Kapitel 9.2

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FINDING

Als sie fanden
Was sie suchten

32 Jahre nach der Wendung

HEATHER

Nachdem ich eine Weile mehr als unschlüssig vor der Tür gestanden und auf den Punkt gestarrt hatte, an dem Vyrran die Treppe hinunter verschwunden war, beschloss ich schließlich, zum Training zu gehen. Ob ich Lust hatte? Kein bisschen? Ob ich nach wie vor der festen Überzeugung war, ich würde ihn irgendwann besiegen? Eindeutig. Und da es ohnehin mehr als sinnvoll sein konnte, kämpfen zu lernen, würde ich genau dies tun. Am Ende wollte er vielleicht noch, dass ich einfach nicht in den Trainingsräumen auftauchte und die Genugtuung wollte ich ihm sicherlich nicht geben.

Also war ich nun auf dem Weg zu den Trainingsräumen. Zudem ziemlich genervt von Vyrran. Und irgendwo auch von mir selbst, weil ich ihn trotzdem irgendwo nach wie vor ziemlich heiß fand. Ich schnaubte und stieß die Tür zu besagtem Raum auf.

Vyrran saß auf den Trainingsmatten die den gesamten Boden bedeckten und sah nicht einmal auf, als ich den Raum betrat.

„Hallo", sagte ich, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Zuvor hatte er auf das Handy gestarrt, welches er in der Hand hielt. Es sah erstaunlich modern aus, im Gegensatz zu dem Rest dieser Stadt. 

Er begrüßte mich nicht ebenfalls, sondern deutete auf die ordentlich aufgewickelten Bandagen, die neben ihm lagen. "Zieh die mal an."

Skeptisch starrte ich die zwei schwarzen Bänder an. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie man mit den Dingern umging, geschweige denn, wie man sich sie umband. Doch ich würde ihm sicherlich nicht die Genugtuung geben, mich daran verzweifeln zu sehen. Also trat ich neben ihm, hob die Bandagen auf und ging wieder möglichst weit von ihm weg, um mir dort an diesen Bändern zu schaffen machte.

Ich wickelte sie aus und verzweifelte schon an dem Punkt, an dem ich nicht wusste, an welchem Ende man sie sich als erstes um die Hand band. Da die Schlaufe an dem einen Ende so aussah, als würde man sie gebrauchen können, zog ich diese hervor. Die nächsten zwei Minuten verbrachte ich damit, zu versuchen, mir das Ding umzubinden und mit jeder Sekunde sah es irgendwie schlimmer aus. Frustriert stöhnte ich auf und warf Vyrran einen wütenden Blick zu. Er sah längst nicht mehr auf sein Handy, sondern betrachtete mich ruhig. „Du bist so verdammt stur", meinte er dann, schnaubte abfällig und stand auf. Er kam auf mich zu und mein Herz pochte immer schneller. Allerdings war ich mir sicher, dass es an der Wut lag, die ich in diesem Augenblick verspürte. „Sag mal, bist du eigentlich immer so ein Arsch?", fragte ich betont ruhig, auch wenn alles an mir ihn wütend anfauchen wollte. „Oder machst du das nur bei mir so?"

Er schnaubte, zog eine Augenbraue hoch und trat vor mich.

„Glaub mir, wenn ich auf eines keine Lust habe, dann auf eine sture Gläserne, die es nicht im Geringsten in Betracht zu ziehen scheint, einmal ernsthaft nachzudenken. Wir wollen dir helfen, aber das scheint dir ungefähr so scheißegal zu sein, wie du mir." Er verstummte, sah mich nicht mehr an, sondern begann, seelenruhig die Bandage wieder von meiner Hand abzuwickeln.

„Ey", rief ich und sah entsetzt dabei zu, wie er meine ganze Arbeit zunichtemachte.

„Das ist nicht richtig so", meinte er nur. Mittlerweile klang er nicht mehr hämisch, sondern bloß müde. Ich presste die Lippen fest aufeinander und bemühte mich, meinen Mund zu halten, denn so wie ich das kannte, würde ich ohnehin nicht gegen ankommen. Und dann war es auch egal, wie sehr ich ihn dafür hasste.

Als er die eine Hand schließlich vollständig wieder abgewickelt hatte, entwirrte er die Bandage und begann dann, sie mir erneut umzuwickeln. Betont langsam, wohlgemerkt. Ich hätte etwas gesagt, hätte ich nicht gemerkt, dass er dies tat, damit ich wusste, wie man das machte. So also stand ich einfach nur da und wartete, bis er mir die linke Hand umgebunden hatte. Dann reichte er mir die zweite Bandage hin. „Jetzt du."

Ich schluckte und sah zwischen ihm und dem schwarzen Band hin und her.

Schließlich nahm ich es dann und begann, es mir um die Finger zu wickeln, so, wie ich es noch von ihm gerade in Erinnerung hatte.

„Nein, warte", meinte er nach einer Weile und legte seine Finger so auf meine Hand, dass ich aufhörte, zu versuchen, mir das Ding umzuwickeln. „Du musst da in die andere Richtung."

Ich zog meine Hand unter seiner weg, weil dies leider nicht nur meine Bewegungen zum Stillstand gebracht hatte. Dann machte ich weiter.

„Ja, genau so. Ist doch garnicht so schwer, oder?"

Ich stoppte erneut in meinen Bewegungen und sah ihn an. Er stand noch immer dicht vor mir und ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen sehen zu können. Dabei war ich nicht einmal besonders klein. „Was willst du, Vyrran?"

Er zog die Augenbrauen zusammen und sah mich fragend an.

Ich seufzte genervt. „Du bist im einen Augenblick der größte Arsch, den ich jemals kennenlernen durfte und jetzt bist du wieder... so! Kannst du mir mal erklären, was das soll?"

Er sah mich eine Weile stumm an, schien in meinem Gesichtsausdruck lesen zu wollen, was ich dachte, allerdings hatte ich ihm davon soeben beinahe alles offenbart. „Irgendwie muss man dich schließlich knacken können", meinte er dann. „ich probiere noch ein bisschen herum, wie das funktioniert."

Ich warf die Hände in die Luft und eine Wut überflutete mich, die ich zuvor selten in diesem Ausmaße zu spüren bekommen hatte. „Ich bin kein verdammtes Spielzeug mit dem du dir die Zeit vertreiben kannst!", rief ich, trat einen Schritt zurück und war unschlüssig, ob ich einfach gehen, oder hierbleiben und ihm die Meinung geigen sollte. Wobei zweiteres ihm vermutlich mal guttun würde.

„Ich...", begann er und das hämische Lächeln, das sich auf seinen Lippen ausgebreitet hatte, ließ meine Wut noch größer werden. Spätestens dies war der Zeitpunkt, an dem ich ihn kein bisschen mehr mochte. Verdammt, ich hatte gewusst, dass er ein Arsch war. Doch dass es so schlimm war, hatte sie nicht einmal ahnen können.

Als er nicht weitersprach, zog ich eine Augenbraue hoch. Er schwieg, doch nun galt seine Aufmerksamkeit nicht mehr mir. Er schien zu lauschen. „Was war das?", fragte er schließlich und ich zog die Augenbraue weiter nach oben.

„Was?"

Er sah zur Tür, dann drehte er sich von mir weg. „Warte hier", meinte er und ging von mir weg.

„Was ist denn los?", rief ich ihm hinterher und er stoppte nochmal. Dann war ein Knallen zu hören, ehe er erneut den Mund öffnen konnte. „Ich glaube wir werden angegriffen. Du bewegst dich nicht vom Fleck. Keinen Zentimeter."

Dann war er verschwunden und ließ mich mit dem Nachhall des Knallens und Geräuschen zurück, die nach Stimmen und Schüssen klangen. Ich schluckte. 




[Schreibflaute war dann doch sehr viel schneller überwunden, als gedacht xD Hab Kapitel 9.3 auch schon fertig, aber das würde dann morgen kommen :D Habe heute schon über 5 Seiten geschrieben und versuche heute noch auf 10 Seiten zu kommen :D Erstmal mache ich jetzt aber Pause vom Schreiben :) Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!]

Stadt aus Glas- Das Erwachen der Sterne (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt