Kapitel 12.1

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RAINING

Als wir mit dem Regen tanzten
Und uns im Wind verloren

32 Jahre nach der Wendung

HEATHER

Drei Tage waren seit dem Angriff der Shelter vergangen. Die Wunde war wegen der Salbe mittlerweile vollständig verschwunden und die letzten Tage hatte ich ständig mit Vyrran trainiert. Manchmal waren wir uns ein wenig nähergekommen, als ich es für guthieß, allerdings bemühte ich mich, das so gut wie möglich zu ignorieren. Nach wie vor war ich der festen Überzeugung, trainieren zu müssen, um eine Chance gegen die Rebellen zu haben. Und auch wenn ich wusste, dass sie mich so dazu bringen wollten, meine Treue gegenüber den Gläsernen zu überdenken, blieb ich auf ihrer Seite. Nicht, weil ich nicht darüber nachdachte. Oh Gott, ich hasste es, wie viel ich das mittlerweile tat. Allerdings wollte ich mir bloß nicht selbst eingestehen, dass es manche Punkte gab, in denen die Rebellen Recht haben konnten.

In diesem Augenblick saß ich neben Fray auf einer Bank in dem Esszimmer und aß ein halbes Baguette am Stück. Vyrran und Blade waren längst gegangen, weil sie irgendwo hingewollt hatten, mir gegenüber saßen Loren und Tracy und waren ebenfalls am Essen. Ab und zu warf Tracy mir wieder verstohlene Blicke zu, wobei Loren sich bemühte, mich in ein Gespräch zu verwickeln.

„Und, wie war das Training?", fragte sie nun, obwohl sie in demselben Raum mit mir und Vyrran gewesen war und mit Blade trainiert hatte. Fray und Tracy waren joggen gewesen und deswegen erst später dazu gestoßen.

Ich zuckte mit den Schultern. „So wie immer", antwortete ich und aß mein Baguette weiter.

Nach einer Weile, die wir schweigend dagesessen und der Musik gelauscht hatten, die aus den alten Boxen tönte, klingelte Frays Handy. „Da muss ich dran", meinte er und hob es zum Ohr.

Der Stuhl schabte über den Holzboden, als er aufstand. Allerdings ging er nicht besonders weit weg, sondern bloß ein paar Schritte von dem Tisch weg und stellte sich vor das Fenster. 

„Hallo", sagte er in den Hörer und obwohl ich sein Gesicht nicht vollständig von hier nicht vollständig ausmachen konnte, sah ich doch, wie sich seine Miene ein wenig verfinsterte.

„Was genau ist passiert?" Die Besorgnis in seiner Stimme war kaum zu überhören. Mittlerweile waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Jeder von uns spürte, dass etwas falsch war. Selbst ich, obwohl ich ihn noch nicht halb so lange kannte, wie die Tracy und Loren es taten.

Die steile Falte zwischen seinen Augenbrauen wurde immer tiefer, während er dem Anrufer zuhörte. „Scheiße", flüsterte er schließlich. „Ja, wir kommen vorbei. Wir finden sie."

Er schluckte, dann murmelte er eine Verabschiedung, legte auf und ließ das Handy zurück in seine Hosentasche gleiten. Eine Weile sah er noch aus dem Fenster, gegen das in diesem Augenblick der Regen prasselte, der den Herbst ankündigte.

Dann drehte er sich zu uns um.

„Was ist los?", fragte Tracy. In den letzten Tagen hatte ich bemerkt, dass sie sich nicht benahm wie die vierzehnjährige, die sie war. Stattdessen dachte ich manchmal sogar, sie wäre älter als ich, wüsste ich nicht mittlerweile, dass dem nicht so war.

Fray seufzte, dann schluckte er. „Die Gläsernen haben eine der Städte gefunden und diese angegriffen." Er machte eine Pause und schluckte ein weiteres Mal. Dann sah er Loren an. „Sie haben Lia."





[Irgendwie ist dieses Kapitel hier nochmal besonders kurz geworden xD Hat in meinen Augen aber so gepasst :D Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!]

Stadt aus Glas- Das Erwachen der Sterne (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt