Chapter fourteen

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Heute verbrachte ich den Tag wieder bei den Sanis. Winston hatte gar nicht gefragt, sondern hatte mich nett angelächelt, wofür ich ihm unglaublich dankbar gewesen war. Von Lennon war keine Spur gewesen am Morgen und ich habe alleine mit Chuck gegessen. Jetzt saß ich an derselben Stelle wie gestern und redete mit Clint und Jeff. Clint war der andere Sanitäter und beide waren relativ sympathisch. Im Gegensatz zu den Anderen hatten sie mich sehr nett aufgenommen und forderten nicht wirklich etwas. Als Sani gab es auf einmal viel zu tun, aber sonst nie richtig. Zum Beispiel, wenn sich jemand etwas brach oder sich eine Stichwunde, ich presste meine Lippen aufeinander, zuzog waren sie sehr beschäftigt. Aber bei einer kleinen Schnittwunde der Schlitzer waren es nur ein paar Minuten. Ich erfuhr viel über das Verbinden und Behandeln von Wunden und merkte das mir für meine Wunden. Mir fiel währenddessen auf, dass die Verletzungen an meinen Fäusten weg gewesen waren. Glücklich darüber konnte ich mich wieder auf die Sanitäter-Arbeit konzentrieren. Die Jungs machten das wirklich gut. Eine halbe Stunde lag ich einfach reglos auf der Liege und entspannte. Die Jungen versprachen mir, mich nicht zu verpetzen. An die konnte ich mich gewöhnen. Gerade war ich alleine in der Hütte. Es war schon Mittag und ich langweilte mich etwas. Dennoch war das viel besser als irgendeine beschissene Arbeit bei Schlitzern oder anderen vielleicht noch schlimmeren Jobs zu machen. Das Skalpell hatte ich zurückgegeben, obwohl Jeff gesagt hatte, es wäre okay. Mir fiel auch auf, dass ich Newts Messer immer noch hatte. Ich hatte ihn heute aber nur von weit weggesehen und hatte ihm jetzt nicht zubrüllen wollen.

Ich schwang meine Beine von der Liege, da ich nicht mehr blöd rumsitzen wollte. Ich musste ein bisschen gehen. Und da eignete sich ja nur ein Platz. Genau, der Wald. Schnell und unbemerkt schritt ich aus der Holzhütte, wo ich aufgewacht war, und lief in Richtung Wald. Mein Lieblingsort. Ich war nie weiter als der See gegangen. Dank Jeff und Clint hatte ich jetzt die Möglichkeit. Genießend wanderte ich zwischen den hochgewachsenen Bäumen entlang und sah mich genau um. Anstatt den Weg zum See zu nehmen, schlug ich den zweiten Pfad an. Mal sehen, was da war. Lange kam nichts Besonderes. Lächelnd atmete ich die Luft ein und berührte hier und da die Rinde. Eigentlich war das sehr komisch, aber trotzdem beruhigend. Ich stockte allerdings als ich auf etwas Hartes, Längliches trat. Verwundert sah ich herunter und wich sofort erschrocken zurück. Der „Stock" auf den ich getreten war, war weiß und sah aus wie... wie ein Knochen? Mein Blick folgte geradeaus und ich weitete meine Augen als ich mehrere Knochen entdeckte. Ebenfalls Steine waren hier. Mit ein wenig Missmut näherte ich mich den Steinen. Sie sahen nicht wie normale Steine aus. Eher wie... Grabsteine. Und meine Idee stellte sich als richtig heraus. Auf den Steinen waren verschiedene Namen eingeritzt. Einen davon hatte ich schon gesagt. Ben. Vor dem Stein lag ein blutunterlaufendes und langsam faulendes Shirt. Etwas angeekelt trat ich zurück und betrachtete die anderen Steine. Das hier waren also die Toten. Würde ich hier irgendwann mal liegen? Bei dem Gedanken schüttelte ich mich. Bitte nicht.

Ich wollte mich umdrehen, hielt aber in der Bewegung inne als ich ein knackendes Geräusch hörte. Ich hoffte es würde Chuck sein, weil ich kein Bock hatte irgendwas zu erklären. Ja, ich bins wieder! Das Mädchen, was euch immer Beschwerden bringt. Augenverdrehend wendete ich mich dem Geräusch zu und zog überrascht die Augenbrauen hoch. Dort war Lennon. Doch etwas störte mich an ihm. War es das, das er mich anguckte als würde er mich gleich fressen wollen? Oder doch nur die kleine Blutspur an seiner Lippe? Das Erste beängstigte mich mehr. „Hey, Lenn. Wo warst du beim Frühstück?" fing ich also ein normales Gespräch an. Wenn nichts mit ihm war, würde er jetzt normal antworten, da war ich mir sicher. Doch er sagte nichts. Nur sein Brustkorb bewegte sich schnell. Als wäre er viel gerannt... Er kam langsam auf mich zu. Ich ging unauffällig zurück. „Lenn? Geht es dir gut, Mann?" fragte ich etwas besorgter und schon machte er einen Hechtsprung auf mich. Eigentlich hätte ich jetzt stehen bleiben können, aber ich wich aus und er landete mit dem Gesicht voll in der Erde. Mitleidig verzog ich das Gesicht und wich ein paar große Schritte zurück. „Also, ich weiß ja nicht, was in dich gefahren ist, aber richtig zum Lachen ist mir nicht zu Mute, glaub mir." Meinte ich und lachte nervös, doch er sagte wieder nichts. Stattdessen richtete er sich reflexartig auf und holte mit seiner Faust aus. Er traf mich komplett auf der Nase, doch Gott sei Dank war der Schlag wie ausgeleiert gewesen. Trotzdem tat es natürlich weh und ich rannte wie ein Feigling den Weg zurück, den ich gekommen war. Was war denn in meinen Freund gefahren? Dicht hinter mir hörte ich schweres Atmen und hartes Knacken der Stöcke und... Knochen. Ich rannte so schnell ich konnte, übersah aber den Baumstamm und stolperte. Allerdings fiel Lennon ebenso hin und wir lagen nah nebeneinander. Ich wollte aufstehen aber er hielt mein Bein fest und ich fiel der Länge nach wieder hin. Was war denn in ihm gefahren? Als ich das erste Mal mit ihm geredet hatte, dachte ich er könnte keiner Fliege etwas antun. Da hatte ich mich ja komplett geirrt. Ich trat mit meinem Bein nach hinten aus und spürte wie ich Lennons Gesicht erwischte. Mir tat es unfassbar leid, aber irgendwie war es ja Notwehr. „Man, was ist mit dir falsch?" schrie ich, um auf der Lichtung auf mich aufmerksam zu machen. So schnell ich konnte, richtete ich mich auf und rannte weiter. Meine Beine wurden nicht mal schwer. Sie sahen nur eins: Überleben. Und um ehrlich zu sein, sah ich das genauso. Meine Haare wehten stark nach hinten, doch das war keine große Behinderung. Endlich kam ich am Ende dieses Riesenwaldes an und rannte auf die freie Fläche. Jedoch gab ich zu schnell auf. Lennon war genau hinter mir. Er stürzte sich auf mich und ich lag jetzt unter ihm. „Geh runter!" befahl ich laut. „Hilfe!" brüllte ich verzweifelt und Lennon setzte zu neuem Schlag an. Doch nicht mit mir. Schnell wehrte ich den Schlag ab und war erstaunt über mich selbst. Ich tastete nach dem Messer von Newt und zog es raus. Er wollte nochmal versuchen zu schlagen, da rammte ich ihm meine Waffe in die Schulter. Er schrie schmerzhaft auf und rollte zur Seite. Sofort stand ich auf und entfernte mich ungefähr fünf Meter von dem neuen Lennon. Erschrocken sah ich, was ich meinem Freund angetan hatte. Ich hielt mir entsetzt die Hände vor den Mund. Endlich kamen auch die anderen Lichter, darunter Alby. Der sah mich erschrocken an. „Ich kann das erklären!" meinte ich verzweifelt. Doch mein Blick schnellte wieder zurück zu Lennon, der sich wackelig aufbäumt und versuchte auf mich zuzukommen. Doch bevor er das schaffte, hielten ihn Alby, Newt und zwei andere Lichter fest. Sie drückten ihn wieder auf den Boden und zogen sein Shirt hoch. Auf seiner linken Brust war ein mittelgroßes Loch und von da aus gingen mehrere blaue Venen. Meine Augen weiteten sich immer mehr und ich hatte schon Angst, dass sie rausfallen würden. Newt sah mich an, während er Lennon am Boden hielt. In seinem Blick lag Traurigkeit. „Da musst du nichts erklären. Er wurde gestochen." Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und betrachtete das Bild vor mir. Mein fast einziger Freund hatte mich stark angegriffen und das wegen eines verdammten Stiches? Von was denn überhaupt? Ich glaubte kaum, dass eine Biene so welche Emotionen freilassen konnten und überhaupt so ein großes Loch hinterlassen würden. Lennons blutunterlaufende Augen sahen mich mit mörderischer Lust an und ich sah auch die Funken Zorn auf mich fallen. Entsetzt, was ich meinem Freund angetan hatte, drehte ich mich wie ein Feigling weg von dem Anblick und wollte gehen. Jeff stand aber jetzt vor mir. „Komm, ich gucke, ob er Verletzungen hinterlassen hat." Und schon ging er los. Ein letztes Mal blickte ich Lennon in die Augen. „Es tut mir leid." Hauchte ich so leise, dass es niemand hören konnte. Doch irgendwas regte sich in seinen Augen als er hätte er es verstanden. Sein Zorn blieb zwar, aber kurz hatte ich das Gefühl die Mordlust verschwand. Dann wendete ich ab und folgte Jeff. Clint km gerade auf uns zu. „Was ist passiert?" fragte er sofort erschrocken und meine Augen wurden glasig. Was war mit ihm passiert? Warum hatte er mich angegriffen? Eigentlich hatte ich mir gedacht, dass es der Stich gewesen sein könnte, aber vielleicht war er ja wirklich sauer auf mich gewesen. Doch so sauer? So sauer, dass er mich hatte umbringen wollen. Schweigend lief ich neben den beiden Sanis her und spielte die Szene tausendmal vor meinen Augen ab. Wäre ich gleich losgelaufen, hätte ich ihn sicherlich nicht verletzt. Oder hätte ich einfach den Schlag über mich ergehen lassen sollen? So absurd klang das gar nicht, denn ich hatte schon ein paar Sachen in den letzten Tagen ausgehalten.

Jetzt saß ich vor mir hinstarrend auf der Liege und ließ Jeff Sachen rauskramen. Was war ich für ein schlechter Mensch? Ich hatte meinem Freund ein Messer in die Schulter gerammt. Jeff kam auf mich zu. „Du hast doch was drunter, oder?" fragte er prüfend und ich nickte. „Gut dann zieh bitte mal deinen Pullover aus." Entsetzt schluckte ich. Wenn ich das tun würde, würde er die Stiche sehen. Und den noch vorhandenen Erguss von Gally. Das konnte ich nicht zulassen. „Geht nicht." Presste ich hervor und hätte gerne mich selbst geschlagen. Geht nicht? Das ergab einfach keinen Sinn, also überlegte ich fieberhaft. Mir fiel was ein, was ein Junge hier jetzt nicht hätte sagen können. Danke einmal für mein Geschlecht. „Ich mag dich, Jeff, aber ich fühle mich trotzdem unwohl." erklärte ich mit meiner überzeugendsten Stimme. „Ich muss nur kurz an deinen Schultern und Armen gucken. Woanders gucke ich ja nicht." Entgegnete mein Gegenüber freundlich. Du verstehst das nicht Jeff! Ich vertraute ihm sogar ein bisschen, aber trotzdem wollte ich das mein Geheimnis ein Geheimnis bleibt.

Dennoch blieb ich in meiner Position. Ich bewegte nichts von mir. Er durfte es nicht sehen und mir gingen die Lügen aus. „Ich übernehme." Ertönte eine sehr bekannte Stimme von der Tür und ich war noch nie so erleichtert über ihn gewesen. Newt kam rein und nickte Jeff zu. „Wir kennen uns besser. Nimm es ihr nicht übel." Meinte der Blonde und Jeff verließ mit Clint seufzend das Sanitäter-Haus. Etwas beschämt schaute ich auf den Boden. „Man, sorry." Sagte ich und lächelte nervös. Er musste seine Freunde, die er länger kannte als mich anlügen. Das machte mir ein unfassbar schlechtes Gewissen. Seufzen sah mich Blondie an. „Na los, lass mal sehen." Ich zog mein Shirt aus und fühlte mich trotzdem etwas Unbehagen. Natürlich überbrachte Newt ein vertrauendes Gefühl, aber er war immer noch ein mir sehr unbekannter Junge. Trotzdem war er viel besser als Jeff. Sein Blick glitt selbstverständlich sofort zu meinem linken Arm und ich folgte ihm. Die Schnitte waren eher zur Kruste geworden, die langsam abheilte. „Sieht ja gut aus." Murmelte mein Gegenüber und nahm meinen Arm vorsichtig. Er drehte ihn ein paar Mal und ich überspielte das komische Gefühl, was sich in meinem Körper ausbreitete. Entweder war es angenehm oder unangenehm. Ich konnte mich irgendwie nicht entscheiden. Er ließ meinen Arm los und sah auf den Anderen. Mit Entsetzen stellte ich fest, dass der Erguss noch nicht komplett verblasst war und er jetzt die Stirn runzelte. Auch hier nahm er vorsichtig meinen Arm, drehte ihn aber nicht. Er strich mit seinem Daumen über die Verletzung, die ich von Gally bekommen hatte. Dann sah er mich skeptisch an. „Woher hast du die?" Seine Stimme klang ziemlich ernst und ich suchte verzweifelt nach einer Ausrede. Eigentlich würde ich den Namen des Verursachers gerne herumschreien, aber ich wollte mir Stress mit ihm oder noch anderen Jungen ersparen. Also blieb mir nur eins. Wieder Newt anlügen. „Der war schon in der Box da gewesen." Fiel mir ein und ich hätte fast erleichtert aufgeatmet. Jetzt ließ er auch meinen anderen Arm los und betrachtete mich misstrauisch. Sein Blick fiel auf mein Gesicht und er drehte sich zu den Tüchern. Er holte eins und tupfte damit irgendwas an meinem Gesicht herum. Erst jetzt fiel mir auf wie weh das tat. Stimmt, er hatte mich ja geschlagen. Etwas enttäuscht ließ ich Newt machen. Ja, mein Freund hatte mich angegriffen. Endlich war Newt dann fertig und trat zurück. Das Tuch hatte ein wenig Blut dran, aber nicht wirklich viel. Lennon hatte nicht doll geschlagen. „Er hat dich also einmal erwischt." Stellte Newt fest und ich nickte zögernd. Und dann habe ich ihn erwischt. Mit deinem Messer. Sein Messer! „Dein Messer ist jetzt etwas beschmutzt würde ich sagen." Knirschte ich und er lächelte ganz leicht. „Das ist ja wohl das geringste Problem." Erwiderte der und setzte sich neben mich auf die Liege. Newt blickte mich kurz von der Seite an. „Wart ihr in den wenigen Tagen sehr gute Freunde gewesen?" fragte er nach und ich schwieg kurz. Ja, irgendwie schon. Es war nicht lange gewesen, dass wir uns kannten. Aber sofort hatte ich eine gute Person gefunden. Ich hoffte inständig, dass es ihm bald wieder gut gehen würde. „Er respektiert mich." Nein, ich sprach nicht in der Vergangenheit, da mein Freund überleben würde. Mit einem plötzlichen Einfall runzelte ich die Stirn. „Muss er nicht behandelt werden?" Newt sah mich jetzt irgendwie mitleidig an. „Ich denke nicht, dass das nicht nötig sein wird."

Lonely Warrior - Maze Runner FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt