Schulzeit

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Ein weiterer wichtiger und großer Abschnitt in meinem Leben ist die Volksschule.
Ich hab mich sehr auf meinen ersten Schultag gefreut, aber wer tut das nicht? Ich hab sogar eine Schultüte passend zur Körpergröße bekommen. Was daran so besonders ist? Nun ja, wie ihr schon wisst, habe ich mit ca. 3 Jahren aufgehört zu wachsen, also bin ich kleiner als gewöhnlich. Ich war zu der Zeit ca. 96cm groß.
Auch hab ich mich gefreut, nun endlich mit meiner besten Freundin Carina zusammen zu sein. Carina war ein Mädchen aus der Nachbarschaft und ihre Schwester Julia und meine Schwester Anna waren auch schon zusammen in einer Klasse. Sie waren beste Freundinnen. Natürlich habe ich so auch viel mit Carina gemacht, aber sich jeden Vormittag zu sehen ist noch mal eine Steigerung.

Als es dann im September 1999 soweit war, war der Schock groß: Denn alle meine Freunde sollten in die A-Klasse gehen und ich war in der B-Klasse eingeteilt, dass gibt’s doch nicht. Nachdem Mama und ich beim Direktor waren, hatten wir das aber geklärt und ich durfte auch in die A-Klasse gehen. Der Direktor hatte sich gedacht, ich sollte in die B-Klasse gehen, weil dort ein Junge war der auch eine Behinderung hatte.

Doch jetzt war alles wieder in Ordnung und ich  war mit Carina zusammen.  Wir waren 28 Kinder in der Klasse: 14 Jungs und 14 Mädchen. Isabell war eine ganz besondere Lehrerin! Anstatt mit uns auf Landschulwoche zu fahren, wie es in der vierten Klasse üblich war, sind wir drei Tage nach Linz gefahren. Das hat Isabell so vorgeschlagen, damit ich auch mitfahren kann. Wir mussten nicht wandern gehen und zusammen waren wir trotzdem. Wir haben halt Linz erkundet. Ab der 2. Klasse hatte ich auch eine Schulbegleiterin: Romana! Sie kommt auch aus Finklham und hat dadurch ihre Berufung im sozialen Bereich gefunden. Romana war immer für mich da und hat mir geholfen wo ich sie gebraucht habe. Im Turnunterricht hat sie mit mir Physiotherapieübungen gemacht. Wenn etwas zum Abschreiben war, hat sie mir geholfen, da ich mit meinen lockeren Handgelenken nicht sehr lange schnell schreiben kann. Vor allem soll es ja dann auch noch leserlich sein. Romana war eine große Unterstützung für mich und auch Isabell hat sich gefreut sie zur Hilfe zu haben.

Auch mein erster richtiger Schwarm war bei mir in der Klasse, Manuel. Manuel hat damals schon zu seiner Mama gesagt:“ Mama wenn ich die Maria heirate, dann brauch i a ganz a kleine Küche, damit mir die Maria was gutes kochen kann.“ Manuel hat sogar extra für mich noch eine zweite Geburtstagsparty gemacht, weil er dachte ich darf vielleicht nicht Bobfahren, und das hatten sie vor. Aber es war schön, so waren nur wir zwei, eine Cousine und ein Cousin von ihm und seine kleine Schwester da. Seine Mama hatte auch etwas gebacken und wir durften dann alle den Schaum schlecken. Seine Schwester hat Manuel und mir nur ein Schüsselchen mit zwei Löffeln gebracht, also haben wir uns gegenseitig gefüttert.  Aber wie es halt so ist mit den Volkschul-Schwärmereien, haben wir uns nach der vierten Klasse aus den Augen verloren.
Mit vier Jungs war ich das einzige Mädchen aus unserer Klasse, die dann nach Dachsberg ging. Auch Romana hat mich nicht nach Dachsberg begleitet, ich wollte in die Schule gehen wie jedes andere Kind auch. Dafür habe ich hier meinen Sandkastenfreund Vinzenz wieder getroffen. Das war sehr schön. Unsere Freundschaft ist wieder aufgelebt und wir haben uns wieder wunderbar verstanden. Auch wenn uns anfangs wiedermal Steine in den Weg gelegt wurden von seiner Mutter. Sie hat nämlich, als sie erfahren hat, dass ich auch nach Dachsberg komme wie ihr Sohn, dort angerufen und gesagt sie will nicht, dass wir in dieselbe Klasse gehen. Wir waren aber trotzdem in derselben Klasse. Nur sind wir nicht nebeneinander gesessen. Erst später einmal, als wir uns auch zuhause fast jeden Tag gesehen haben. Dachsberg ist ein katholisches Privatgymnasium und damals hatten sie auch noch ein Jungeninternat. Wir waren jedenfalls wieder 28 Kinder und wie soll es auch anders sein, wieder genau gleichviele Jungs wie Mädchen. Auch hier hatte ich schnell wieder Anschluss an ein paar Mädchen gefunden.  Es war nur ein bisschen blöd, dass sie sich alle schon aus der Volksschule kannten, denn die meisten aus unserer Klasse kamen aus Eferding. So war ich dann auch öfter nachmittags in Eferding bei Babsi oder Judith. Ab und zu sind wir in die Stadt gelaufen, da ich aber damals schon nicht so gut bei Fuß war, und aber auch keinen Rollstuhl hatte, mussten wir unterwegs öfter mal eine Pause machen. „Wurzelschlagen“ nannte ich das immer.

Mein Leben mit MPSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt