Chapter thirteen

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Nächster Tag, nächstes Glück. Endlich hatte ich richtig ausgeschlafen. Gestern hatte ich bei den Baumeistern nach der Aktion mit Gally nicht mehr mitmachen wollen. Jetzt rang ich mit mir selbst, ob ich den Job schon mal wegstreichen sollte. Es war zwar Lennon drin, aber leider auch Gally und seine miesen Freunde. Ich wusste jetzt auch schon, dass zwei seiner Kumpel Wyck und Scott hießen. Das waren die zwei besten Freunde von ihm anscheinend. Die würden sich im Notfall wahrscheinlich auch vor ihn werfen. Komische Typen. Aber das waren ja alle hier bis auf Chuck. Ich war sicherlich auch nicht komplett normal. Jedenfalls wusste ich jetzt etwas über mich. Ich war eine Kämpferin. Mir war aber noch nicht klar, ob ich es gewesen war oder es noch war. Die Schläge gestern gegen den Baum waren ziemlich derb gewesen. Also könnte ich es mir vorstellen. Wir saßen gerade beim Frühstück und ich saß mit Chuck bei Lennon, Jackson und Henry. Alle vier unterhielten sich gerade außer ich. Ich war komplett in Gedanken. „Was sagst du, Ry?" fragte Lennon plötzlich und ich zuckte etwas über den Spitznamen zusammen. Dennoch klang es süß. Mist, ich hatte nicht zugehört. Gerade wollte ich es schon zugeben, da legte sich eine Hand auf meine Schulter. Sie war relativ warm. „Kann ich dich kurz entführen?" Newt sah mich freundlich an und ich zuckte mit den Schultern. „Warum eigentlich nicht?" Ich stand auf und war froh, dass ich nichts zugeben musste. Das war schon das zweite Frühstück bei dem Newt und ich uns entfernten. Wurde das jetzt zur Angewohnheit? Newt und ich gingen immer näher auf die Mauern zu. Was wollte er da? Eine Gänsehaut überkroch mich als ich an die Zweisamkeit mit Gally dachte. Aber so war Newt ja nicht. Doch jetzt überkam mich Traurigkeit. Ich hatte sicher nicht die verletzenden Worte von Gally vergessen. Weißt du, du bist jedem egal. Newt, Thomas, Alby, einfach allen. Autsch.

Mir fiel auf, dass wir mitten vor der grauen Wand angehalten hatten. Etwas Kaltes hatte die Mauer ja schon, doch meine Neugier wurde dadurch nicht weniger. Genau das Gegenteil, sie wuchs. Mein Blick glitt zu Newt, der mir ein Messer hinhielt. Es war größer als mein mickriges Skalpell. Ich fragte mich allmählich, ob die Sanis es vermissten. So nahm ich mir mal vor, da vorbeizusehen. Ich ergriff das Messer und sah mich um. „Was soll ich damit?" fragte ich monoton und er nickte mit seinem Kopf nach links, zur Mauer. Ich drehte mich in die angegebene Richtung und sah mehrere Namen. Doch mir fiel schnell auf, dass ein paar davon durchgestrichen waren. Zwei davon waren zum Beispiel der komische Name Jooge und noch Ben. Ich war mir sicher, dass mit ihnen etwas passiert war. Und eigentlich fiel mir da nur eine Sache ein. Tot. Sie lebten nicht mehr. „Wenn ich meinen Namen jetzt dort einritze, gehöre ich dann offiziell zu euch?" fragte ich mit erhobener Augenbraue und er zog einen Mundwinkel hoch. „Vielleicht. Aber in allen Augen leider nie." Erklärte er mir und mir war klar, dass er sich selbst ebenfalls meinte. Wie schon gesagt, Gallys Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich wollte mir einreden, dass dieser Kerl gelogen hatte, aber ich glaubte es ja ebenso die ganze Zeit. Genau deswegen war Chuck mein einziger Freund. Ich hatte das Gefühl bei ihm, dass er mich wirklich mochte. Ich würde auf den kleinen Kerl aufpassen. Nur auf ihn. „Na ja. Mit Messern bin ich ja schon gewohnt umzugehen." Witzelte ich, merkte aber schnell, dass das falsch gewesen war, denn Newt drehte sich um und ging im hinkenden Schritt weg. Warum hinkend? Das würde ich aus diesem geheimnisvollen Typ wahrscheinlich nie rausbekommen. Seufzend fing ich mit dem Ritzen an und strich danach über die durchgestrichenen Namen. Natürlich hätte ich Newt fragen können, was passiert war, aber mir war es sowieso klar gewesen. Warum also unnötig Stress? Na ja, den hatte ich jetzt irgendwie trotzdem. Ich drehte Newts Messer in meiner Hand herum. Dann steckte ich es ein und nahm mir vor es ihm wiederzugeben, wenn ich ihn sah. Meine nicht mehr so weiße Reiterhose hatte einen braunen Gürtel wie mir schon am Anfang aufgefallen war. Er war schlicht, aber wirklich praktisch. Als wäre er für Messer gemacht. Ich meinte, er hatte sogar Halter für sie. Der Griff des Messers war unglaublich weich gewesen. Ich würde ihn einfach fragen, ob er so eins auch für mich hatte.

Lonely Warrior - Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt