Chapter twentythree

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Er war wirklich mein Bruder. Und das musste er als Erster erfahren. Einer aus meiner Familie war mit mir hier. Ich war nicht allein.

Ich schlug meine Augen auf und schwang die Beine aus meinem Bett. Sofort verzog sich mein Gesicht als ich bemerkte, dass die Anderen wie immer schon früher aufgewacht waren. Jede Matte war leer. Auch die von Thomas. Und jetzt bemerkte ich erst Newt neben mir. Der sah mich mit seiner typischen, gerunzelten Stirn an. „Ist alles gut bei dir? Du bist einfach nicht aufgewacht und hast sogar einmal geweint. Na ja, eine Träne." Erklärte er, aber ich konnte nicht mal peinlich berührt sein, so sehr suchte ich alles nach Thomas ab. Meinem Bruder. So halb glauben konnte ich es immer noch nicht ganz.

Ich stand auf und vor mir tänzelten ein paar Sterne. Das ignorierend rannte ich sofort in Richtung Mauern. Obwohl ich sah, dass die Tore schon offen waren, stoppte ich nicht und rannte entschlossen weiter. Hinter mir rief Newt mir irgendwas nach. Aber ich hatte nur Gedanken für mein gebliebenes Familienmitglied.

„Rylee, stopp!" rief jemand unglaublich laut hinter mir und ich hielt kurz vor der Öffnung an. Stimmt, man durfte nicht raus. Verdammt! Dabei sollte er es doch als Erster erfahren. Und das würde er auch. Ich musste einfach warten. Hierher rennen hatte einfach nichts gebracht. Außer, dass ich mich jetzt wieder umdrehte und auf Newt zujoggte, der mir entgeistert anstarrte. Oh, richtig, ich musste wie eine Gestörte ausgesehen haben.

Bevor er irgendwas sagen wollte, hob ich verschnaufend die Hand und setzte dann selbst zum Reden an. „Ich hatte Erinnerungen. Und die muss ich Thomas zuerst erzählen." Meinte ich außer Puste. Mir war gar nicht aufgefallen wie schnell ich gerannt war. Einfach verrückt.

Ich stützte mich auf meinen Beinen ab und sah Newt von unten an. Sein Blick war irgendwie komisch. Schon fast verletzt und mir fiel auf, was ich eben gesagt hatte. Sicher hatte er jetzt den Eindruck, er wäre mir unwichtiger als ein Läufer, den ich Newts Anschein nach nicht mal richtig kannte. Doch beides war falsch. Beide waren mir wichtig und ich kannte Thomas. Vielleicht nicht so doll wie früher als Stephen, aber die Erinnerungen hatten mir genug gezeigt. Plus weiteres Wissen.

Also hob ich meine Hände unschuldig und lächelte Newt an. „Damit meine ich, dass die Erinnerung mit ihm zu tun hatte und ich ihm das als Erstes aus Respekt erzählen wollte." Klärte ich ihn auf und seine Miene hellte sich leider nur ein kleines Stückchen auf.
„Aber warum die Träne?" fragte er und ich fasste in mein Gesicht. Nein, meine Hand strich über normale, etwas unreine Haut. Nichts war nass. Sicher war sie schon getrocknet und ich dachte mir schon, warum sie überhaupt da gewesen war. Meine Mutter. Sie hatte so unbeschwert und glücklich mit uns gewirkt. Und dennoch hatte sie ganze Zeit Angst gehabt. Wovor wusste ich nicht. Es waren mir sowieso noch viele Fragen offen.

„Erzähle ich euch alles, wenn Thomas da ist." Antwortete ich nur strikt und ging an ihm vorbei in Richtung meiner Matte. Vielleicht könnte ich versuchen mich nochmal zu erinnern.

Hinter mir hörte ich Schritte und natürlich war es Newt. „Was machst du jetzt?" ertönte seine Stimme hinter mir und ich setzte mich in die Hängematte.

„Schlafen." Antwortete ich mit selbstverständlicher Tonart.
„Du willst dich also an weitere Sachen erinnern." Da es eh wie eine Feststellung klang, antwortete ich nichts, sondern legte mich in den rauen Stoff und starrte gen Himmel.
Da ich immer noch Newts Anwesenheit spürte, schlug ich die Augen wieder auf und sah ihn bittend an. „Kannst du bitte den Anderen sagen, dass es mir nicht gut geht?"
Er nickte zwar, sah aber immer noch etwas misstrauisch aus. Mir tat es wirklich leid ihm nichts sagen zu können, aber aus Respekt musste es Thomas zuerst erfahren. Wenigstens gleichzeitig mit Newt. Das war ich ihm definitiv schuldig.

Blöderweise schlief ich nicht wieder ein, da ich einfach zu viel geschlafen hatte und nicht müde wurde. So konnte ich also nur gelangweilt in meiner Schlafkuhle liegen und auf Thomas warten. Doch es wurde immer dunkler und er kam nicht. Gegen 17:00 Uhr, so stand jedenfalls die Sonne, richtete ich mich auf und lief in die Nähe der Mauern. Aus der Richtung kam gerade Newt, der anscheinend auch schon nach den beiden Läufern Ausschau gehalten hatte. Auf seinem Blick zeichnete sich leichte Besorgnis und ich wusste so ziemlich, was er dachte. Würden sie es schaffen?... Sie mussten es schaffen. Beide. Nicht nur Thomas. Ich konnte nicht noch jemanden verlieren, der mir wichtig geworden war.

Lonely Warrior - Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt