Chapter thirtysix

278 17 0
                                    

Ich mochte den Plan nicht.
Ich durfte die Jungen, meiner Meinung nach, viel zu wenig attackieren - und damit meinte ich, Gally voll eine reinzuhauen. Thomas hatte es mir sogar erlaubt; aber nur, wenn es wirklich nötig war. Für mich hieß nötig, sobald Gally einen Meer entfernt von mir war. Doch natürlich musste ich mich etwas zurücknehmen, da ich schließlich wegen meinem Hass nicht zwei wichtige Leben riskieren wollte. Und zu guter Letzt hatte Gally jetzt so gut wie die Fäden in der Hand. Um an seinen dummen Regeln vorbeizukommen, musste auch ich mich strikt an unseren Plan halten. Und jetzt, wo ich nochmal darüber nachdachte, war der gar nicht so mies.

In der Nähe von Newt positioniert, stand ich vor dem Tor wie die anderen Lichter und schaute meinem ohnmächtigen Bruder und Teresa zu, wie sie nach vorne geschleift worden. Sofort umgriffen meine Hände den Holzgriff meines Messers fester und ich spürte die Verkrampfungen in meinem ganzen Körper. Es war gewagt, aber der einzige Ausweg.

Gally sah die beiden Gefangenen skeptisch an, wirkte aber sonst ziemlich ruhig und selbstsicher. Wie auch anders? Fast alle überlebenden Jungen waren auf seiner Seite, weil sie zu viel Schiss vor dem Labyrinth hatten. Es musste schon was heißen, wenn der Jüngste auf der Seite desjenigen war, der gerade verurteilt wurde. Schon echte Ironie, Thomas ins Labyrinth zu verbannen, um ihn so loszuwerden. Da musste er sich ja schon etwas Besseres einfallen lassen.

Als ich sah wie die beiden Lichter, die Thomas mit sich trugen, achtlos auf den Boden vor Gally warfen, musste ich mich kontrollieren, nicht auf diese Idioten loszustürzen. Aber ich musste mich an die Abmachung halten und nicht improvisieren. Das würde nur alles ruinieren, was wir erarbeitet haben.

„Das is‘ so ne‘ Verschwendung.“ Man sah Gally an wie er selbst nicht wusste, was er fühlen sollte. Ich hoffte, dass er sich irgendwann so schlecht wie noch nie wegen der derzeitigen Situation fühlen würde.

„Gally.“ Erhob nun Winston, der Hüter der Schlitzer, zögernd die Stimme und der Angesprochene richtete seine Aufmerksamkeit auf ihn. „Ich find das nicht richtig, man.“ Ich war froh, dass, wenn schon niemand etwas tat, er ein wenig hereingrätschte. Dass Gally gerade große Scheiße machte, sollte den allen mal auffallen. Doch die Angst verdeckte dies alles; Angst vor Gally; Angst vor den Griewern; Angst vor der Wahrheit, die uns da draußen erwarten könnte.

Jetzt schritt auch Jeff ein. „Ja, was, wenn sie recht haben?“ Ich wurde hellhörig, als ich bemerkte, dass Jeff kurz zu mir und Thomas sah. Er meinte uns. „Was, wenn sie uns doch nach Hause führen können?“

Fast schon mitfühlend ging Gally ein paar Schritte auf die Beiden zu. „Wir sind zuhause, ok?“ Seine Stimme klang trotzdem eindringlich.

„Ich will nicht noch mehr Namen auf dieser Wand durchstreichen müssen.“ Er zeigte hinter sich, wendete aber seinen Blick nicht ab. Toll, Gally, gerade machst du genau das. Du opferst zwei deiner Leute, wobei es aus deiner Sicht nicht mehr deine Leute sind, und bringst damit zwei weitere um.

„Denkst du echt, uns zu verbannen, bringt irgendwas?“ sprach nun Teresa und die Blicke wandten sich zu ihr.

„Nein.“ Gallys Antwort ließ mich überrascht die Augenbrauen hochziehen. Nein? Was wollte er jetzt schon wieder bezwecken? Der Typ würde mir für immer und ewig ein Rätsel bleiben. „Aber das ist auch keine Verbannung.“ Er machte eine dramatische Pause. „Das ist eine Opfergabe.“ Entsetzt sah ich dabei zu wie Teresa grob an den Pfahl gebunden wurde, welcher neben einem Weiteren direkt vor der Öffnung bereitstand.

„Warte, Gally!“ Teresas Stimme klang gar nicht mehr so beruhigt, was natürlich komplett verständlich war und ich sah zu Newt. Gerade kreuzten seine braunen Augen meine und ich sah die Nachdenklichkeit darin widerspiegeln. „Was hast du vor?!“ rief das brünette Mädchen und ich hielt mich zurück, ihr helfen zu wollen.

Jetzt hatte auch Gally seinen Höhepunkt erreicht. Sauer ging er ein paar Schritte auf Teresa zu. „Denkst du wirklich, ich lasse Thomas nach allem, was er getan hat wieder ins Labyrinth?“ Das erklärte es. Vielleicht war Gally ja nicht komplett dumm. „Sieh dich doch um!“ Entrüstet zeigte er hinter uns. „Sieh dir unsere Lichtung an - das ist die einzige Möglichkeit.“ Ach, er tat mal wieder das, was er sonst auch so tat: Müll reden. „Und, wenn die Griever haben, weswegen sie gekommen sind, dann wird alles wieder wie es vorher war.“ Um es nochmal zu übersetzen: Bla bla, ich labere Mist, bla bla.

„Hey, hört ihr etwa nicht, was er sagt?“ Teresa gab nicht auf. „Wieso tut ihr denn nichts? Er ist verrückt.“

„Hältst du die Klappe?“ Gally schien genervt, was ihm gleich wirklich leidtun würde.

„Wenn ihr nicht versucht zu fliehen, kommen sie wieder.“

Lange konnte ich das nicht Teresa machen lassen und sprang ein. „Die Griever kommen wieder bis sie jeden von euch getötet haben.“ Meinte ich sauer und setzte noch etwas Druck in meine Stimme. Gally schaute entgeistert zu mir. Als ob ich jemals auf seiner Seite gewesen wäre. Meinte er bevor oder nachdem er meinen Bruder umgebracht hätte?

„Halt deinen Mund!“ schnauzte er mich an und warf mir einen kalten Blick zu. Doch viel mehr Interesse schien er nicht mehr an diesem Gespräch zu haben, da er sich an die zwei Jungen, die Thomas getragen hatten, wandte. „Bindet ihn fest.“ Keine Reaktion. „Habt ihr nicht gehört? Ich habe gesagt, ihr sollt ihn festbinden.“ Befahl er nochmal und jetzt setzten sich die Beiden in Bewegung. Das würde dann wohl ihr Pechtag sein. Mein Blick galt nur Gally; dem Blödmann hatte ich sicher nicht vor zu entgehen.

Thomas wurde nach oben gehievt und meine Lippen umspielte ein freudiges Lächeln.
Jetzt.
Mein Bruder schlug mit seinem Ellenbogen in den Bauch seines Linken und entwaffnete den Anderen kurz darauf. Ich holte meine Machete und das umschlossene Messer heraus und hielt dabei einem Gehilfen von Gally und ihn selbst von mir fern. Newt schlug ebenfalls einen der Leute von dem Hüter nieder, während Minho Chuck etwas Schutz gab zu Thomas vor die Öffnung zu laufen. Man merkte Gally an, wie unerwartet dies für ihn gekommen ist und ich ging langsam an ihm vorbei in Richtung meines Bruders.

„Du steckst voller Überraschung, was?“ meinte der Baumeister und sah Thomas hasserfüllt an.

„Ihr müsst nicht mitkommen, aber wir gehen jetzt.“ Ignorierte der jedoch den Kommentar gekonnt, während er mit seinem Stab aufrecht auf die Leute ihm gegenüber zeigte. Ich war noch nicht ganz bei meinen Freunden angekommen, da ich ihnen Schutz geben wollte.

„Wenn noch jemand mitkommen will, wäre jetzt eure letzte Chance.“ Gab ich den restlichen Lichtern zu bedenken und Gally sah nun mich sauer an. Im Ernst, von mir hätte er eine Hinterlist erwarten sollen.

„Hört nicht auf sie - sie wollen euch bloß Angst einjagen.“ Ich musste ein Lachen unterdrücken. Der Junge kam wirklich auf unglaubliche Ideen.

„Wir wollen euch keine Angst einjagen. Ihr habt schon Angst.“ Sagte Thomas daraufhin. „Okay, ich hab Angst. Aber ich riskier lieber mein Leben da draußen,“ Sein Kopf nickt ins Labyrinth. „als den Rest hier drinnen zu verbringen.“ Und da waren wir uns schon immer einer Meinung gewesen. Schon seit dem ersten Tag hatte ich hier wieder weggewollt. Und bis jetzt hatte sich diese Ansicht auch nicht geändert.

Ich unterstützte meinen Bruder abermals ein wenig. „Wir gehören nicht hierher.“ Alle Köpfe schwenkten wieder zu mir. „Das Labyrinth ist nicht unser Zuhause.“ Ein paar Lichter schauten schon auf den Boden. „Wir wurden hierhergebracht und eingesperrt. Da draußen haben wir wenigstens eine Wahl.“ Redete ich auf sie ein und senkte meine Stimmlage, um sie so gut wie möglich zu überzeugen. Wer weiß, so viele könnten mitkommen und richtig leben lernen.

Thomas setzte für mich fort. „Aber wir können hier rauskommen. Das wissen wir.“ Sein Blick glitt zu mir und ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln, was er erwiderte.

Nach kurzer Zeit setzte sich Winston in Bewegung, gefolgt von Jeff. Gallys Gesicht konnte nicht noch verschlechterter werden. Auch Henry und Jackson kamen an mir vorbei und gaben mir dabei ein mattes Lächeln. Irgendwann standen nur noch so um die 9 auf Gallys Seite.

„Gally, es ist vorbei.“ Versuchte es Thomas nochmal, wobei wir schon wussten, dass es zwecklos war. „Komm einfach mit uns.“

„Viel Glück gegen die Griever.“ Sein Blick war voller Anspannung und Missmut, aber er schien keine Anstalten zu machen, mit uns mitzukommen oder uns zum Hierbleiben zu zwingen.

Bevor ich wusste wie mir geschieht, wurde ich von Thomas am Arm von den hierbleibenden Lichtern weggezogen, in das graue Labyrinth. In den Weg hinaus.

Lonely Warrior - Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt