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Jungkook

Ich würde nicht behaupten, dass es mir gut geht, aber gerade ist es aushaltbar. Die letzten Wochen waren hart und weiß teilweise gar nicht, wie ich damit überhaupt klargekommen bin. Hier darf ich wirklich nichts und man schaut auf alles, was ich tue. Ich hatte nicht mal die Chance, mir selbst wehzutun, auch wenn das Verlangen definitiv oft genug da war. Aber es ist wohl letztendlich gut, dass ich nichts machen konnte.

"Ich werde dich entlassen können, Jungkook.", erklärt meine neue Therapeutin mir, als ich nach insgesamt eineinhalb Monaten, die ich jetzt hier war, mal wieder in ihrem Büro war. Meine Augen weiten sich und ich nicke sofort. Wenn ich hier raus bin- Egal, wohin dann, ich kann auf jeden Fall zu Taehyung und ihn wiedersehen. Das ist alles, was mir wichtig ist.

Doch sie ist noch nicht fertig mit Sprechen. "Ich bin nicht sonderlich glücklich damit, da ich es eigentlich für notwendig halte, dich wieder in die offene Psychiatrie zu verlegen. Aber deine Eltern bestehen darauf, dass du zu ihnen nach Hause gehst."

Ich brauche einen kurzen Moment, um zu realisieren, was mir gerade mitgeteilt wurde. Direkt merke ich, wie mein Körper schwerer wird und ich etwas in dem Stuhl, auf dem ich sitze zusammensacke. Das kann doch nur ein Scherz sein. Ich hab nochmal versucht mich umzubringen, weil ich zu ihnen sollte und das ist jetzt vollkommen egal?

"I-Ich geh da nicht hin!", meine Stimme bricht schneller, als dass ich es hätte kontrollieren können und wimmere einfach nur in meine Hände hinein, in denen ich augenblicklich mein Gesicht vergrabe. "I-Ich will zu Tae! Nur zu ihm, woanders geh ich nicht hin!", schreie ich nun schon fast, während mein Atem immer schneller geht.

Automatisch kaure ich mich immer kleiner zusammen, was sich auch nicht ändert, als ich Schritte auf mich zukommen höre. "Jungkook. Hey Jungkook, bitte schau mich an.", die sanfte Stimme meiner Therapeutin versucht meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber das ist gar nicht so einfach. Langsam sehe ich zu ihr hoch, auch wenn mich das eine ziemliche Überwindung kostest. "Sehr gut. Bitte sprich mit mir. Wieso willst du dort nicht hin? Tun sie dir weh? Gibt es sonst Probleme?", fragt sie mich, aber ich bin nicht in der Lage zu antworten.

Was soll ich denn auch sagen? Sie haben mich nie physisch verletzt und auch sonst passiert nichts offensichtliches, was mir wehtut. Aber dennoch tun sie mir weh und zwar die ganze Zeit. Das wird aber niemand konkret verstehen und es wird ebenso kein Grund sein, mich nicht nach Hause zu schicken. Weil die alle keine Ahnung haben!

"Jungkook, bitte sprich mit mir. Sonst kann ich dir nicht helfen.", die Frauenstimme holt mich zurück in die Realität, aber das hilft mir dennoch nicht weiter. Sie kann mir doch gar nicht helfen! "Bitte sag mir, was gegen deine Eltern spricht. Dann finden wir bestimmt eine Lösung."

"I-Ich will da einfach nicht hin..", gebe ich erneut von mir und mache mich nur noch kleiner. Das ist doch alles nicht fair.

-

Und natürlich hatte ich recht. Man kann nichts dagegen machen, dass ich zu ihnen muss. 'Es tut mir wirklich leid, Jungkook. Aber als Teenager hat jeder schwierige Zeiten mit seinen Eltern. Wenn doch etwas sein sollte oder es dir nicht gut geht, kannst du dich aber jederzeit bei mir melden, okay?', ja, das hatte die Therapeutin gesagt. Ich weiß, dass sie aufgrund meiner schwammigen Aussagen nichts anderes machen konnte, aber dennoch will ich einfach nicht.

"Jetzt komm endlich, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.", drängelt mein Vater, als wir bereits nach draußen zum Auto gehen. Natürlich freue ich mich wieder aus der Klinik raus zu sein, aber wenn ich es mir genau überlege, wäre ich vielleicht doch lieber dort drin als Zuhause, auch wenn diese ständige Überwachung mich wahnsinnig macht. Mir auf meine Lippe beißend, setze ich mich nun also auf die Rücksitzbank unseres Autos, schnalle mich an und wende meinen Blick nach draußen aus dem Fenster. Natürlich bemerke ich genau, dass mich insbesondere mein Vater durch die Rückspiegel anstarrt, aber das versuche ich so gut wie ich es eben kann zu ignorieren.

Da ich jetzt immerhin mein Handy ausgehängt bekommen habe, kann ich zumindest wieder Musik hören, weshalb ich mir auch direkt Kopfhörer in meine Ohren stecke und die Musik so laut wie nur möglich anmache, damit ich auch ja nichts von meinen Eltern hören muss, falls diese bereits jetzt schon wieder vorhaben, etwas zu sagen.

Natürlich spiele ich ebenfalls direkt mit dem Gedanken, Taehyung eine Nachricht zu schreiben, aber ich entscheide mich vorerst doch dagegen, weil es sich gerade einfach nicht richtig anfühlt. Stattdessen werde ich ihn später, wenn ich hoffentlich in Ruhe in meinem Zimmer bin, einfach anrufen und dann so mit ihm reden. Das würde mir auf jeden Fall zumindest einigermaßen guttun.

Leicht zucke ich zusammen, als plötzlich die Autotür aufgerissen wird und ich unsanft nach draußen gezogen werde. Grimmig schaut mein Vater mich an, während ich nur leicht schlucke und mich dann beeile, um meine Sachen aus dem Kofferraum zu holen. Leise seufzend sehe ich den Wohnblock an, in dem ich wirklich lange nicht gewesen bin. Vermisst habe ich diesen Ort aber ehrlich gesagt auch nicht.

Erneut seufzend trage ich meine Sachen die endlos wirkenden Treppen nach oben, während meine Eltern den Fahrstuhl nehmen. Hätte ich natürlich auch tun können, aber darauf verzichte ich dann doch lieber. Endlich oben angekommen, sind meine Eltern logischerweise schon da, aber immerhin haben sie mir die Tür aufgelassen, weshalb ich reingehe, diese schließe und mich auf direktem Weg in mein Zimmer begebe. Es hat sich hier nichts verändert, nur ein paar meiner Poster haben sich leicht von der Wand gelöst und hängen demnach etwas trist aussehend herunter.

Ansonsten fällt mir nur auf, dass meine Mutter anscheinend ein paar Mal hier gewesen sein muss, um Staub zu wischen, denn die Schicht auf meinen Regalen ist nicht so dick, wie ich sie erwartet hatte.

Meine Tasche lasse ich mitten im Raum stehen und lege mich stattdessen auf mein Bett, wo ich mein Gesicht im Kissen vergrabe und die Decke direkt über mich ziehe. Ich will nicht wieder hier sein. Dieser ganze Stress, den meine Eltern in mir auslösen, ist aushaltbar, aber das versteht wohl ohnehin niemand.

Also bleibt mir wohl nicht mal etwas anderes übrig, als mich mit der Situation abzufinden. Wie auch immer das genau funktionieren soll...

×××

okay, i'm so sorry, dass schon wieder ewig nichts kam und dieses kapitel dazu auch noch kinda shitty ist-

i'm still in korea, aber ich komme bald zurück nach deutschland und dann update ich hoffentlich wieder regelmäßiger!!

pain - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt