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Jungkook

Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich jetzt mit niemand geringeren als Taehyung in einem Zimmer sitze. Das kann ja nur Schicksal sein.

Auch wenn ich es mir nicht eingestehen will, kann ich nicht leugnen, dass ich ihn vermisst habe. Aber das hab ich auch schon, als er sich von mir abgewandt hat. Und das war mehr als genug. Mittlerweile hab ich gehofft, ihn nie mehr wiedersehen zu müssen. Es wird mir nur wieder wehtun.

Auf irgendeine Weise interessiert mich auch, warum er jetzt hier ist. Ihm ging es immer gut und er war fröhlich. Obwohl, das war ich bevor ich mich damals geoutet habe auch.

Aber wer hätte auch gedacht, dass alles so sehr eskaliert? Und das nur, weil ich festgestellt habe, dass ich nicht auf Mädchen stehe?

Wie auch immer, mir egal. Taehyung träumt vielleicht davon, dass ich ihm aus dem Nichts vergebe, aber das kann er vergessen. Ich hasse ihn für das, was er mir angetan hat und ich werde mir ganz sicher keine idiotischen Entschuldigungen anhören. Schlussendlich meint er es wahrscheinlich eh nicht mal ernst.

Und ich dachte damals immer, wir wären beste Freunde und würden das auch für immer bleiben... Er hat es sogar selbst gesagt. Und was ist passiert? Ja, genau das hier...

Leise seufzend lege ich mich hin und ziehe die Bettdecke über mich. Ich sollte aufhören, überhaupt über das ganze nachzudenken, denn das macht meinen Zustand alles andere als besser.

Am besten sollte ich versuchen jetzt zu schlafen. Etwas besseres werde ich heute sowieso nicht mehr machen und das will ich auch gar nicht.

Mit einem leisen Seufzen schließe ich meine Augen und versuche mit dem Denken aufzuhören. Das ist echt nicht einfach, aber zum Glück überkommt mich nach einiger Zeit doch genug Müdigkeit, sodass ich einschlafe. Durch die ganzen letzten Tage hab ich immer noch nicht wieder so viel Kraft.

-

Mit einem leisen Aufschrei wache ich wieder auf und drücke mich hoch in eine sitzende Position.

Das geht ja schon mal gut los. Nicht mal drei Stunden hier und direkt ein Albtraum. Alles, was damals passiert ist, kommt wieder hoch und das will ich nicht. Ich kann damit nicht umgehen und es tut einfach so verdammt weh.

Leicht zitternd versuche ich meine Atmung zu beruhigen und halte mich dabei an meinen eigenen Armen fest. Jedes Mal, wenn ich so etwas in der Art träume, gehe ich ein weiteres Mal durch die Hölle. Ich will, dass das endlich mal aufhört... Ich hatte zwar lange keinen Traum mehr in der Art, aber kaum ist dieser einmal wieder da, fühlt es sich an, als würden tausende Wunden wieder aufgerissen werden.

Und dabei fällt mir natürlich auch wieder auf, wie schwach ich eigentlich bin. Ich verstecke mich vor mir selbst. Wahrscheinlich bin ich noch immer der schüchterne Junge, nur schiebe meine kalte Art vor, damit man mich nicht verletzt? Ich weiß es nicht.

Ich weiß überhaupt nichts und das stört mich enorm. Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare und vergrabe ein paar Sekunden später mein Gesicht in meinen Händen. Wenn ich jetzt noch anfangen muss zu heulen ist echt alles vorbei. Ich hasse das so sehr. Ich hasse das alles. Ich hasse mein Leben. Warum verhindert man jedes Mal, dass ich verschwinde? Das ist doch das einzige, was ich noch will...

"Jungkookie...", höre ich plötzlich Tae's Stimme und zwar um einiges zu nah. Erschrocken fahre ich zu ihm herum und stelle fest, dass er zu mir hochgeklettert ist und sich neben mir niedergelassen hat.

"Geh.", erwidere ich so gut ich kann mit einer festen Stimme und versuche zudem möglichst kalt zu klingen. Als ob er mich ernst nehmen würde, wenn ich hier fast am heulen bin.

Ich will nicht, dass er bei mir ist. Und eine Ahnung, warum er das gerade tut, hab ich auch nicht. Soll er doch einfach weitermachen. So wie er es getan hat, als ich ihn das letzte Mal gesehen hab. Er hat sich benommen wie ein völlig fremder Mensch. Als hätte unsere Freundschaft nie existiert.

"Ju-"

"Ich hab gesagt, du sollst gehen."

"Aber du hast voll geschrien...", murmelt er und weiterhin spüre ich seinen fragenden Blick auf mir. Wahrscheinlich will er jetzt wissen, was passiert ist, beziehungsweise wovon ich geträumt habe, aber das kann er vergessen.

"Es geht dich nichts an. Und mir geht's gut.", sage ich weiterhin mit einer kalten Stimme, was mit aber zunehmend schwerer fällt. Einer der schlimmsten Gründe, weshalb es mir so beschissen geht, sitzt gerade neben mir und versucht mich anscheinend zu trösten.

"Jungkook, wirkli-"

"Jetzt geh endlich, man!", das erste Mal in der ganzen Situation sehe ich ihn direkt an, und das ziemlich genervt und sauer. Wenn er aber nicht gleich geht, werd ich locker wieder heulen und das will ich nicht. Er hat es nicht mal im geringsten verdient, mich so zu sehen. Er soll mich gar nicht sehen...

"Schon gut...", murmelt er etwas niedergeschlagen und sieht mich noch kurz etwas traurig an, bevor er dann wieder vom Bett hinunter klettert und sich in sein eigenes legt.

Ich selbst bleibe noch eine Weile sitzen und sehe einfach nur verzweifelt ins Nichts. Dann lege ich mich aber irgendwann wieder hin und versuche wieder einzuschlafen. Vielleicht ist es ja dieses Mal besser.

pain - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt