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Info: Dieser One Shot spielt 10 Tage nach dem Orkangriff auf die Haladin, also ungefähr am Ende des 4. Jahrhunderts des Ersten Zeitalters. {Teil ¾}
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Jetzt reichte es Curufin endgültig. Er war mit seiner Geduld am Ende. Kaum hatte Haleth seinen Bruder losgelassen, damit ihre Leute ihn durchsuchen konnten, zog er sein Messer Angrist und hielt es der Frau entgegen, die erschrocken zurück wich. Celegorm reagierte sofort und nahm einem der Menschen den Speer ab, richtete ihn gegen den Rest der Gruppe. Trotzdem schaffte er es irgendwie, mit der linken Hand weiterhin die Katze festzuhalten.
Nun war es Curufin, dessen Gesicht ein triumphierendes Grinsen zierte und der sie überlegen ansah. Man sah Haleth deutlich an, wie gründlich es ihr gegen den Strich ging, dass sich das Blatt so schnell gewendet hatte.
>>Was machen wir jetzt?<<, fragte Celegorm und fing an Quenya zu reden, damit die Menschen nichts verstehen konnten.
>>Also ich bin dafür, wir löschen den Namen Haleth für immer aus den Erzählungen.<<, schlug Curufin vor und war der Meinung, dass es die perfekte Vergeltung war.
Begeistert stellte er fest, dass Haleth aussah, als würde sie jeden Moment explodieren. Er schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln als hätte er ihr das nicht gegönnt. Dann hob er sein Messer und holte aus.
>>Warte!<<, sagte Celegorm plötzlich, >>Das können wir nicht tun.<<
>>Was? Wieso nicht?<< Der jüngere Elb war kurz davor, wahnsinnig zu werden. Es juckte ihn in den Fingern, sich endlich an der vorlauten Menschenfrau für ihre Unverschämtheit zu rächen. Sie sollte dafür bezahlen! Am besten mit ihrem Blut.
>>Willst du Moryo etwa erklären, dass wir seine Menschen abgeschlachtet haben?<<, meinte Celegorm, >>Du weißt doch wie nachtragend er ist. Er würde uns fertig machen!<<
>>Das kann doch nicht wahr sein!<<, beschwerte sich Curufin wutentbrannt und sah hilfesuchend seinen Bruder an.
>>Was siehst du mich an? Ich habe auch keine Idee.<<, verteidigte sich dieser.
>>Seid ihr euch jetzt endlich einig?<<, wollte Haleth wissen, nachdem Curufin eine Weile wütend in die Menge gestarrt hatte, während er verzweifelt auf der Suche nach einer anderen Lösung war.
Das war der Kommentar, der das Fass für Curufin endgültig zum Überlaufen brachte. Ungeachtet der Folgen griff er in einer fließenden Bewegung nach Haleth, zog sie zu sich heran und hielt ihr Angrist an den Hals.
>>Jetzt lächelt Ihr nicht mehr!<<, zischte er ihr ins Ohr und nahm sich vor, es zu genießen, ihr langsam und qualvoll die Kehle aufzuschlitzen.
Celegorm war überrumpelt ob der vorschnellen Aktion seines Bruders und machte einen Schritt auf ihn zu, um ihn von einem besseren Weg zu überzeugen. Diese kleine unaufmerksame Sekunde nutzte einer der Menschen und schnappte sich die nun fauchende Katze. Der blonde Noldo schnellte herum, aber bevor er dem Mann den Speer ins Herz rammen konnte, drohte er, die unschuldige Katze mit in den Tod zu reißen. Fluchend schmiss er den Speer auf den Boden und verwünschte den Menschen mit beeindruckend kreativen elbischen Schimpfwörtern.
>>Curvo, warte!<<, rief er, >>Er hat Sinyôd…<<
Nachdem Curufin sich umgedreht und realisiert hatte, dass die Katze als Geisel gehalten wurde, schloss er einfach die Augen und hoffte er würde endlich aus diesem Alptraum aufwachen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Jetzt gab er scheib einer verdammten Katze wegen seinen todsicheren Vorteil auf.
Dann kam Celegorm zu ihm und nahm ihm langsam das Messer aus der Hand. Daraufhin ließ Curufin die Frau los und schubste sie in den Dreck. Währenddessen zauberte der Tausch von Angrist gegen Sinyôd ein fröhliches Lächeln auf Celegorms Gesicht. Manchmal wollte Curufin ihm einfach nur die perfekten weißen Zähne ausschlagen. So wie jetzt zum Beispiel.
Als ein Mann kam, um ihm die Hände hinter dem Rücken zusammen zu binden, genügte ein Blick und dieser überlegte es sich spontan anders.
>>Wenn du nicht auf der Stelle diese Katze fallen lässt, werde ich dich eigenhändig erwürgen!<<, fuhr er seinen wie blöd grinsenden Bruder an, als sie abgeführt wurden, der dem zu seinem eigenen Glück auch sofort nachkam. Sonst hätte er für nichts mehr garantieren können. Sinyôd verschwand in den Schatten der Bäume.
Den restlichen Tag liefen die beiden Elben still nebeneinander her. Der Ältere bekam mit der Zeit ein ziemlich schlechtes Gewissen und Curufin strafte ihn mit Schweigen, während er seine Wut in sich hinein fraß.
Als die Menschen am Abend ihr Lager errichteten, nutzte Celegorm die Gunst der Stunde und nahm Haleth zu einem Gespräch unter vier Augen zur Seite.
>>Wieso müssen wir eigentlich gegeneinander arbeiten, wenn wir uns genauso gut helfen könnten?<<, fragte er sie mit einem freundlichen Blick.
>>Was könnt Ihr mir schon anbieten?<<, zweifelte sie an seiner Idee.
Was sollte die Frage denn? Er war immerhin noch ein Elbenfürst und hatte sehr viel zu bieten. Aber das schien sie vergessen zu haben, also erinnerte er sie daran: >>Wenn Ihr sowieso das Land unseres Bruders verlassen wollt, was man Euch nun wirklich nicht verdenken kann, warum kommt Ihr dann nicht mit uns?<<
Sie machte ein Gesicht, als wollte sie sagen „Ist das Euer Ernst?“.
>>Würdet Ihr uns frei lassen, könntet Ihr in Himlad siedeln.<<, erläuterte er seinen Vorschlag, >>Und auf den Schutz der Noldor könntet Ihr Euch selbstverständlich auch zu jeder Zeit verlassen, wenn Ihr unter unserer Herrschaft lebt.<<
Haleths Blick verdunkelte sich schlagartig. >>Ihr seid ebenso abartig wie Caranthir!<< Sie spuckte ihm die Worte beinahe vor die Füße. An ihre Leute gewandt fügte sie hinzu: >>Ich habe es mir anders überlegt, fesselt sie doch.<<
Danach machte sie auf dem Absatz kehrt und ließ einen äußerst konsternierten Elben zurück.
>>Ich möchte echt wissen, was Moryo der Frau getan hat, dass sie einen solchen Hass auf unsere Familie entwickelt hat. Kannst du dir vorstellen, was das für ein Angebot war?<<, überlegte er laut, als er mit Curufin an einen Baum gefesselt wurde, aber der zuckte nur beleidigt mit den Schultern.
Scheinbar hielt Haleth es aber nicht für nötig, Wachen abzustellen, um sie von einem möglichen Fluchtversuch abzuhalten. Das sollte sich noch als fataler Fehler herausstellen. Dennoch waren beide Elben ein wenig gekränkt, dass man ihnen nur so wenig zutraute.
Nachdem sie sich noch eine weitere Stunde angeschwiegen hatten, hielt Curufin es nicht mehr aus.
>>Musstest du unbedingt diese blöde Katze retten?<<, fragte er schließlich und musste all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um ihn nicht anzuschreien.
>>Zieh Sinyôd da nicht mit rein. Er kann doch gar nichts dafür.<<, verteidigte Celegorm den Kater. Als er bemerkte, dass Curufin ihn weiter abwartend ansah, murmelte er noch leise: >>Tut mir leid…<<
Dann wurde es erneut still zwischen ihnen.
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tbc...
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Das war der vorletzte Teil meines "Four Shots". Kann man das so sagen? Bestimmt. Ist aber auch egal...
Eigentlich hatte ich vor, die Idee als ganz normalen One Shot umzusetzen, aber mir sind immer wieder neue Sachen dazu eingefallen. Deshalb kann es durchaus sein, dass ich zum Ende hin ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen bin c: Daher würde ich mich super freuen, wenn ihr mir schreibt, wie ihr es findet ;DEure LivielFinarfiniel ☆
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Tolkien One Shots
FanfictionWie der Titel schon sagt, werde ich hier ein paar One Shots schreiben. Sie werden alle von Tolkiens Welt und seinen Charakteren handeln, sei es das Silmarillon, der Hobbit, Herr der Ringe oder irgendetwas dazwischen. Vielleicht tauchen auch ein paar...