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Kapitel Fünfzehn
» Lang ersehnter Urlaub «

Die Sonne hing tief am Horizont. Der Pazifik glitzerte, als hätte ein Flugzeug tonnenweise Diamanten abgeworfen, die nun auf der Oberfläche trieben. Das Wasser war türkisblau. Sogar bei zehn Meter Tiefe konnte man von einem Boot aus noch bis auf den Grund sehen. Seit Jahren hatte ich schon keinen derart schönen Sommertag mehr erlebt. Ja vielleicht sogar noch nie zuvor. Die Wellen peitschten gegen die Klippen, die sich rund um mich herum aufbäumten.

Der warme Sand zwischen meinen Zehen gab mir ein Gefühl von Geborgenheit und bei jedem Atemzug konnte ich spüren, wie die reine Meerluft durch meine Lungen strömte. Ich fühlte mich frei. Keinerlei negative Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, wie es sonst immer der Fall war. Es war fast so, als wäre ich auf einmal jemand anders gewesen.

"Und? Habe ich zu viel versprochen?", fragte eine tiefe, raue Stimme hinter mir. Mir kroch ein warmer Schauer den Rücken hinab und in meiner Magengrube breitete sich ein merkwürdiges Kribbeln aus. Ich konnte mir ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. "Auch, wenn ich es ungern zugebe...nein, hast du nicht", entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

Als ich mich zur Stimme in meinem Rücken umdrehte stockte mir kurz der Atem. Ich schluckte und runzelte verwirrt die Stirn. Diese dunkelbraunen Locken, die tiefgrünen Augen. Es war Marcus. Ich schaute mich um. Nichts außer Klippen, Sand, das blaue Meer und ein kleines weißes Segelboot.

"Ich habe diesen Ort noch niemandem gezeigt...", flüsterte Marcus kaum hörbar und dennoch konnte ich jedes einzelne Wort glasklar hören. Er kam einen Schritt auf mich zu und schlang seine Arme um meinen Oberkörper. Ich musste lächeln. "Warum sind wir hier?", fragte ich neugierig. Marcus zuckte ahnungslos mit den Achseln. "Brauchen wir einen Grund um an einen Ort wie diesen zu fahren?"

Kopfschüttelnd drehte ich mich wieder zum Meer. Die letzten warmen Sonnenstrahlen trafen auf meine Haut, unter der es leicht kribbelte. Ich konnte es nicht beschreiben, doch ich fühlte mich auf irgendeine Art und Weise...glücklich. Ja, es musste tatsächlich Glück gewesen sein, welches mir ein Lächeln auf die Lippen zwang. Seit Jahren hatte ich mich schon nicht mehr so wohl gefühlt.

"Ehrlich gesagt...will ich hier nie wieder weg..."

Marcus' Augen wurden groß und er grinste verschmitzt. Und im nächsten Moment passierte etwas Merkwürdiges. Etwas, womit ich nie gerechnet hätte. Marcus lehnte sich in meine Richtung und schob sein Kinn nach vorne, bevor er mir seine Lippen auf den Mund drückte.

"Hast du sie noch alle?! Du Vollidiot, wenn anfängst rote Ampeln zu übersehen, ist das vielleicht ein Zeichen dafür, von nun an mit dem Bus zu fahren!!!", brüllte jemand und ich schreckte auf.

Verwirrt schaute ich mich um. Keine untergehende Sonne, kein Strand und auch kein niedliches Segelboot. Nur Dunkelheit und zwei viel zu helle Rücklichter, die sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit einer untergehenden Sonne hatten. "Was zur Hölle...?", murmelte ich verschlafen. Ich wollte mir die Müdigkeit aus den Augen reiben, doch leider funktionierte das nicht ganz so gut, wie ich es mir erhofft hatte.

"Dieser alte Knacker ist anscheinend zu blöd um seine viel zu teure Kiste zu fahren!", knurrte Marcus genervt. Er klopfte wütend gegen das Lenkrad des – mehr oder weniger – geliehenen Wagens und trat aufs Gas. "Wo...wo sind wir? Wie lange habe ich geschlafen?"

Der Moment der Erkenntnis, dass ich nicht wirklich auf der Karibik im warmen Sand hockte, war mehr als enttäuschend. "Knapp eine Stunde und etwas mehr als eine haben wir noch vor uns..." Marcus drehte den Kopf in meine Richtung. "...ist alles in Ordnung? Du siehst...verstört aus. Hast du wieder von diesem Mann geträumt...?"

Deadly MissionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt