Kapitel 13.2

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MISSING

Über ein Mädchen
Das der Nebel mit sich nahm

32 Jahre nach der Wendung

HEATHER

Ich wusste nicht mehr, wo wir waren. Links von mir erstreckte sich das Meer, auf der anderen Seite waren abgeerntete Felder. Ich hatte eine ganze Weile nichts mehr gesagt, größtenteils aus dem Grund, dass ich nichts zu sagen hatte. Vyrran lief neben mir her und unterhielt sich mit Blade, der sich zu uns nach hinten fallen lassen hatte. Ich hörte nur mit einem Ohr zu, doch ich verstand ohnehin wenig von dem, was sie sagten. Um richtig zuhören zu wollen, war ich viel zu sehr von der Natur um mich herum fasziniert.

"Wie lange laufen wir noch?", fragte ich nach einer Weile an Vyrran gerichtet, der dicht neben mir lief. Dadurch, dass er ein ganzes Stückchen größer war als ich, gab es mir ein Gefühl, dass ich nicht beschreiben konnte. Vielleicht konnte man es als Geborgenheit bezeichnen, wobei er vermutlich der Letzte war, bei dem ich soetwas fühlen sollte.

Er seufzte leise. Eine Weile sagte er nichts, dann sah er zu mir hinunter. "Nicht mehr lange, Heather."

Blade war wieder zu Fray zurückgelaufen und nun waren wir beide hinter der kleinen Gruppe zurückgefallen. Ich wollte schneller laufen und beweisen, dass ich mit ihnen mithalten konnte, allerdings trainierten sie seit Jahren und ich hatte noch immer einen Muskelkater von dem Training am gestrigen Tag.

"Was ist los?" Meine Frage überraschte mich selbst, obwohl ich diejenige war, die sie stellte.

Er drehte sich mir zu und sah mich kurz an. Seinen Blick konnte ich nicht deuten. Vielleicht versuchte er abzuschätzen, was ich dachte. Wobei ich selbst kaum etwas dachte. Ich wollte bloß wissen, was los war. Er benahm sich anders, als ich ihn kannte.

"Ich weiß bloß nicht, was ich tun soll. Und die Zeit wird knapp und ich denke die ganze Zeit daran, wer alles sterben wird, wenn die Säuberung stattfindet. Wir müssen sie einfach ten. Und ich weiß, wie viele es schon vor uns probiert aufhalhaben, aber wir müssen es einfach schaffen." Er atmete tief durch, bevor er weiterredete.

"Lia wird sterben. Fray wird es tun. Und Tracy." Ich sah ihn schlucken.

Ich schluckte nun ebenfalls. Ich kannte weder Fray noch Tracy besonders gut, Lia war ich noch nicht einmal begegnet. Und dennoch spürte ich auf einmal, wie mir mein Herz schwer wurde, bei dem Gedanken an die Entscheidung, die ich getroffen hatte. Damals war ich noch der festen Überzeugung gewesen, es wäre die Richtige gewesen. Nun jedoch zweifelte ich daran. Ich wusste nicht, ob mich das schwach machte, ebenso wenig warum ich die Konferenz, die noch vor einer Woche gewesen war, als damals bezeichnete. Vermutlich, weil in dieser Zeit so viel mehr passiert war, als es mir in all den Jahren zuvor vorgekommen war. Vyrran würde mich für das hassen, was ich getan hatte. Dass ich so viele Leben für beendet erklärt hatte, in dem ich dafür gestimmt habe, die Säuberung vorzuziehen.

Auf einmal wurde mir schwindelig bei dem Gedanken daran, wie viele Leute ich höchstwahrscheinlich umgebracht hatte. Noch immer sträubte ich mich gegen den Gedanken, die Gläsernen als das abzustempeln, für die sie die Rebellen hielten. Dennoch konnte ich es kaum aufhalten, dass ich begann, daran zu zweifeln, dass sie so gut waren, wie sie immer vorgaben zu sein. Ich sah zu Tracy, die nur wenige Meter weiter vorne neben Fray lief. Thalia lief auf der anderen Seite von ihm, Blade war weiter vorne und trat Steine durch die Gegend. Ihr Anblick hatte etwas Hoffnungsloses.

Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich schluckte ein weiteres Mal. Mittlerweile war mir wirklich schlecht. Konnte das Frieden sein? Konnte das keine Gewalt sein, wenn man so viele Leute umbrachte, bloß weil sie nicht mehr den Gläsernen angehörten. Bloß weil sie einer anderen Meinung waren.

Auf einmal wurde mir etwas klar. Die Erkenntnis traf mich wie einen Schlag. Am liebsten wäre ich in die Knie gesunken, doch Vyrrans Blick, der noch immer auf mir ruhte, hielt mich davon ab. Es hatte bloß eine Woche bei den Gläsernen gebraucht, um zu verstehen. Vielleicht hätte ich es schon früher tun sollen. Als Thalia mir versucht hat zu erklären, warum sie das System als falsch empfand. Oh Gott, Thalia war so viel schlauer gewesen als ich. Doch vielleicht hatte sie auch einfach nur den Gedanken zugelassen, dass es nicht immer so war, wie es schien.

Thalia. Auch sie würde sterben. Ich schluckte ein weiteres Mal, drängte die Tränen zurück und trieb mich an, weiter zu laufen. Ich hatte sie umgebracht. Sie würde sterben. Wegen mir. Das war es nicht wert.

Dann... gab ich auf. Ich kämpfte nicht länger so verbittert gegen mich selbst an, wie ich es all die Jahre getan hatte. Stattdessen ließ ich den Gedanken zu, der meine kleine heile Welt zerstörte.

Die Gläsernen waren nicht diejenigen die für Frieden sorgten und die Rebellen deswegen ausschalteten. Diese Welt war kaputter, als man es jemals hätte zulassen sollen. Die Gläsernen waren bloß gut darin, dies zu verstecken. 





[Ich glaube es dauert jetzt immer ein bisschen länger bis ich die nächsten Kapitel poste :) Aber das ist bestimmt in Ordnung :) Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!]

Stadt aus Glas- Das Erwachen der Sterne (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt