Bibliothek(POV Clove)

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Cloves POV:

„Wo sind wir hier? Was ist das?"

„Oh mann, Gale! Bist du dumm?"

„Ist das eine rhetorische Frage?"

„Misch du dich nicht ein, du weißt doch noch nicht einmal, was das heißt!"

Wir saßen alle zusammen in der Eingangshalle eines imposanten Gebäudes, das ich noch nie betreten hatte.

Zumindest hatte es flauschige Sofas, was mich dafür entschädigte, um Punkt acht hier aufkreuzen zu müssen.
Keine Ahnung, wo Mr. Snow uns jetzt wieder hinschleppte, aber besser als Schule würde es schon sein.

Interessant war, dass er uns gar nicht erst gesagt hatte, wo wir hingehen würden, sondern lediglich die Adresse genannt hatte.
Mist, er hatte wohl gewusst, dass wir alle zu faul waren, um es zu googlen!

„Ist das euer Ernst? Ihr wisst echt nicht, wo wir hier sind?", fragte Annie fassungslos.
Der Rest von uns nickte zustimmend.

„Das hier ist die Bibliothek, hier bin ich jedes Wochenende! Finnick, ich habe dich sogar schon mal mitgeschleppt!"

„Ach so, war das dieses mit diesen Büchern und so?"
„Du deprimierst mich."
Gerade, als ich überlegte, Frieden zwischen den Beiden zu stiften, kam Mr. Snow durch die Tür hereingeschneit.

Um den Hals trug er eine riesige Tasche, und schon seine normale war groß.
Schließlich mussten ja die sechs Seiten, die er mindestens brauchte, um nur eine einzige unserer misslungenen Arbeiten zu korrigieren, irgendwo reinpassen.

„Mund zu, Ohren auf!", schrie er, noch bevor er ansatzweise in unserer Nähe war.

Gale probierte erfolglos, seine Ohren aufzumachen, bis er dazu überging, sie mit den Händen in die Länge zu ziehen.

Unser Lehrer sah ihn an, und dachte ganz offensichtlich eingehend darüber nach, direkt wieder zu gehen und uns uns selbst zu überlassen.
Letzten Endes jedoch schien ihm das hohe Gehalt, dass er für die Betreuung unserer Klasse gezahlt bekam, wieder einzufallen, und so erhob er erneut die Stimme.

„Ich weiß, die meisten von euch waren noch nie hier, aber das ist eine Bibliothek. Buchstabiert wird das Wort B-I-B-L-I-O-T-E-K. Ja, Annie Cresta, was ist?"

„Entschuldigen sie, aber es wird B-I-B-L-I-O-T-H-E-K buchstabiert.", korrigierte Annie freundlich.

„Papperlapapp, wer von uns ist hier der Lehrer? Ich, deswegen habe ich auch Recht. Jedenfalls werden wir heute eine Führung durch die Bibliothek machen, denn ich bin mir sehr sicher, dass die meisten von euch noch nie ein Buch in die Hand genommen haben."

Thresh meldete sich.
„Ich hatte schon mal eins in der Hand. Und dann hab ich Finnick damit abgeworfen."

„Reizend. Kommt, es geht los! Und wehe, ihr benehmt euch nicht!"

„Aber Finnick hatte es ehrlich verdient.", murrte Thresh misslaunig und fing sich einen Stoß mit dem Ellenbogen seitens seines Freundes ein.

Unsere eher kleine, dafür aber umso lautere Truppe lief in die Bibliothek hinein. Schon bald stieß eine schmale, unscheinbare Frau zu uns, die wohl die Führung leiten sollte.
Worte konnten nicht ausdrücken, wie sehr ich sie bemitleidete.   

„Okay, also...", begann sie zu erklären. Der enorme Geräuschpegel unserer Klasse schüchterte sie offenbar ein. „Hier haben wir die Abteilung mit den Jugendbüchern, und dahinten geht es zu den CDs – aber das wisst ihr sicher schon, die meisten von euch waren bestimmt unzählige Male hier."

Sie rang sich ein Lächeln ab.

„Meldet euch doch bitte einmal, wenn ihr bereits hier wart. Dann kann ich besser einschätzen, wie viel ihr schon wisst, und was ich besser noch erzähle."

Annie hob als Einzige die Hand, und ich konnte wie in Zeitlupe beobachten, wie die Mundwinkel der Angestellten herabsanken.

Ganz im Gegenteil übrigens zu denen von Mr. Snow, der es beinahe zu genießen schien, dass ich jemand außer ihm an uns die Zähne ausbeißen musste.

Fast könnte man meinen, er hätte eine persönliche Abneigung gegen die neben ihm stehende Frau, die er mit einem selbstzufriedenen Grinsen bedachte.

„Ich habe doch gesagt, wir bräuchten eine ausführliche Führung, aber nein, hier war man sich sicher, Jugendliche in diesem Alter hätten schon einmal die Bücherei besucht. Tja, ich kenne diese dämlichen, verachtenswerten Idioten wohl besser als Sie."

„Entschuldigen Sie, aber ich denke-"
„Was denken Sie?"

„Das ist wohl kaum eine pädagogisch sinnvolle Art, von den eigenen Schülern zu sprechen. Ich glaube, dass ihre Klasse lange nicht so dumm ist, wie Sie behaupten!"
Gale rülpste laut und bekräftigend.

„Oh, da ist mir was eingefallen!", rief Rue Prim zu. „Wie wäre es mit einer Runde Wettrülpsen?"

Prim ging auf der Stelle auf den Vorschlag ein, und so standen die Beiden schon bald inmitten eines Kreis von Schülern, die sie anfeuerten und Wetten abschlossen.

„Fünf Euro auf Prim!"
„Vergiss es, ich weiß genau, dass du pleite bist!"

„Na gut, dann spiele ich halt um meine Würde, wie die das früher immer gemacht haben!"

„Du hast aber keine Würde. Und woher weißt du das überhaupt?"

„Ach, hab ich in so nem Film gesehen..."

So und ähnlich liefen die Gespräche um mich herum ab.

Die arme Angestellte, die wohl auf einen normalen Tag gehofft hatte, stand deprimiert am Rand, den selbstgefälligen Blicken Mr. Snows ausgesetzt, und war gezwungen, zuzusehen, wie unsere Klasse es mal wieder zu weit trieb.

Zugegebenermaßen war ich, was das anbelangte, nicht ganz untätig.

Ich und Katniss wollten gucken, wer von uns sich schneller an den Bücherregalen entlanghangeln konnte, weshalb ich Cato befahl, mich hochzuheben und mich dann an einem Regalbrett festhielt.

Das anschließende Renne beinhaltete unzählige durch die Luft segelnde Bücher, Schreie, den ein oder anderen aus dem Weg gekegelten Schüler und einen Nervenzusammenbruch.
Unnötig, zu erwähnen, wer Letzteren erlitt.

Finnick wollte ein Buch über Zuckerwürfel lesen. Um dieses zu finden, beschloss er, einfach die Titel sämtlicher Bücher durchzulesen, bis er eines fand, und war sehr erstaunt, als Annie ihm erklärte, dass die Bücher hier sortiert waren.

Dadurch war er zuerst motiviert, fand anschließend jedoch heraus, dass es in der gesamten Bibliothek kein einziges Buch zum Thema Zuckerwürfel gab.

Er bekämpfte die Trauer, indem er einzelne Seiten aus einer Enzyklopädie heraus rupfte.

Johanna hatte sich einige Sachbücher geschnappt, und ergänzte die darin stehenden Informationen durch ihr eigenes Wissen.

Oder vielmehr durch „Fakten", wie „Paviane sind sehr hässlich, aggro und stinken fast so doll wie Thresh.".

Als Thresh das sah, wollte er es Finnick gleichtun und die Seite heraus reißen, doch Johanna war zu schnell, und hatte das bearbeitete Buch schon längst wieder zwischen den anderen Enzyklopädien versteckt.

Zukünftige Leser dieses Buches würden also ihre Weisheiten bestaunen können – meiner Meinung nach waren diese ohnehin viel interessanter.

Wer gab schon Intelligenteres von sich als wir?

❤︎❤︎❤︎
Hey, wir hoffen es geht euch allen gut und wir konnten euch mit diesem Kapitel den Tag etwas verschönern. Wie ihr vllt gemerkt habt schaffen wir es im Moment nicht ganz einmal die Woche ein Kapitel hochzuladen, weil es einfach zu viel ist. Das heißt eigentlich nur dass ich euch nicht wundern müsst, wenn es mal nicht pünktlich kommt und das nicht heißt, dass wir dieses Buch aufgegeben oder vergessen haben. Nur damit ihr euch nicht wundert:))
Wir lesen uns, bye bye❤︎
F&C

Die Tribute in One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt