Líli Vílistochter saß gelangweilt auf einem Felsen und blätterte in den Tagebüchern ihres Vaters. Sie konnte nicht widerstehen und hatte sie damals doch eingepackt, in den Ered Luin. Das junge Zwergenmädchen seufzte. Es war schon so lange her, dass sie das Dorf verlassen hatte. Sie vermisste ihre Mutter, Glória, Gimli und Gry. Manchmal wünschte sie sich nichts sehnlicher, als einfach zurück nach Westen zu reiten. Aber sie waren schon so weit gekommen. Die Company war schon in Rhovanion. Líli wandte ihren Blick nach Osten. Dort lag er, der einsame Berg. Er sah nicht aus, wie Líli ihn sich vorgestellt hatte. Er sah trostlos aus. Das Mädchen blätterte um und fand eine Zeichnung des Berges und des prachtvollen Haupttors. Ihr Vater hatte sie gezeichnet, vor über 170 Jahren.
Es war drei Tage her, dass sie Azog und seinem Orkheer entkommen waren. In der Zeit hatten sie Thorin versorgt und Lílis Kopfwunde, die ihr in der Stadt der Orks zugefügt worden war, war fast verheilt. Die Company hatte sich ordentlich ausgeruht und so gut, wie man es eben in der Wildnis tun konnten, gespeist. Nun waren sie auf dem Weg in den Düsterwald. Dann müssten sie nur noch irgendwie um oder über den langen See kommen und schon wären sie da. Líli lächelte hoffnungsvoll und sah in die Runde der Zwerge. Die meisten Zwerge dösten in der warmen Sommersonne und Gandalf meditierte oder so ähnlich. Gerade warteten sie auf Bilbo, der nun neben seiner Tätigkeit als Meisterdieb noch befördert worden war, als Späher.
Der Hobbit kam außer Atem an geeilt. Die Company sprang auf. ,,Wie nah ist die Meute?", fragte Thorin. ,,Zu nah", antwortete Bilbo, ,,ein paar Wegstunden, mehr nicht. Aber es kommt noch schlimmer". ,,Haben die Warge uns gewittert?", fiel Dwalin ihm ins Wort. ,,Noch nicht, aber das werden sie. Wir haben noch ein Problem." Gandalf fragte neugierig: ,,Wurdest du gesehen?" ,,Hm?", machte Bilbo. ,,Du wurdest gesehen", stellte der Zauberer fest. ,,Nein, das ist es nicht", erwiderte Bilbo leicht genervt. Gandalf war sehr stolz auf Bilbo: ,,Einem Meisterdieb angemessen!"
Líli seufzte und legte Vílis Tagebuch bei Seite. ,,Nun hört ihm doch mal zu und fallt ihm nicht ständig ins Wort!", sagte sie. Bilbo nickte ihr dankbar zu. Líli grinste. Sie und Bilbo waren in der letzten Zeit unzertrennlich geworden. Die Zwerge verstummten verwirrt. ,,Ich versuche euch zu sagen, dass da oben noch etwas anderes ist", sagte Bilbo und deutete hinter sich. ,,Was?", fragte Líli unruhig. Die Zwerge sahen sich besorgt um. ,,In welcher Gestalt? Der eines Bären?", fragte Gandalf den Hobbit. ,,Ja, aber größer", erwiderte Bilbo, ,,viel größer!"
,,Ihr wusstet von dieser Bestie?", fragte Bofur entsetzt, ,,ich sage, wir machen kehrt". ,,Nein, wir sind schon so weit gekommen", protestierte Líli. Die Zwerge diskutierten miteinander. ,,Es gibt ein Haus", meinte Gandalf schließlich, ,,es ist nicht weit von hier und dort können wir Zuflucht suchen". ,,Wessen Haus?", fragte Thorin misstrauisch, ,,Freund oder Feind?" ,,Weder noch. Er wird uns helfen oder uns umbringen", sagte Gandalf. ,,Na, toll", meinte Líli und verstaute die Tagebücher wieder sicher in ihrem Rucksack. Thorin erwiderte: ,,Haben wir eine Wahl?" Plötzlich brüllte ein Bär in der Nähe. ,,Nein!", rief Gandalf und sie rannten los.
Die Company rannte durch einen Fluss und über eine Wiese. Dann führte Gandalf sie durch einen Wald. Sie kamen auf eine Wiese und Líli sah ein Haus in der Nähe. Die Zwerge, Bilbo und Gandalf rannten so schnell sie konnten zu dem Haus. Der riesige dunkle Bär folgte ihnen. Die Company rannte durch den Vorgarten des Hauses und prallten gegen die geschlossene Tür. Sie öffneten sie schnell und flohen ins Haus. Der Bär versuchte einzudringen aber in letzter Minute schoben sie den Riegel vor. Alle atmeten tief durch.
,,Was ist das?", fragte Ori. ,,Das ist unser Gastgeber", antwortete Gandalf, ,,sein Name ist Beorn. Er ist ein Hautwechsler. Manchmal ist er ein riesiger schwarzer Bär, manchmal ein großer starker Mensch. Der Bär ist unberechenbar, aber dem Menschen ist mit Vernunft beizukommen. Jedoch schätzt er Zwerge nicht übermäßig". ,,Er hat sie wohl zum Fressen gern", meinte Líli grinsend. Alle sahen sie geschockt an. Das Mädchen räusperte sich. ,,'Schuldigung, das war taktlos".
Dann wandte sie sich um und sah sich etwas im Haus um. Am Abend schliefen alle. Líli wachte plötzlich auf und sah Bilbo neben sich. Er saß und schaute irgendwas an. ,,Bilbo?", fragte sie schläfrig, ,,was machst du denn da?" ,,..Hm?..ähm..nichts, gar nichts", erwiderte der Hobbit. Líli nickte. ,,Na, gut", meinte sie leise, ,,dann gute Nacht". Sie schlief gleich wieder ein und hatte den Vorfall am nächsten Tag schon vergessen.
Am nächsten Morgen wachte Líli spät auf. Die Zwerge stritten schon wieder über Beorn, er waren ihnen nicht geheuer. ,,Darüber zu streiten ist sinnlos", schaltete Gandalf sich ein, ,,ohne Beorns Hilfe kommen wir nicht durch das Wilderland. Man würde uns zur Strecke bringen, ehe wir den Wald erreichen".
,,Das sind ja tolle Neuigkeiten", gähnte Líli leise und stand auf. Bilbo trat vor. ,,Ah, Bilbo. Da bist du ja. Also, dies erfordert ein gewisses Geschick. Wir müssen sehr behutsam vorgehen. Die letzte Person, die ihn aufgeschreckt hat, wurde in Stücke gerissen", sagte Gandalf und ging mit dem Hobbit in Richtung Tür. Die Zwerge wechselten unruhige Blicke. ,,Tharkûn?", fragte Líli, ,,kann ich mitkommen?" Der Zauberer schüttelte den Kopf. ,,Du bist eine Zwergin. Ich nehme nur Bilbo mit", fügte er hinzu. ,,...Ist das eine ...gute Idee?", stotterte Bilbo. ,,Ja", erwiderte der Graue, ,,und ihr übrigen wartet hier und kommt nicht eher raus bis ich ein Zeichen gebe". Bofur nickte und spähte durch ein Fenster nach draußen.
Dann gingen Gandalf und Bilbo nach draußen. Bofur fiel auf, dass Gandalf ja gar nicht gesagt hatte, was das Zeichen war und so schickte er immer Zwerge raus, wenn Gandalf irgendeine Bewegung machte. Líli protestierte jedes Mal, doch schließlich wurde auch sie mit ihren Brüdern nach draußen geschickt. Die drei gingen hinaus und stellten sich neben die anderen.
,,Oh, Fíli, Kíli und Líli, hat ich ganz vergessen", meinte Gandalf nervös und lächelte. Líli wunderte sich, als sie den Zauberer so sah. Beorn, ihr Gastgeber, war ein riesiger starker Mann mit sehr sehr buschigen Augenbrauen. Beorn knurrte. Nori, Bifur, Bofur und Bombur stolperten heraus. ,,Sind das alle? Sind da noch mehr?", fragte Beorn genervt. Thorin trat heraus und der Hautwechsler sah ihn interrisiert an.
Die Zwerge saßen um einen Tisch. Beorn goss ihne allen Milch ein. Der Hautwechsler sah zu Thorin. ,,Also du bist der, den sie Eichenschild nennen. Sag mir, warum macht Azog der Schänder Jagd auf euch?" Líli trank ihre Milch, die übrigens köstlich schmeckte und sah zu Thorin. Er lehnte an einem Pfahl und stellte eine Gegenfrage: ,,Ihr wisst von Azog? Woher?"
,,Mein Volk war das erste, das in den Bergen lebte, bevor die Orks aus dem Norden kamen. Der Schänder hat fast meine ganze Famile umgebracht. Doch einige hielt er sich als Sklaven". Líli bemerkte die Handschellen an seinem Handgelenk. ,,Das tut mir sehr leid", meinte sie leise. ,,Nicht zum Arbeiten, zum Zeitvertreib", fügte Beorn hinzu, ,,Hautwechsler einzusperren und sie zu foltern schien ihn zu belustigen". ,,Das tut mir ebenfalls sehr leid", meinte Líli. Dann stellte Bilbo dem Hautwechsler noch einige Fragen. Beorn war nur noch der einzige Hautwechsler. Schließlich berichtete er ihnen noch von den Waldelben, die im Düsterwald lebten. Sie waren weniger klug aber dafür gefährlicher. Líli verkrampfte sich. Die Düsterwaldelben waren Thranduils Sippe. Der Thranduil, der Thorin und den Zwergen des Erebors damals nicht geholfen hatte. ,,Ich mag keine Zwerge", meinte Beorn schließlich und stand auf, ,,sie sind gierig und blind. Blind für das Leben derer, die sie für geringer halten als sich selbst. Doch Orks hasse ich noch mehr". Er sah Thorin an und fragte: ,,Was braucht ihr?"
Die Zwerge stiegen auf die Ponys, die Beorn ihnen gegeben hatte. Líli sah zu Gandalf und Beorn, die sich leise über irgendetwas unterhielten. Sie fragte sich, worüber. Schließlich schwang sich Gandalf auf sein schwarzes Pferd. ,,Na kommt, Freunde!", sagte Glóin und alle trieben ihre Ponys an. ,,Festhalten, Bofur!", ermahnte Dwalin ihn. Líli winkte dem Hautwechsler zum Abschied zu, sie mochte ihn. Und dann machte sie die Company auf zum Düsterwald.
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Durins Tochter| Hobbit Fanfiction
Fanfic,,Ich bin keine Prinzessin oder seht Ihr eine Krone auf meinem Haupt?", sagte Líli etwas peinlich berührt. Gandalf entgegnete lächelnd: ,,Aber Eurer Onkel wird Euch eine Krone mitbringen, da bin ich mir sicher". Oder ich hole sie mir selber, dachte...