Kapitel 29

475 19 1
                                    

Willow pov

Ich bin inzwischen dabei angekommen einfach tief ein und aus zu atmen während ich in einer Decke gehüllt auf dem Boden sitze und aus der Fensterwand sehe.
Es ist inzwischen stockdunkel und ich frage mich, was Bram jetzt tut. Aber zur selben Zeit will ich es mir nicht vorstellen. Ich habe davor nur Angst, aber dann muss ich mich auch irgendwie ablenken um nicht daran zu denken, dass ich hier eingesperrt bin. In vier Wänden. Alleine. Und das Licht der Lampe hält mich nur mäßig unter Kontrolle.
Es wollen schmerzhafte Gedanken und Gefühle hochkommen, die ich seit Jahren nicht mehr hatte.
Ich kann nicht glauben, dass er mir das antun. Aber zur selben Zeit spüre ich eine beunruhigende Ruhe. Ich will nicht einmal einen Murks von mir geben. Ich kann einfach nicht.

Aber ich werde erlöst, als ich die Eingangstür zuschlagen höre und darauf schwere schnelle Schritte.
Sobald ich den Schlüssel ihm Schloss höre schließe ich erleichtert die Augen, doch kann mich nicht bewegen. Es ist endlich vorbei.
Ich höre, wie sich die Tür öffnet doch er stockt mitten beim eintreten, weshalb wieder Stille einkehrt.

„Willow." kommt es bestimmt, doch die einzige Reaktion meinerseits ist es, Tränen in den Augen zu bekommen während ich ein Licht im nächstgelegenen Gebäude anstarre. Ich war zu lange hier.
Plötzlich kommt er schnell näher und mir wird die Decke weggerissen, weshalb ich teilweise aus meiner Starre komme. Mit dem Griff an meinen Schultern dreht er mich zu sich, wo ich einem wütendem Blick begegne, der mir in der Brust schmerzt. Er hat sich immer noch nicht beruhigt.
„Ich bin unfassbar wütend auf dich." knurrt er leise und wartet eine Reaktion meinerseits ab, doch ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mit einem Mal wird sein Gesicht emotionslos und er lehnt sich zurück. „Wir fliegen weg."

"Huh?"
"Ich habe keine Lust alles zu erklären. Ansonsten werde ich noch ausrasten." brummt er und greift nach meiner Hand.
Überfordert lasse ich mich schmerzhaft von ihm hochzerren und auf die andere Seite des Zimmers zerren. "Pack das nötigste ein."
"Bram." wackelt meine Stimme und ich umarme mich selbst sobald er mich loslässt. "Was passiert-"
"Lass mich in Ruhe." knurrt er voller Hass, was mir nur mehr Tränen verleiht. Ohne mich nur eines Blickes zu würdigen schiebt er den Kleiderschrank auf und entnimmt eine Sporttasche in die er wahllos Klamotten von sich reinschmeißt.

Die gesamte Fahrt über wurde kein Wort gewechselt und ich merke, dass wir zum privaten Flugplatz brettern.
„Was ist jetzt passiert?" frage ich in die erdrückende Stille, doch er fährt einfach weiter. „Du warst bei Lennard, oder?"
„Natürlich war ich das." zischt er auf einmal, was mich erschreckt. Ich hätte nicht gedacht, dass er doch noch was sagt.
"Was hast du getan?"
Plötzlich starrt er mich wütend an. "Willow, hör auf mit diesen Fragen."
Meine Brust zieht sich zusammen. Ein Teil von mir will ihn nicht noch gestresster machen, als er so schon ist, aber dem anderen ist es egal. Ich will Antworten. Und ich will dieses schlechte Gewissen loswerden Lennard verraten zu haben. "Was hast du bei ihm gemacht?"

Ich werde noch fuchsteufelswild angesehen, bevor er abrupt auf die Bremse drückt und ich mich geschockt an Tür und Dach versuche festzuhalten, während mir der Gurt jegliche Luft aus der Lunge presst.
Mit weiten Augen starre ich auf meinen Schoß und will schon nach anderen Autos Ausschau halten, als mein Kiefer gepackt wird und ich wieder in die Augen von Bram sehe.
"Ich habe ihn zur Rede gestellt, verfickt nochmal. Was denkst du denn habe ich sonst gemacht?" zischt er leise, obwohl das Quietschen der Reifen immer noch in meinen Ohren hallt. "Denkst du, ich würde das alles einfach so liegen lassen? Als wäre nichts? Kannst du das echt noch von mir erwarten? Dann würde es ja bedeuten, dass es wieder passiert und oh.." grollt er gefährlich, "das wird es sicherlich nicht."
"Bram, es ist nichts-"
"Wegen diesem scheiß weiß ich nicht mehr wem ich noch trauen soll."

Damit sieht er mir tief in die Augen und ich merke, wie sich alles in mir windet. Ich will nicht, dass alles so wird. Er soll nicht verletzt werden. Keiner von uns. Leider ist er so stur, dass ich nicht mehr weiß, was ich sonst noch tun soll. Ich habe versucht mit ihm zu reden, aber er hat es nicht zugelassen und jetzt befinde ich mich in einer so tiefen Gasse, dass ich befürchte, nie wieder herauszufinden. Und das schlimmste an der Sache ist, dass ich glaube nicht einmal einen Schritt in dieser Gasse tätigen zu können, da Bram jegliche Möglichkeiten zerstört und mich lieber umbringen würde, als das ich einen Ausweg suche.
All das führt wieder Tränen in meine Augen und der Fakt, dass seine Augen distanziert in meine blicken beunruhigt mich noch mehr. Was, wenn all das allmählich in sich zerfällt?
Was, wenn wir uns verlieren? Dann würde er am Ende noch vollends zu Elena gehen und ich wäre weg. Weit weg bereit für den Tod.
Ich will es dazu nicht kommen lassen.
Nun mit feuchten Wangen öffne ich völlig am Ende den Mund, doch er lässt mich nicht zu Wort kommen. "Er hat es mir verraten." brummt er und scheint nicht einmal mehr zu blinzeln.
"Was?" krächze ich. Ich habe das alles so satt.
"Das über deinen beschissenen Job." speit er durch zusammengepresste Zähne und kann sich kaum kontrollieren, als er mein Kiefer loslässt. "Wie konntest du? Scheiße, wie konntest du?"

Won't lose youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt