Kapitel 5.2

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FIGHTING

Vom Kämpfen
und Fallen

32 Jahre nach der Wendung

VYRRAN

Die gesamte Nacht hatte ich nicht schlafen können. Wobei das nicht einmal das Ungewöhnliche war. Viel mehr die Tatsache, dass mich der Gedanke an Heather wachhielt. Gott, wie sehr ich sie hasste. Nicht nur dass sie eine Gläserne war, sondern auch, dass sie nicht einmal darüber nachdenken zu wollen schien, dass eben die Gläsernen nicht das waren, was sie vorzugeben schienen. Obwohl, sie bemühten sich nicht einmal, zu verstecken, was sie waren und taten. Viel mehr redeten sie es schön.

Ich unterdrückte ein Gähnen und trank stattdessen den letzten Rest meines Kaffees. Als ich aufstand machten sich meine Muskeln unangenehm bemerkbar, da ich einen großen Teil der Nacht in den Trainingsräumen verbracht hatte. Ich verdrehte bloß genervt von mir selbst meine Augen und machte mich auf den Weg zu dem Zimmer meiner Schwester.

„Kommst du mit trainieren?", fragte ich, als ich in der Tür zu ihrem Zimmer stand. Meine schmerzenden Muskeln ignorierte ich dabei gekonnt. Ich wusste genau, dass ich das jetzt brauchte. Ordentliches Training, schmerzende Muskeln und klare Gedanken. Es war ja nicht so, als könne ich mir aktuell erlauben, geistig nicht anwesend zu sein.

„Guten Morgen, Vy." Ich hörte genau, dass Tracy die Augen verdrehte. „Guten Morgen, Tracy! Wie geht es dir so? Hast du gut geschlafen?"

Meine Mundwinkel zuckten leicht bei ihrem Selbstgespräch. Sie warf mir einen flüchtigen Blick zu und zog eine Augenbraue hoch. „Huch, was ist das denn da auf deinem Gesicht?", fragte sie dann ironisch. Währenddessen zog sie sich einen grauen Pullover über. „Sah ein bisschen aus wie ein Lächeln." Sie zuckte mit den Schultern. „Aber muss mich wohl verguckt haben."

Ich verdrehte die Augen und bewarf sie mit dem nächstbesten Gegenstand, der aufzufinden war. In diesem Fall ein Kissen, das auf dem Stuhl neben der Tür gelegen hatte.

Tracy wich gekonnt aus, fing es und schleuderte es auf mich zurück. Ich fing es ebenfalls und ließ es zurück auf den Stuhl fallen.

„Warum willst du denn jetzt schon wieder trainieren?", fragte sie schließlich und ging zum Fenster, um es zu öffnen. „So wie du aussiehst hast du die ganze Nacht trainiert."

Ich schnaubte. „Hab ich nicht."

Sie sah mich prüfend an. „Aber die halbe? Und geschlafen hast du auch nicht? Wie viel Kaffee hast du getrunken."

„Mehr als du."

Sie zog eine Augenbraue hoch. „Das habe ich mir fast gedacht."

„Kommst du jetzt mit?" Ich überlegte kurz, Blade zu fragen, allerdings war ich mir sicher, dass er sich aktuell in den Wäldern befinden musste und dort versuchte, Übernommene zu finden. Und wenn er nicht gerade das tat, dann legte er vielleicht gerade irgendwen flach. So genau wissen wollte ich das ehrlich gesagt nicht.

„Gib mir fünf Minuten, okay? Ich esse noch kurz was." Wir beide wussten genau, dass sie länger als fünf Minuten zum Essen brauchen würde, dennoch sagte ich nichts mehr. Stattdessen nickte ich und murmelte ein „Bis gleich."

Ich verschwand wieder aus dem Zimmer und machte mich auf den Weg zu den Trainingsräumen. Dabei schweiften meine Gedanken wieder zu Heather. Sie war schön, dass war keine Frage. Sie erschien mir mutig und stur. Allerdings war sie eine Gläserne. Sie kämpfte für die Falschen und war sich dem vollkommen unbewusst. Noch wusste ich nicht, ob ich das traurig oder jämmerlich finden sollte. Vermutlich beides.

Auf den Straßen der kleinen, namenlosen Stadt kamen mir nur wenige Leute entgegen. Die meisten schliefen noch, manche von ihnen mussten aber auch schon unterwegs sein. Manche von ihnen waren Dinge stehlen, damit wir überleben konnten. Durch die Gläsernen hatten wir nicht mehr besonders viele Möglichkeiten, Geld zu verdienen, da sie viele Firmen und Arbeitsplätze in Beschlag genommen hatten, um uns dazu zu bringen, sich ihnen anzuschließen.

Heather war nicht viel besser als eben diese Leute.

Um nicht weiter an Sachen wie diese zu denken schlug ich stumpf auf den Boxsack ein. Die Handschuhe lagen währenddessen unberührt in dem Schrank. Es brauchte bloß ein paar Schläge, bis ich den Schmerz spürte, der von meinen Fingerknöcheln durch meine ganze Hand fuhr.

„Vyrran!"

Ich hielt inne und wandte mich zur Tür. Das schwarzes Tshirt fühlte sich bereits danach an, als würde es an mir kleben.

Vor dem Trainingsraum stand meine Schwester und sah mich wütend an. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass du das lassen sollst?!", keifte sie. Ich wusste genau, dass sie das ohne Handschuhe Boxen meinte.

„Vergessen", log ich und zuckte mit den Schultern.

Sie schnaubte bloß abfällig, zog sich den Pulli über den Kopf und ging, nun nur noch mit einem dunkelroten Tshirt und einer schwarzen Hose bekleidet, zu dem Schrank mit den Boxhandschuhen. Sie zog ein Paar hervor und warf es mir zu. Dann nahm sie noch Pratzen und legte sie vor den Schrank auf den Boden.

„Ich schätze aufgewärmt bist du?", fragte sie und machte sich daran, eben dies zu tun. Die dunklen Haare musste sie in der Zeit, in der ich bereits hier gewesen war, zu einem strammen Zopf zusammengebunden haben. Die grünen Augen die meinen so ähnlich waren, funkelten mich wütend an. Sie konnte es nicht leiden, wenn ich Nächte durchtrainierte. Allerdings tat ich das weder, um Muskeln aufzubauen, noch um fit oder derartiges zu bleiben. Viel mehr tat ich es, weil es mich für kurze Augenblicke vergessen ließ, wer ich war und zu was diese Welt geworden war. Oder vielleicht auch, was sie schon immer gewesen war. Vergessen war etwas, was ich gerne tat, allerdings nicht besonders gut zu können schien.

Da ihre Frage ohnehin rhetorisch gemeint gewesen war, machte ich mir nicht die Mühe, auf sie zu antworten und zog mir stattdessen die Boxhandschuhe an. Dann begann ich, ein weiteres Mal auf den Boxsack einzudreschen.

Ich wünschte, ich könnte sagen, ich würde auch dieses Mal vollkommen in den Schlägen und den Training versinken, dieses Mal jedoch schien es nicht zu funktionieren. Besonders dann, als ich hörte, wie die Tür aufging und aus dem Augenwinkel sah, dass ich von zwei blauen Augen beobachtet wurde.

Doch statt mit dem aufzuhören, was ich tat, ließ ich mich nicht aus dem Konzept bringen und wandte mich nun stattdessen meiner Schwester zu. Ich dachte nicht einmal daran, Heather und Fray, die in der Tür standen, auch nur ein kleines bisschen meiner Beachtung zu schenken. 



[Hab aus Versehen durchgemacht und ein bisschen geschrieben :D Deswegen gibts jetzt Kapitel 5.2 und vielleicht schreibe ich heute noch an Kapitel 5.3 (wenn ich nicht zu müde bin xD). Ich wünsche euch einen schönen Tag!]

Stadt aus Glas- Das Erwachen der Sterne (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt