Und Glóin hatte tatsächlich Recht. Im März des Jahres 3019 des dritten Zeitalters drangen Ostlinge über den Fluss Rotwasser in Thal ein. Die Menschen flüchteten in den Erebor, wo sie belagert wurden.
Líli stand entschlossen vor dem Tor des Erebors. Links von ihr stand ihr Sohn Brand. Rechts von ihr stand Dáin Eißenfuß. Lili trug die Rabenkrone auf dem Kopf. Nicht weit von ihr hatten sich zwei große Heere positioniert. Menschen aus Thal und Esgaroth auf Pferden, angeführt von Lílis Enkel Bard und Zwerge des Erebors auf Widdern, angeführt von Fíli. Die Königin unter dem Berge warf dem Heer von Ostlingen einen vernichtenden Blick zu. Sie waren nicht weit entfernt. Nur ungefähr 500 Meter trennten die Zwergenkönigin und den Hauptmann der Ostlinge. Auf Lílis Lippen bildete sich ein kleines siegersicheres Lächeln.
Die Zwergin setzte ihren Stiefel mit Absatz, der sie größer erschienen ließ als sie war, vor den anderen. Sie lief langsam auf den Hauptmann zu. Dáin und Brand wechselten einen kurzen Blick miteinander, dann nickten sie sich entschlossen zu. Der Zwerg und der Halbzwerg folgten Líli. Die Zwergin blieb vor dem Hauptmann stehen und musterte ihn unverwandt. Er war groß und kräftig. Sein Gesicht war blass und bärtig. Seine Augen waren nur dunkle Schlitze. Er sah wild aus. Ein Mann neben ihm fragte leise: ,,Wer ist das?"
Líli trat näher an ihn heran und fragte: ,,Du weißt also nicht, wer ich bin?" Der Mann sah ihr abfällig in die Augen und antwortete mit einem hämischen Grinsen: ,,Sollte ich dich kennen, Zwergenhure?" ,,Ruhksul menu(*1)", zischte Líli wütend und hob kaum merklich die Hand. Ihr Sohn zog unauffällig einen Pfeil aus seinem Köcher und spannte ihn ein. ,,Ich will dir deine Frage noch beantworten, Ostling", sprach Líli, ,,ich bin Líli Vílistochter, die Königin unter dem Berge. Siehst du etwa nicht die Krone auf meinem Haupt?"
Brand ließ den Pfeil fliegen und er bohrte sich genau in sein Ziel, das Herz des Ostlings. Lílis Sohn war ein genauso guter Bogenschütze wie sein Großvater Bard, der Drachentöter. Der Ostling fiel zu Boden und war sofort tot. Líli stieß Dagorvali in die Luft und rief: ,, Khayamu!(*2)"
Dáin ließ seine Axt schwingen und brüllte: ,,Baruk Khazad ai-menu! (*3) Khazad ai-menu! (*4)"
Dann reckten die Zwerge unter Fílis Befehl ihre Waffen gen Himmel und schrien: ,,Khayum Athane Khazad! (*5)"So entbrannte eine weitere riesige Schlacht am Erebor. Líli kämpfte wild und entschlossen. Sie tötete viele Ostlinge und wurde dabei zum Glück nur recht leicht verletzt. Plötzlich stellte sich der Hauptmann der Ostlinge in ihren Weg. ,,Ihr werdet dafür bezahlen, was Ihr meinem Bruder angetan habt!" Mit diesen Worten erhob er sein Schwert und ging auf Líli los. Sie wich aus und blockte den Angriff ab. Der Hauptmann griff sie erneut an und traf Líli mit seiner Klinge am Arm. Sie zischte schmerzerfüllt auf und griff den Ostling an. Sie rammte ihm Dagorvali in den Bauch. Der Ostling keuchte und taumelte. Er stürzte und lag schwer atmend auf dem Schlachtfeld.
Líli betrachtete ihn abschätzend und wandte sich dann von ihm ab. Doch das war ein großer Fehler, denn der Hauptmann sprang auf und stürzte sich auf sie. Vor Schreck und Überraschung schrie Líli kurz auf. Sie stürzte zu Boden. Der Hauptmann beugte sich über sie und schlug ihr Dagorvali aus den Händen. Líli riss erschrocken die Augen auf. Nun war sie unbewaffnet. Der Hauptmann grinste und es errinerte sie an das Grinsen seines Bruders. ,,Ich habe doch gesagt, dass Ihr dafür bezahlen werdet!", fauchte er hasserfüllt und stach ihr ihr eigenes Schwert in die Brust.
Sie keuchte schwer. Blut strömte aus der Wunde und verfärbte ihr Kleid, welches sie über ihrem Kettenhemd trug, dunkelrot. Der Ostling war noch immer über sie gebeugt. Er war nun ganz nah an ihrem Gesicht und wollte ihr ins Ohr flüstern. Doch dazu kam es nie, denn plötzlich ragte eine Pfeilspitze in der Brust des Ostlings. Er ließ von ihr ab und starb neben Líli.
Brand kam auf seine Mutter zugeeilt. Er hatte den Hauptmann von hinten erschossen. Der Mann ließ sich neben Lili auf den Boden fallen. ,,Amad(*6)", hauchte er erschrocken. Líli atmete schwer und ihr liefen Tränen über die Wangen. ,,Halte durch", flüsterte Brand verzweifelt und versuchte die Blutung irgendwie zu stoppen, ,,du schaffst das! Ich glaube an dich!" ,,Schon gut", meinte Líli schwach lächelnd, ,,Brand, mein Sohn. Ich hatte ein wunderbares Leben und eine tolle Familie. Ich möchte meine Eltern wiedersehen, meine Großeltern, Thorin...und natürlich deinen Vater. Es ist schon gut. Ich hab dich lieb".
Tränen liefen ihr über die Wangen. Brand weinte ebenfalls verzweifelt. ,,Gewinn' diese Schlacht für mich, Brand", flüsterte Líli leise. Dann schloss sie ihre Augen und atmete ein letztes Mal die frische Luft ein. Es war der Morgen des 25. März, der Tag an dem Sauron fallen würde. Aber Líli Vílistochter, Königin unter dem Berge erlebte diesen Tag nicht mehr mit. Sie starb blutüberströmt in den Armen ihres Sohn. Brand und Dáin verteidigten ihre Leiche bis zu ihrem eigenen Tod.
Líli schlug die Augen auf. Sie war gestorben, das wusste sie. Es war ganz schnell gegangen und hatte gar nicht weg getan. ,,Líli", sagte eine Stimme. Sie runzelte die Stirn. Wer war das? War sie etwa nicht tot? Sie setzte sich auf und hatte komischerweise keine Schmerzen mehr. Líli ließ den Blick an sich heruntergleiten und erschrak, als sie die riesige Wunde an ihrer Brust sah. ,,Keine Sorge, sie kann dir nichts mehr anhaben", meinte die Stimme. Sie sah auf und blickte in das lächelnde Gesicht ihres Großvaters. ,, Thráin?", fragte sie überrascht und stand auf, ,,ich bin doch tot, ...oder?"
Ihr Großvater lachte auf. ,,Natürlich bist du das. Sonst dürftest du gar nicht hier sein, meine Tochterstochter. Du bist groß geworden." Líli lief auf ihn zu und umarmte ihn innig. ,,Wie alt bist du nun?", fragte Thráin. ,,137", sagte Líli leise, ,,fast 138". ,,Ein junges Alter zum Sterben. Bedauerlich. Wie bist du gestorben, meine Tochterstochter?", erwiderte er.
,,Ich starb in der Schlacht von Thal und dem Einsamen Berg", antwortete Líli und fasste sich vorsichtig an ihre Wunde. ,,Wusst' ich's doch", sagte Thráin lächelnd und löste sich von seiner Enkelin, ,,komm, ich bringe dich zu den anderen". Líli runzelte die Stirn aber folgte ihrem Großvater. ,,Wo sind wir überhaupt?" Thráin lachte wieder auf und entgegnete: ,,Du weißt es noch immer nicht? Wir sind natürlich in Mandos Hallen!" Líli staunte, als ihr Großvater sie in einen Saal führte. Er war ganz aus Stein und hätte düster gewirkt. Aber überall standen Fackeln und erhellten den Saal mit warmen Licht.
Plötzlich entdeckte sie die Personen im Kerzenschein. Es waren viele und obwohl sie tot waren, wirkten sie nicht so. Thorin, Dís, ein blonder Mann an der Seite ihrer Mutter, Thrór mit seiner Frau, Frerin, Snotrá, Balin und die anderen Zwerge aus Moria, Bard, Sigrid, Tilda, eine Frau, die ihnen erstaunlich ähnlich sah, ein blonder Zwerg und eine hochgewachsene dunkelhaarige Frau. ,,Das ist...", hauchte Líli. ,,Deine Familie", endete der Blonde neben ihrer Mutter. Er sah Fíli erstaunlich ähnlich. ,,Adad(*7)!", entfuhr es ihr. Víli lächelte sie an und umarmte seine Tochter. ,,Ich wusste, dass du es schaffen würdest", flüsterte er. Dann stellte er ihr seine Eltern vor: Snóri und Elanor.
Líli umarmte alle und sie hießen sie sehr freundlich willkommen. Plötzlich räusperte sich eine Stimme hinter Líli. Sie wand sich um. Dort stand Bain und lächelte sie liebevoll an. ,,Ich habe doch gesagt, dass ich auf dich warten werde", flüsterte er und küsste sie sanft.
(*1) Khuzdul: Du Sohn eines Orks!
(*2) Khuzdul: In den Sieg!
(3) Khuzdul: Die Äxte der Zwerge sind über euch!
(*4) Khuzdul: Die Zwerge sind über euch!
(*5) Khuzdul: Sieg für die Königin der Zwerge!
(*6) Khuzdul: Mutter
(*7) Khuzdul: VaterHoffe, ihr könnt mir das Ende verzeihen. Der Epilog ist etwas länger als der Prolog aber was soll's?
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Durins Tochter| Hobbit Fanfiction
Fanfic,,Ich bin keine Prinzessin oder seht Ihr eine Krone auf meinem Haupt?", sagte Líli etwas peinlich berührt. Gandalf entgegnete lächelnd: ,,Aber Eurer Onkel wird Euch eine Krone mitbringen, da bin ich mir sicher". Oder ich hole sie mir selber, dachte...