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Kapitel Sieben
» Rettung in letzter Sekunde «

Der Mond hing hoch am Himmel. Ein kühler Wind zog durch die Straßen der Staft. In der Ferne heulte die Sirene eines Krankenwagens. Alle paar Minuten lief eine Gruppe partywütiger Jugendlicher an der Straße vorbei, die allesamt laut jubelten. Ich drehte mich um, mit dem Gesicht in die Hausmauer gegenüber blickend.

Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken, als mein T-Shirt am Steißbein nach oben rutschte und mein halber Rücken frei lag. Ich umklammerte meinen Oberkörper mit beiden Händen und setzte mich auf. Zwar gab ich es nicht gerne zu, aber ich vermisste das kuschelig warme Bett in dieser Psycho-Schule ein klein wenig.

Es war eine der kältesten Herbstnächte, die ich je erlebt hatte, was mir ehrlich gesagt ein wenig Angst machte. Ich lehnte mich nach hinten, gegen die eiskalte Hausmauer und blickte nach oben zum Dach des Gebäudes gegenüber. Meine Augen wurden feucht, als ich plötzlich das Gesicht meiner Eltern vor meinem inneren Auge sah.

Was hatte ich getan? Wie konnte es nur so weit kommen? Das war der Tiefpunkt meines Lebens, noch weiter unten war ich noch nie gewesen und würde ich auch niemals sein. Ich schluckte und umklammerte meine Beine, die ich dicht an den Oberkörper gezogen hatte.

Ein Geruchsmix aus Moder, vergammeltem Essen und billigem Alkohol stieg mir in die Nase. Mein Blick viel auf die große Mülltonne direkt neben der dreckigen Matratze, auf der ich hockte wie ein Häufchen elend. Ich schniefte und wischte mir die Augen mit meinen Ärmeln trocken.

"Hey, du!", schrie plötzlich eine unbekannte, bedrohlich wirkende Stimme. Erschrocken zuckte ich zusammen. Mein Kopf schnellte nach rechts, zu der dunklen Silhouette, die am Ende der Gasse stand. Sie kam in großen Schritten auf mich zu. Torkelnd und mit zittrigen Beinen. "Was zum Teufel willst du?!", keifte ich schnippisch und sprang auf, um mit meinem potentiellen Angreifer wenigstens fast auf Augenhöhe zu sein.

"Du warst das!", schrie die Stimme. Die Silhouette stand auf einmal direkt vor mir und ehe ich mich versah, fing meine Wange an zu brennen, nachdem mein Kopf ungewollt zur Seite geschnellt war. Es kribbelte unter meiner Haut. Es war wie der schmerzhafte Stich einer giftigen Qualle. "WAS SOLL DER SCHEISS?", brüllte ich schmerzerfüllt und hielt mir die Backe.

"Oh, das weißt du ganz genau."

Verwirrt sah ich zu meinem Angreifer auf, der erneut die Hand hob. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Im Normalfall wäre ich wütend geworden, anstatt zu flennen, doch ich hatte nicht genügend Kraft dazu. Sobald ich meinen Arm heben wollte, zog eine unsichtbare Kraft ihn wieder nach unten.

Vielleicht war es der Schlafentzug, vielleicht aber auch der Mangel an Mahlzeiten in den letzten Tagen. Oder Wochen. Hätte ich gewusst, dass ich so schnell wieder hier landen würde, hätte ich in dieser angeblichen Schule deutlich mehr gegessen. Doch mein Appetit ließ ohnehin zu wünschen übrig.

Seit jener Partynacht lag mir ein Gefühl des Unwohlseins schwerer im Magen. Wenn ich nur an Essen dachte, wurde mir schlecht.

Klatsch. Erneut schnellte mein Kopf zur Seite. Ich fasste mir an die Nase und sah nach unten. Dickflüssiges Blut tropfte von meinen Fingern und ich war mir ziemlich sicher, dass ich meine Nase knacken hören konnte. Ich wollte mich wehren, doch ich konnte nicht. Mein Kopf wollte kämpften, doch mein Körper entschied sich dagegen.

Der Mann packte mich am Kragen, drückte mich nach hinten an die Wand und zog mich senkrecht nach oben. Meine Kehle schnürte sich zu und ich rang nach Luft. "Du musst wissen...", murmelte er leise und ich hörte in seiner Stimme das breite Grinsen, das die Kaputze verdeckt hielt. "...wer sich mit Freunden von D-Dawg anlegt, der legt sich auch mit D-Dawg an."

Deadly MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt