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Jungkook

"Och Jungkookie, du zitterst immer noch am ganzen Körper. Zieh dir wenigstens einen Pullover über und leg dich ins Bett.", kommentiert Wooyoung jetzt schon das zweite Mal, seitdem er nach seiner Therapie ins Zimmer gekommen ist, aber ich fühle mich nicht wirklich danach.

Mal wieder sitze ich an dem Tisch in unserem Zimmer und bin damit beschäftigt zu zeichnen. Natürlich ist mir kalt, aber es hat ja schon einen Sinn gehabt, kalt zu duschen. Und dieser war es definitiv nicht, dass ich mich jetzt in die Bettdecke kuschle und mich aufwärme, wie ein Kind im Winter. Das verdiene und will ich auch nicht.

"Lass mal, Woo.", gebe ich deshalb zurück, ohne von meinem Blatt Papier aufzusehen und klinge dabei vielleicht ein wenig trocken, jedoch ist der Jüngere dies gewohnt. Zudem hat er das auch öfter mal. Die Kommunikation zwischen uns läuft aber so gut, dass wir beide gegenseitig wissen, dass keiner von uns es beabsichtigt, den Anderen anzumaulen oder sonstiges.

"Nein, du bekommst sonst bestimmt eine Erkältung.", erwidert er nun, jedoch bleibe ich einfach sitzen. Ich hab nicht mal Lust aufzustehen.

Ich bin Wooyoung aber dennoch ziemlich dankbar, dass er meine Wunden nicht kommentiert. Wir haben ausgemacht, dass wir das gegenseitig lassen, weil es am Ende eh nichts bringt und keiner für den Anderen ein Vorbild ist. Allerdings bin ich manchmal trotzdem ziemlich besorgt, besonders weil der Jüngere es so oft tut und seine Wunden meistens sehr tief sind. Ein paar Mal mussten die sogar schon genäht werden.

"Jungkookieee..!", ich höre, wie Wooyoung die Leiter des Hochbettes herunterklettert und nur ein paar Sekunden später liegen seine Arme um meinen Oberkörper geschlungen. "Du bist total kalt. Komm, ich will sowieso kuscheln."

Noch bevor ich etwas dagegen hätte sagen können, hebt der Jüngere mich so gut es geht vom Stuhl und schleift mich zu meinem Bett. Ein leises Kichern entweicht mir, als er dafür sorgt, dass ich mich hinlege und meine Bettdecke über mir platziert.

Nachdem er seine eigene Bettdecke ebenfalls geholt hat und diese auch über mich gelegt hat, krabbelt er zu mir aufs Bett und schlingt seine Arme um mich.

Obwohl diese Art von Nähe durchaus sehr fragwürdig erscheinen könnte, tut sie mir gut. Und Wooyoung definitiv auch. Er braucht die Nähe zu anderen und jemanden, der ihm Halt gibt. Und auf irgendeine Art macht es mich glücklich, dass ich dieser jemand sein kann. Ich werde ihn ganz sicher nicht im Stich lassen.

Meine Arme legen sich also ebenfalls um seinen Körper und ich schließe meine Augen. Jetzt, wo ich unter der Decke und in seiner Nähe bin, empfinde ich die Wärme doch als sehr angenehm und es tut auch irgendwie gut. Das sollte es zwar nicht, aber was soll's für diesen Moment.

"Lass uns schlafen...", murmle ich leise, nachdem ich Wooyoung Gähnen gehört habe. Ich selbst bin aber auch ziemlich müde.

-

Jetzt sitzen wir hier. Zu viert in einem Raum und ich starre lediglich runter auf meine Hände. Ist ja auch kein Wunder, wenn Taehyung hier ist und ich ihn eben nicht sehen will.

"Wir fangen langsam an.", erklärt Herr Lee, welcher noch immer mit uns allen im Raum ist, allerdings schon angekündigt hat, dass er gleich gehen wird. Sonderlich toll finde ich das eigentlich nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Aber ob es wenn er hierbleiben würde sonderlich viel besser wäre, bezweifle ich ebenfalls. "Erzählt euch einfach erstmal, was ihr gestern so gemacht habt."

"Ist das Ihr Ernst? Wir sind nicht im Kindergarten..!", protestiert Wooyoung direkt, der genauso wenig Motivation zu diesem 'Treffen' hier hat wie ich. Allerdings macht es ihm in der Hinsicht, dass er weder mit Taehyung noch mit Yunho ein ernsthaftes Problem hat, nicht so viel aus.

"Macht es bitte einfach mal. Ihr müsst erstmal ins Gespräch kommen und das ist immer ein guter Einstieg. Yunho, du fängst einfach mal an. Dann Jungkook, Wooyoung und Taehyung."

Seufzend sehe ich Herrn Lee an. Ich halte diese 'Aufgabe' ebenfalls für absoluten Schwachsinn. Mein Therapeut lächelt uns alle jedoch lediglich aufmunternd an, ehe er dann den Raum verlässt.

Eine Weile lang sind wir alle still, ehe Yunho sich dann irgendwann räuspert und zu erzählen beginnt. Wie zu erwarten, war der Tag nicht sonderlich spannend. Aufstehen, Frühstück, Kunsttherapie, Mittag, Sport, Freizeit, Abendessen. Sehr eintönig eben. In seiner Freizeit hat der Ältere etwas in seinem Buch gelesen und hat gemeinsam mit Taehyung einen Spaziergang gemacht.

Ist ja schön für die beiden... So langsam habe ich auch das Gefühl, dass Yunho sich mit so ziemlich jedem hier zumindest relativ gut versteht. Mit Wooyoung schien er klargekommen zu sein, wir haben auch recht viel gesprochen und mit Taehyung scheint er sich jetzt richtig gut angefreundet zu haben.

"Joa, das wär's dann auch und du Jungkook?"

Ich zuckte seufzend mit den Schultern, ehe ich dann aber doch beginne zu sprechen. Würde ich mich weigern, würde Herr Lee oder sonst wer sicherlich einschreiten. "Ähnlich wie bei dir. Ich hab dann bei der Therapie erfahren, dass ich mir das hier jetzt geben muss und das hat mir definitiv den Tag versaut.", ich spreche mit einem trockenen Unterton, allerdings auch nur, um meine zerbrechliche Seite nicht zu zeigen und mich somit zu schützen. Ich will hier ganz sicher nicht anfangen zu heulen.

Wooyoung erzählt danach ebenfalls in ein paar knappen sowie demotivierten Sätzen, was er gemacht hat und danach ist Taehyung dran. Während er spricht schaue ich ihn nicht an. Mein Blick schweift durch den Raum und insgesamt überall hin, nur nicht zu ihm. Ich kann das nicht.

Sein Tag scheint aber auch nicht wirklich spannender gewesen zu sein, als der von dem Rest von uns, also ist diese Erzählung auch ziemlich unnötig.

Über viel mehr reden wir in dieser ersten Sitzung auch gar nicht. Wir müssen uns noch über unsere Hobbys sowie Lieblingsfarben, -tiere und so weiter austauschen. Man fühlt sich wirklich wie im Kindergarten.

Dann ist die Sitzung aber endlich vorbei und wir dürfen alle gehen.

pain - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt