SILENCE
Als unausgesprochene Worte
Den Rest übertönten32 Jahre nach der Wendung
HEATHER
Als ich aufwachte pochte mein Kopf unnatürlich. Mir war warm. Zu warm. Unter der dicken Bettdecke schwitzte ich. Und dennoch, obwohl ich eigentlich an so vieles denken sollte, bloß nicht an das, gingen meine Gedanken wieder direkt zu dem Angriff. Vermutlich war es kaum verwunderlich. Dennoch hatte ich gehofft, es würde anders aussehen. Dass ich schneller vergessen könnte, was geschehen war. Doch die Worte, die ich gehört hatte, lagen schwer in der Luft. Vermischten sich mit den goldenen Sonnenstrahlen die durch das staubige Fenster in den Raum fielen und übertönten die Stille.
Ich sah mich um. Die Lider waren schwer, dennoch merkte ich, dass ich nun nicht mehr einschlafen konnte. Als ich mich auf die andere Seite drehte und meinen Blick zu der Tür wandte, erstarrte ich kurz. Vyrran saß vor dem Bett auf dem Stuhl und betrachtete mich seelenruhig. "Wie geht es dir?" Auch seine Stimme wollte meine Gedanken nicht übertönen. Ich öffnete den Mund, dennoch wollten keine Worte heraus kommen. Stattdessen ließ ich meinen Blick über ihn gleiten, wie ich es vermutlich nicht getan hätte, wäre ich vollkommen wach.
Die dunklen Haare sahen zerzauster aus, als sonst, die Augenbrauen zusammengezogen, so dass sich eine steile Falte zwischen ihnen gebildet hatte. Seine Unterlippe war ein wenig aufgerissen, das Blut, dass an dieser Stelle hervorgequollen war, jedoch schon getrocknet. Er sah müde aus, dennoch wirkte er nicht so, als würde er jede Sekunde einschlafen. Vermutlich sollte er es tun.
Seine Hände lagen ruhig auf seinen Oberschenkeln, mit der einen von ihnen hielt er sein Handy fest.
"Besser", krächzte ich schließlich. Die Schmerzen waren verschwunden, doch vermutlich waren sie bloß noch immer betäubt. Ich wollte mich aufsetzen, doch er bedeutete mir, liegen zu bleiben.
"Hast du Schmerzen?", fragte er weiter und irgendwie machte es mich nervös, dass er auf einmal nicht mehr der Vyrran zu sein schien, den ich kennengelernt hatte. Er war ruhiger und irgendwo... besorgt.
"Ich hab... eine Salbe die die Wunde schneller heilen lässt. Weil du aber geschlafen hast, wollte ich warten."
Nun setzte ich mich doch auf. Mir war es egal, wenn er etwas dagegen hatte, denn so hier zu liegen, mochte ich dann doch nicht so gerne. Vorallem nicht, wenn er mich so eindringlich ansah, wie er es in diesem Augenblick tat.
"Deine Wunde wird wieder aufgehen, wenn du dich weiterhin so... atlethisch bewegst." Seine Mundwinkel zuckten spöttisch und ich atmete erleichtert aus, als ich merkte, wie der alte Vyrran zurückkam.
"Ich habe mich aufgesetzt. Atlethisch ist wohl etwas anderes." Ich seufzte, wohl wissend so bloß eine Disskussion anzufangen. Doch entgegen meiner Erwartungen sagte er nichts dazu, sondern ließ seinen Blick zu meiner Seite schweifen, an der sich die Schussverletzung befinden musste.
"Darf ich?", fragte er und deutete auf die Bettdecke, die noch immer über mich ausgebreitet war. Ich sah an mir hinunter und was ich an hatte. Pinkes Tshirt? Check. Ich hob die Bettdecke leicht an und spickte darunter. Graue Jogginghose. Ich atmete ein weiteres Mal erleichtert aus und hob schließlich die Bettdecke ganz von mir.
Vyrran grinste. "Hattest du Angst dass du nichts anhast?", fragte er. Sein Grinsen hatte etwas unverschämtes und mir wurde ein wenig heißer.
Ich verdrehte die Augen. "Vielleicht." Um von dem Thema abzulenken hob ich den Saum meines Tshirts leicht an.
"Uff", machte ich, als ich sah, was sich darunter verbarg. Der Verband, der Vyrran mir umgebunden hatte war blutdurchtränkt. "Irgendwie sieht das nicht so... lecker aus", meinte ich und schluckte. Kurz gingen meine Gedanken wieder zu dem Mann, der mich angegriffen hatten und dann zu all den Worten, die beinahe mehr wehgetan hatten, als die Wunde es tat. Allerdings hörte ich beinahe in derselben Sekunde auf, daran zu denken, als Vyrran meine Hand umfasste und sie von dem Verband wegzog.
"Lass mich das mal sehen", murmelte er, doch statt auf besagte Wunde, sah er mich an.
"Okay", brachte ich hervor, schluckte ein weiteres Mal und sah aus dem Fenster. Sein Blick machte mich nervös. Sehr viel nervöser, als er es tun sollte. ich rief mir all das zurück in Erinnerung, was er getan und gesagt hatte, um mich daran zu erinnern, wer er war. Ein Rebelle, jemand der mich schlecht behandelt hatte. Jemand der mich einfach wieder eingefangen hatte und... dennoch saß er jetzt hier und versuchte, mir zu helfen. Wobei ich mir da nicht so sicher war. Vermutlich tat er dies nur, weil er wieder etwas von mir wollte. genauso hatte er es schließlich gesagt. Er war bloß nett zu mir gewesen, um mich zu knacken. Oder wie auch immer er es formuliert hatte. Irgendwie tat diese Tatsache mehr weh, als ich es für gut befand. Er wollte gerade den Verband lösen, doch ich legte meine Hand unter seine und hielt ihn somit auf. "Ich mache das selbst", sagte ich, fest entschlossen, ihn nicht mit mir spielen zu lassen.
Er nahm seine Hand weg, um mich es machen zu lassen. "Was ist los?" Er klang entgegen meiner Vermutungen ruhig und gefasst.
„Nichts", murmelte ich. „Ich habe bloß keine Lust darauf, dass du mir etwas vorspielst." Ich nahm mit energischen Bewegungen den Verband ab, wobei ich mich, sehr zu meinem Vorteil nicht ganz so dumm anstellte.
Er sah eine Weile stumm dabei zu, wie ich den Verband abwickelte, dann seufzte er. „Du wirst mir nicht mehr glauben, dass ich einfach so nett zu dir bin, oder?"
„Was soll deine Meinung über mich geändert haben?", gab ich sofort zurück.
Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht habe ich nachgedacht."
Ich schnaubte. „Ich kenne dich zwar nicht, aber ich denke, dass es schon ein Wunder wäre, wenn du das getan hättest."
Seine Mundwinkel zuckten ein weiteres Mal. „Glaub mir, ich habe sogar ziemlich viel nachgedacht. Und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht richtig von mir war, dich so zu behandeln. Allerdings..." Ich sah, wie sein Adamsapfel hüpfte, als er schluckte. „Allerdings wurden meine Eltern von den Gläsernen umgebracht. Einfach so. Deswegen bin ich nicht besonders gut auf sie zu sprechen."
Etwas in mir wollte ihm das glauben. Allerdings wusste ich, dass er mich bloß verletzen würde, würde ich auch nur versuchen, ihm zu glauben.
„Tut mir leid, aber das nehme ich dir nicht mehr ab." Es war die richtige Entscheidung, dachte ich und wickelte auch noch das Letzte Stück des Verbands ab. Darunter kam eine wirklich unschöne Wunde zum Vorschein. Ich schluckte, dann sah ich wieder Vyrran an. „Wo ist die Salbe?", fragte ich. Er hielt sie mir schweigend hin.
„Du darfst jetzt gehen", meinte ich und öffnete Schälchen.
„Okay", meinte er rau. „Wenn etwas ist, sag Bescheid."
„Mache ich."
Er stand auf und ging zu der Tür. Dann warf er mir noch einen letzten Blick zu und ließ mich schließlich alleine in dem Raum.
Ohne, dass ich es wollte, schweiften meine Gedanken augenblicklich wieder zu dem Angriff. Die Uhr über der Tür zeigte mir, dass gerade mal fünf Stunden seitdem vergangen sein mussten.
Kurz schloss ich die Augen und die Worte hallten in meinem Kopf wider.
Du wurdest aus dem System entfernt.
[Ich glaube das Kapitel muss ich nochmal ein bisschen überarbeiten xD Aber ich hoffe es lässt sich lesen :) Ich schreibe dann jetzt nochmal ein bisschen :) Ich wünsche euch einen schönen Tag und danke fürs Lesen!]
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Stadt aus Glas- Das Erwachen der Sterne (Band 1)
Fiksi IlmiahBei einem Brand, ausgelöst von den Rebellen, wird die siebzehn jährige Heather von eben diesen gefangen genommen. Nach und nach werden ihr die Schattenseiten des Systems der Gläsernen, in dem sie aufgewachsen ist bewusst und sie beginnt, an ihrer Ve...