Kapitel Zwanzig
» Kindheitserinnerungen «Es war der Klang von Metall, das auf einen morschen Holzboden fiel, das mich aus meinem tranceartigen Zustand und wieder zurück in die Realität holte. Obwohl der Boden überzogen war mit diesem hässlichen roten Teppich, war der Aufprall der Waffe ohrenbetäubend laut. Beinahe genauso laut wie der Schuss, der mich erst in diesen Trancezustand befördert hatte. Es wummerte in meinem Kopf und in meinen Ohren summte noch immer dieser hochfrequente Tinitus.
Ich hatte keinerlei Kontrolle über meinen Körper. Tranen flossen mir über die Wangen, meine Knie hatten sich in Pudding verwandelt und in meinem Kopf herrschte gähnende Leere. All die Gedanken, Fragen und Sorgen waren verschwunden. Wie in Luft aufgelöst.
"Davina", krächzte eine leise Stimme. Sie klang so nah und doch irgendwie gedämpft, als wäre sie meilenweit entfernt gewesen. "Davina!" Ich riss die Augen auf. In meinem Kopf wurde ein Schalter umgelegt. Plötzlich spürte ich meine Finger und meine Zehen wieder. Es war, als hätte mein Geist meinen Körper für einen Moment verlassen und nun suchte er sich seinen Weg zurück.
Mein Blick fiel auf Marcus, der wie ein Haufen Elend auf dem Boden lag. Ich hastete zu ihm, hockte mich vor ihn hin und starrte ihn planlos an. Blut tropfte von seiner Brust auf den Teppich. Sein Gesicht war kreidebleich, auf seiner Stirn stand der Schweiß. Ich hätte ihm helfen sollen, die Blutung stoppen und einen Krankenwagen rufen, doch stattdessen hockte ich nur da. Marcus lag im Sterben und ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
"Du musst...du musst die Blutung stoppen...und...und die Kugel..." Ich nickte hastig und sah mich nach etwas um, das ich auf die Wunde hätte drücken können, wurde jedoch nicht fündig. Da kam mir ein Geistesblitz. "Dein T-Shirt! Zieh' es aus." Marcus lachte gequält. "Denkst du wirklich das ist der richtige Zeitpunkt für sowas?", fragte er und zwang sich zu einem Grinsen.
Ich verdrehte die Augen. "Ja, wirklich sehr witzig." Nervös biss ich mir auf die Unterlippe und half Marcus dabei das durchtränkte T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Er stöhnte schmerzerfüllt auf, verzog das Gesicht. "Wir müssen einen Krankenwagen rufen...", murmelte ich leise, während ich das Shirt auf die Schusswunde drückte. Sofort schüttelte Marcus den Kopf und deutete mit dem linken Zeigefinger zur Tür.
"Und wie willst du den Sanitätern den toten Kollegen dort erklären?", fragte Marcus außer Atem. Ich schluckte. Er hatte recht. Wir mussten die Situation irgendwie anders in den Griff bekommen. "Was...was soll ich tun? Verdammte Scheiße, du stirbst man!", schrie ich laut und versuchte die Heulattacke zu verdrängen, die sich anbahnte.
Marcus huschte ein Grinsen über die Lippen. Ich sah ihn entrüstet an. Wie konnte er in einer solchen Situation so gelassen sein und sogar noch grinsen? Er lag hier vor mir mit einer Kugel in der Schulter, dem Ende nah und hatte scheinbar nichts Besseres zu tun, als zu grinsen. "Hör auf damit und sag mir, was ich tun soll."
Marcus schüttelte sich das Grinsen aus dem Gesicht und nickte entschlossen. "Du musst die Kugel rausholen. Mit Alkohol...viel Alkohol und einer Pinzette, am besten." Im ersten Moment klangen seine Worte wie ein Scherz, doch an seinem eindringlichen Gesichtsausdruck erkannte ich, dass es keiner war. Ich nickte, sprang auf und machte mich auf die Suche nach einer Pinzette, oder etwas Ähnlichem.
"Sieh' in der Tasche nach...", keuchte Marcus und legte den Kopf in den Nacken und legte ihn hinter sich auf dem Bett ab. Scheinbar wurde er zu schwer, um ihn selbst zu halten. Nickend rannte ich zum Schreibtisch. Ich fing an in der Tasche herumzuwühlen, fand jedoch nur schwarze Klamotten, eine Trinkflasche und ein kleines Päckchen mit Munition für die Waffe.
Doch ich wollte meine Suche nicht so schnell aufgeben. Ich wühlte weiter, sah ihn allen kleinen Nebenfächern nach und kurz bevor ich aufgeben wollte, wurde ich tatsächlich fündig. Ich fand einen weißen kleine Kiste aus Plastik. Auf dem Deckel war ein rotes Kreuz abgebildet. Ich schnappte mir noch ein paar der kleinen Alkoholflaschen aus der Minibar. Schnell rannte ich zurück zu Marcus.
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Deadly Mission
FanfictionDas Verschwinden ihrer kleinen Schwester wirft Davina voll und ganz aus der Bahn. Vollgepumpt mit Alkohol und Drogen begeht sie eines Nachts den größten Fehler ihres Lebens.. Doch genau dieser Fehler erweckt das Interesse von Master Lin, der Direk...