den Blick gedeckt, wie ein Kind, dass etwas begangen hat und nun so tut, als würde es keine Strafe bekommen, wenn es denn keine sieht. Aber das Leben ist oft anders.
Und seit der Bar habe ich das zu spüren bekommen..
Anhand meiner Reaktion weiß ich nun nicht, ob ich überhaupt noch irgendwann klarkommen werde oder alleine durch dieses Leben gehen werde können.
Ich bin auch erleichtert, dass ich Nachts noch Kelly neben mir habe. Diese hat zwar eine laute Atmung, aber so werde ich wenigstens nicht so von Albträumen geplagt. Und doch ist mir bewusst, dass das bald ein Ende haben muss.
Das ist doch alles zum kotzen.Dabei muss ich immer wieder an Bram denken, wie er vor Jahren vorgeschlagen hat, seinen Vater einfach-.. Sofort zieht sich meine Brust zusammen und ich werde schwach. Nein, dann wäre er genau wie mit meiner-. Ein Zusammenstoß wirft mich in die Gegenwart zurück und mir wird kalt vor Scham, als ein Geschäftsmann genauso vor mir stolpert.
Scheinbar hatte er telefoniert, denn er hält sein Smartphone fest in der Hand und sieht mich böse an. Als ich hastig den Mund öffne, um mich zu entschuldigen, meckert er mich an. "Haben sie keine Augen im Kopf, oder was? Passen sie gefälligst auf!" und geht mürrisch weiter.
Erschrocken starre ich ihm hinterher und habe Schwierigkeiten mich wieder zu bewegen. Ich habe doch nichts böses getan.
"Am Ende bist du zu einem Menschen geworden, der nichts als böse ist.", höre ich Maddys Stimme in mir und spüre eine gewaltige Wucht innerlich in mich eindreschen.
Ich will das alles nicht ertragen müssen. Die Tränen wollen mich zu Fall bringen, aber ich schaffe es irgendwie, sie zurückzuhalten und weiterzulaufen.
Ich hole dieses beschissene Handy und haue ab. Fernab der Zivilisation kann ich einfach so tun, als wäre nie etwas passiert und all meine Erinnerungen veralten lassen, bis sie nicht mehr weh tun.
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Won't lose you
RomanceEs sind schon fast drei Jahre vergangen seit ich mich für Bram entschieden habe und es war die schönste Zeit meines Lebens. Jedenfalls habe ich das gedacht. Aber es brauchte nicht lange bis mein altes Ich durch seine Fehler erweckt wurde. Nun bin ic...