Angband - Ein kleiner Moment des Friedens

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Wörter: 1305

Info: Dieser One Shot spielt im ersten Zeitalter.
Außerdem habe ich ihn für ElbinRaina geschrieben, die sich Melkor x Mairon gewünscht hat. Ich hoffe, er gefällt dir :D

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Genervt schoss der dunkle Herrscher den Wachposten vor seinem Thronsaal einen bösen Blick zu. Nötig war das zwar nicht unbedingt gewesen, aber er war so unglaublich frustriert. Dieser verdammte Rotschopf wollte einfach nicht reden! Er war so kurz davor, den Elben einfach an den erstbesten Felsvorsprung des Thangorodrim zu hängen und ihn dort versauern zu lassen. Sollte er doch sehen, ob seine erbärmliche Familie, die er die ganze Zeit so hartnäckig zu schützen suchte, kommen und ihn retten würde. Was er doch sehr stark bezweifelte. Nicht einmal einer aus Feanáros Brut würde so dumm sein.

Die zwei Orks, die an der Tür standen, wichen erschrocken zurück, als er beide Türflügel gleichzeitig schwungvoll aufstieß. Sie wollten sich beschweren, überlegten es sich allerdings spontan anders, als sie erkannten, wen sie zu beleidigen im Begriff waren. Eine Schande eigentlich. Momentan fiele ihm nichts ein, das seine schlechte Laune mehr heben würde als ein bisschen rohe Gewalt. Nicht einmal an dem elbischen Prinzling hatte er seine Wut auslassen können. Nach Mairons Besuch heute Morgen – und wahrscheinlich einem weiteren von Thuringwethil irgendwann im Laufe des Nachmittags – war der Elb schon viel zu nah an seine Grenzen geraten. Und er war als Gefangener leider viel zu wertvoll, als dass er an ihm seine Frustration auslassen durfte.

Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Und der Tag hatte so schön angefangen. Heute morgen war er aufgewacht, weil der Atem seines hübschen Stellvertreters ihn am Hals gekitzelt hatte. Am Abend zuvor hatten sie eine äußerst langwierige und noch viel langweiligere Taktikbesprechung gehabt und mussten so eingeschlafen sein.

Er konnte sich zwar nicht daran erinnern, was höchstwahrscheinlich daran lag, dass er wenig bis gar kein Interesse für Besprechungen jeglicher Art hegte und daher grundsätzlich als erster einschlief. Aber Mairon erinnerte sich offenbar mehr als nur gut daran. Zumindest dem Blick nach zu urteilen, mit dem er empört abgedampft war, nachdem er in Melkors Armen aufgewacht war und in dessen breit grinsendes Gesicht geblickt hatte. Aber er hatte sich einfach nicht zurückhalten können. Der Maia sah ungeheuer süß und unschuldig aus wie er so an seine Brust gelehnt dalag und friedlich schlummerte. Die eine Hand in eine von Melkors schwarzen Haarsträhnen verschlungen, als wollte er sogar im Schlaf sicher gehen, dass er ihn auch ja nicht verließ. Lächerlich, als würde er ihn jemals allein lassen!

Dieser Gedanke ließ ein schwaches Leuchten über dem pechschwarzen Abgrund seiner Seele erscheinen und ein kaum merkliches Lächeln zierte nun sein Gesicht. Seufzend ließ er sich gegen die Tür fallen und schloss für einen Moment die Augen. Ein kleiner Moment des Friedens war alles, das er gerade wollte. Schon irgendwie ironisch, wenn er so darüber nachdachte. Er lachte bitter.

>>Was ist?<<, ertönte eine ihm wohlbekannte Stimme vom anderen Ende des Raumes, >>Hattest du Erfolg? Hat Feanáros Sprössling endlich geredet?<<

Kopfschüttelnd öffnete Melkor die Augen und stieß sich von der Wand ab. Mit einem Schmunzeln betrachtete er seinen Stellvertreter, der es sich mit einer Selbstverständlichkeit auf seinem Thron gemütlich gemacht hatte, die seinen verdunkelten Geist nun vollends erleuchtete. Den ganzen Tag schon hatte er das Gefühl, er würde ihm aus dem Weg gehen. Und jetzt war er hier, wie als hätte jemand ihn als Geschenk für ihn hier gelassen und ganz genau gewusst, was er jetzt brauchte.

>>Nein, ich bekomme langsam das Gefühl, er ist noch sturer als sein verfluchter Vater.<< Er schritt gemächlich durch den Raum. >>Den bringt vermutlich nie einer zum Reden. Eher stirbt er hier und sei es nur, um uns so richtig den Tag zu vermiesen.<<

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