Kapitel 14

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PLANNING

Als wir unsichere
Pläne schmiedeten

32 Jahre nach der Wendung

HEATHER

Am nächsten Morgen kam Vyrran um kurz vor acht Uhr zu dem Zimmer, in dem ich mich breitgemacht hatte. Er trug ein graues Tshirt und eine schlichte Jeans, als ich verschlafen die Tür öffnete. Ich hatte an dem Abend zuvor eine ganze Weile gebraucht, um einschlafen zu können, doch dann hatte ich durchgeschlafen. Nun stand ich hier, mit wesentlich mehr Schlaf, als in all den Nächten zuvor und dennoch so müde, dass ich mich einfach nur wieder hinlegen wollte und mit großer Sicherheit innerhalb einer Sekunde einschlafen würde.

"Guten morgen?", fragte ich und rieb mir müde die Augen.

"Die anderen sind alle schon unten. Wir sollten langsam auch mal kommen." Er warf einen kurzen Blick hinter mich in die Wohnung, dann wandte er sich wieder mir zu. "Schaffst du es in zwanzig Minuten?"

Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ich schaffe es sogar in fünfzehn", meinte ich dann.

"Dann mal los. Kann ich hier warten?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Sag mir wo ein Bad ist, dann ja." Ich wusste nicht, was er dachte, hier tun zu können, allerdings war mir das aktuell ziemlich egal.

"Neben deinem Zimmer", meinte Vyrran bloß und deutete neben sich. Noch immer stand er im Türrahmen, sein Blick ruhte auf mir.

Ich quetsche mich an ihm vorbei und laufe zu dem Bad. Als ich fertig zurückkomme, sitzt er auf dem Bett, in dem ich diese Nacht geschlafen habe. "Das waren sogar nur zwölf Minuten", sagte er, als er mich bemerkte. Ich verdrehte die Augen.

Ohne etwas zu erwiedern gehe ich an ihm vorbei, atme möglichst unauffällig seinen Geruch ein und wünschte mir, ich hätte es nicht getan. Verdammt, es sollte verboten sein, so gut zu riechen.

Unten angekommen warteten bereits mehrere Leute auf uns. Die meisten von ihnen kannte ich nicht, sie mussten aus dieser Stadt stammen. Fray stand weiter hinten im Raum gegen eine Wand gelehnt und als Vyrran und ich durch die Tür traten, schenkte keiner von ihnen uns auch nur die geringste Beachtung. In der Mitte des Raumes stand eine ältere Frau mit strengem Zopf und dunklen Augen.

"Das ist Traela, sie ist für die Führung dieser Stadt zuständig", murmelte Vyrran dicht an meinem Ohr und eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen auf. Ich nickte stumm, weil ich kein Wort herausbrachte, wenn er mir so nahe war, wie in diesem Augenblick.

"Bleib einfach hier bei mir stehen", fügte er noch hinzu, dann richtete er sich wieder zu seiner vollständigen Größe auf.

Die Frau begrüßte uns nicht, sondern begann direkt.

"Unsere Stadt wurde angegriffen und die von unseren Besuchern ebenfalls. Die Gläsernen müssen uns aufgespürt haben. Wir können wählen zwischen der Flucht oder einem Angriff. Sie sind im Vorteil, da sie wissen, wo wir uns befinden. Wir könnten zu den anderen Städten, zu denen, die noch nicht entdeckt wurden, allerdings würde es ziemlich auffällig sein, würde eine ganze Stadt umziehen und vermutlich würde es auch schwierig werden, uns alle dort unterzubringen. Hat jemand eine Idee, sonst würde ich fortführen."

Ihr Blick schweifte über die Menge. Kurz blieb er an mir hängen. Eindringlich sah sie mich an und da war mir klar, dass sie bereits wusste, wer ich war. Mein Herz schlug ein wenig schneller in meiner Brust und ich schluckte. Sie könnten mich gegen die Gläsernen verwenden. Noch immer. Allerdings hatte ich keinen blassen Schimmer, was genau sie mit mir anstellen wollten. Und das bereitete mir in diesem Augenblick ziemlich große Angst.

"Alles gut", flüsterte Vyrran neben mir und ich zuckte zusammen. Seine Finger streiften kurz meine und ich merkte, wie er sich ein wenig dichter zu mir stellte. Die Wärme, die er ausstrahlte, beruhigte mich irgendwie. "Sie kann ein bisschen furchteinflößend sein. Sie wird dir nichts tun. Das würde Oliver nicht zulassen. Ich auch nicht."

Ich sah nicht zu ihm, als ich meinen Mund öffnete. "Ich komme alleine zurecht", brachte ich ruhig, aber bestimmt hervor. Er musste mich nicht beschützen.

"Das ist gut", meinte er. Dann schwiegen wir wieder und Traela sprach weiter.

"Ich bin dafür, dass wir einen offenen Angriff machen. Wir müssen sie irgendwie austricksen. Ich bin mir sicher, wir werden noch irgendwo eine Bombe auffinden, die ihre Waffen für einige Zeit außer Gefecht setzt. Sie sind zwar viele, allerdings sind sie uns nur durch ihre Technik überlegen."

Frays Stimme ertönte hinter mir. "Warum sollte es dieses Mal klappen. All die Jahre zuvor hat es auch nicht funktioniert. Das hier wäre nicht die erste Säuberung, die sich einfach nicht verhindern lässt."

"Nunja, nun stehen ziemlich viele Leben auf dem Spiel. Mehr als in all den Jahren zuvor. Du wirst auch sterben, Fray. Lia wird es tun. Ich weiß dass du das nicht willst. Alleine aus diesem Grund bin ich mir sicher, dass du auf unserer Seite kämpfen wirst. Oder hast du einen besseren Plan?"

"Nein, den habe ich nicht. Allerdings sind die Chancen gering, dass wir etwas ausrichten können, die jedoch, dass mehr Rebellen sterben, als es müssten, umso höher."

"Und das ist für dich ein Grund aufzugeben?"

Die Menge hatte sich mittlerweile Fray zugewandt. Ich ebenfalls. Er hielt ihren Blick stand. "Nein, das ist es nicht. Für mich steht zu viel auf dem Spiel. Aber ich weiß nicht, ob andere dazu bereit sind, ebenfalls mit anzugreifen. Die meisten von uns wollen bloß Frieden."

"Und den bekommen wir bloß, indem wir die Gläsernen auflösen. Wir sind nicht in der Minderheit, allerdings werden wir nicht alle Waffen auf einmal ausschalten können. Also werden wir die Abtrünnigen auf unsere Seite bringen."

Blade schnaubte. "Es tut mir leid wenn das respektlos ist, aber du hast schon verstanden, dass die Abtrünnigen unsere Feinde sind? Dass sie Massen von uns getötet haben? Sie sind schlimmer als die Gläsernen."

"Aber sie sind auch Feinde der Gläsernen. Wir müssen sie bloß überzeugen, dass die Gläsernen ihre größeren Feinde sind."

"Es sind Roboter! Wie soll man sie überzeugen?"

Die Frau zog die eine Augenbraue hoch. "Und ich war der festen Überzeugung du würdest als einer der ersten darauf kommen, mein Sohn."

"Oh", murmelte ich und mein Blick wanderte zwischen beiden hin und her. Blade war ihr Sohn? Das war neu. Allerdings auch nicht besonders erschreckend.

"Du meinst..."

"Genau", unterbrach Treala ihn. "Wir müssen sie umprogrammieren."

Stadt aus Glas- Das Erwachen der Sterne (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt