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Jungkook

Da ich die halbe Nacht wach gelegen habe, wurde mir irgendwann ein Schlafmittel verabreicht, wogegen ich mich eigentlich wehren wollte, aber mit gefesselten Händen geht das ja leider nicht so einfach. Außerdem war ich gleichzeitig auch wirklich so müde, dass ich nicht einmal sonderlich viel Kraft hatte, um irgendwas zu tun.

Mittlerweile ist der nächste Tag angebrochen und seit ein paar Stunden liege ich müde im Bett herum. Das Schlafmittel war wohl wirklich verdammt stark und jetzt fühle ich mich einfach nur so, als würde ich komplett durchhängen. Ein Zeitgefühl habe ich gerade auch nicht, da hier irgendwie keine Uhr hängt oder ich diese einfach nicht sehen kann.

Nicht viel später öffnet sich dann aber die Tür und eine Krankenschwester kommt mit einem Tablett in den Händen zu mir ans Bett. Ich gebe zu, dass ich gerade obwohl ich so müde bin, verdammt großen Hunger habe. "Guten Morgen, Jungkook. Ich mache deine Hände jetzt los, okay? Aber wenn du etwas anstellen solltest, bin ich gezwungen, sie wieder zu befestigen.", erklärt sie mir, während sie freundlich lächelt.

Ich verdrehe lediglich meine Augen und nicke. Einen Kommentar verkneife ich mir in diesem Moment einfach, da es gerade sowieso keinen Zweck hat. Also lasse ich sie die Fesseln lösen und ziehe meine Hände dann direkt zu mir. Dadurch, dass ich den vergangenen Tag mehrfach daran gezogen habe, tun meine Handgelenke ziemlich weh, aber das ist ja mein eigener Verdienst.

Hungrig mache ich mich nun über den Reis, welcher mit Gemüse und etwas Hühnchen serviert ist, her und ignoriere dabei so gut es geht die Krankenschwester, welche mich förmlich anstarrt, was ein ziemlich unangenehmes Gefühl ist.

"Ich muss jetzt noch deine Verbände wechseln.", sagt sie kurz nachdem ich mit dem Essen fertig bin und sie das Tablett zur Seite gestellt hat. "Das tut nicht not.", gebe ich trocken zurück und schüttle meinen Kopf. Ich habe absolut keine Lust darauf und auch wenn es jetzt natürlich schon mehrmals der Fall war, tut es definitiv nicht Not, wenn irgendwelche Ärzte meine Wunden zu Gesicht bekommen und dann auch noch meinen, diese versorgen zu müssen. Von mir aus könnten sie die Verbände lieber ganz weglassen, auch wenn dann natürlich trotzdem jeder meine Arme anstarren wird. Leise seufzt die junge Frau vor meinem Bett, ehe sie nochmal erklärt, dass sie das tun muss, was mich wiederum aber herzlich wenig interessiert. Ich will hier doch einfach nur weg.

Ich will zu Taehyung.

Mir kurz auf meine Lippe beißend, versuche ich diesen Gedanken wieder abzuschütteln. Ich werde nicht zu ihm können. Weil jeder es für besser hält, einen kranken Menschen wie mich nur noch weiter von der Außenwelt abzuschotten und dann auch noch 24/7 zu überwachen. Ich will da nicht hin. Und anstatt, dass man mich dann wenigstens zu Wooyoung lässt, den ich übrigens auch sehr vermisse, werde ich schon wieder in eine andere Klinik gebracht. Als würde das alles meinen Lebenswillen besser machen... Eher im Gegenteil.

Nachdem ich noch eine ganze Weile mit der Schwester diskutiert habe, gibt sie dann endlich nach und verlässt das Zimmer. Allerdings hat sie mir bereits geraten, nicht aufzustehen, weil gleich ohnehin nochmal ein Arzt kommt. Und tatsächlich lässt dieser auch nicht lange auf sich warten. Während er mich nochmal untersucht, sage ich kein Wort und auch als er mir ein paar Fragen stellt, schweige ich einfach weiter. Ich hasse Ärzte. Schlussendlich sind sie doch immer die Menschen, die mich nicht sterben lassen. Weil es ihre Pflicht ist, einem Menschen das Leben zu retten, auch wenn dieser es überhaupt nicht leben will. Toll.

"Dein Therapeut wird gleich da sein und dich nach draußen begleiten, also ziehst du dich am besten schon mal an.", sagt der Arzt, nachdem er endlich mit seiner Untersuchung fertig ist und deutet auf ein paar Klamotten, die in einer Plastiktüte auf dem Tisch im Raum liegen. Ich nicke und kann nun endlich aus dem Bett aufstehen, weshalb ich mich erstmal kräftig strecke und dann zu meinen Sachen gehe. Der Arzt versucht mich zwar zu stützen, aber das lasse ich nicht zu. Rausgehen tut er auch nicht, weshalb ich mich gezwungenermaßen vor ihm umziehen muss. Wenn das in der geschlossenen Klinik die ganze Zeit so läuft, kann das ja lustig werden.

Fast direkt als ich fertig bin, kommt Herr Lee ins Zimmer und begrüßt den Arzt sowie auch mich, allerdings schweige ich, wie schon die meiste Zeit heute. Man gönnt mir ja nicht mal ein paar Minuten Ruhe. "Dann komm mal mit.", sagt mein Therapeut, als ich ihn lediglich emotionslos ansehe und folge ihm dann auch mit einem leise Seufzen nach draußen und in ein Auto.

Herr Lee setzt sich neben mich auf die Rücksitzbank, natürlich damit ich auch ja nichts anstellen kann und wenige Sekunden später fährt das Auto dann auch schon los. Insgesamt ist es knapp eine halbe Stunde, die wir unterwegs sind, was aber auch daran liegt, dass der Verkehr gerade auch nicht gerade wenig ist. Ist mir aber auch egal, denn ich starre so oder so nur die ganze Zeit aus dem Fenster.

"Wir sind da.", lässt Herr Lee mich nach einer Weile wissen und reißt mich somit aus meinen typischen zumeist negativen Gedanken.

Seufzend steige ich aus dem Auto aus und sehe mich etwas um, allerdings sieht die Klinik genauso blöd aus, wie allen anderen, in denen ich vorher auch schon war. Und von innen wird es sicherlich nur noch hässlicher. Herr Lee nimmt eine Tasche aus dem Kofferraum, die meine Klamotten beinhaltet. Sonderlich viel mehr habe ich in der Klinik ja eh nie dabei gehabt.

"Na komm.", kurz schlucke ich, ehe ich mich dann in Bewegung setze und Herrn Lee zum Eingang der Klinik folge. Wegrennen bringt sowieso nichts und mein Körper ist eh geschwächt. So wie jedes Mal bisher, als ich in eine neue Klinik gekommen bin.

Nächster Versuch.

pain - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt