Jungkook
Vor einigen Tagen hat Taehyung mir nun bereits von den Plänen, die seine Familie gerade aufstellt berichtet und ich bin ehrlich gesagt einfach nur total überfordert. Und das nicht mal nur im negativen Sinne.
Natürlich habe ich unfassbare Angst davor, wie meine Eltern reagieren und ebenfalls, dass sie es vielleicht so aussehen lassen, als wäre hier Zuhause alles in Ordnung, sodass die Leute vom Jugendamt denken, dass hier eben doch alles ganz gut läuft und man sich keine Sorgen machen muss. Ebenso mache ich ziemliche Gedanken darum, dass wenn diese Leute eben erkennen, dass etwas nicht okay ist, sie sonst etwas mit mir anstellen. Nicht, dass ich nachher in einem Heim oder am besten noch am anderen Ende des Landes lande.
Auf der anderen Seite bin ich Taehyung und seinen Eltern so unfassbar dankbar, dass sie das jetzt gerade für mich tun. Immerhin ist das alles andere als selbstverständlich und es ist mir schon eher unangenehm das ganze überhaupt 'anzunehmen', aber mein Freund duldet sowie keine Widerrede. Vielleicht ist das ja sogar besser so, weil meine negativen Gedanken meistens ziemlich viel kaputt machen können.
Ich hoffe nur so sehr, dass alles irgendwie gut geht und ich vielleicht wirklich zu Taehyung kann. Natürlich habe ich auch deshalb ein schlechtes Gewissen, aber wenn es dazu kommen sollte, werde ich auf jeden Fall dafür sorgen, dass ich ihnen auch etwas zurückgeben kann. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es sein muss bei einer Familie zu leben, die einen einfach gern hat und das eben auch zeigt. Taehyung's Eltern erfahre ich immer wieder als so herzliche Menschen und ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mich nicht irgendwie neidisch machen würde.
Hier Zuhause halte ich es so langsam wirklich nicht mehr aus. Ich habe das Gefühl, dass sich die Aggressivität meiner Eltern täglich steigert und auch in der Schule läuft es absolut beschissen. Zwischendrin schaffe ich es immer mal wieder zumindest ein paar einzelne Stunden zu schwänzen, um irgendwie meine Ruhe zu haben, aber diese hält meistens dennoch nicht so super lange an, denn diese blöden Idioten finden mich ja sowieso einmal am Tag. Und dann endet es eigentlich immer gleich, was das Mobbing und die Verletzungen angeht, die sie mir zufügen.
So langsam macht mein Körper das auch wirklich alles nicht mehr mit, das merke ich ebenso jeden Tag mehr. Ich schlafe schlecht und tue mir ja auch noch immer wieder selbst weh, sodass es wohl kein Wunder ist, dass mir oft am Tag kurz schwarz vor Augen oder schwindelig wird. Einmal bin ich auf dem Schulklo zusammengebrochen, aber zum Glück bin ich relativ direkt wieder wach geworden. Allerdings musste ich danach dennoch erstmal eine ganze Weile sitzen bleiben, um irgendwie wieder runter zu kommen.
Mittlerweile ist es wieder Abend und ich liege still auf meinem Bett herum, während ich die Decke anstarre. Nebenbei läuft wie üblich Musik auf meinem Handy, aber nur einer der Kopfhörer hängt in meinem Ohr. Der andere ist irgendwann vorhin rausgefallen und jetzt hatte ich nicht wirklich Lust, daran etwas zu ändern, beziehungsweise mich zu bewegen. Zwischendrin mache ich immer mal wieder meine Augen zu, da ich wie ebenfalls oft in der letzten Zeit recht starke Kopfschmerzen habe, die mich ziemlich anstrengen. Aber da muss ich wohl durch.
Ich schrecke erst hoch, als es plötzlich an der Tür klingelt und begebe mich dann fast schon wie automatisch in eine sitzende Position. Meine Eltern bekommen eigentlich eher selten Besuch von irgendwelchen Freunden - was auch definitiv besser so ist, da dies eigentlich auch immer nur ziemlich komische sowie mir gegenüber unfreundliche Persönlichkeiten sind. Also könnte es eigentlich tatsächlich gut sein, dass es jemand vom Jugendamt ist.
Sofort spanne ich mich bei diesem Gedanken etwas an, da es mich leider eben doch sehr nervös macht, stehe dann aber dennoch auf, um mich an meinen Schreibtisch zu setzen, da diese näher an meiner Zimmertür ist. Vielleicht kann ich so etwas von dem Gespräch mitbekommen, ohne dass ich mein Zimmer verlassen oder die Tür öffnen muss.
So bekomme ich nun also mit, wie sich eine Frauenstimme vorstellt, die im Gegensatz zu meinem Vater, welcher direkt laut und aufbrausend etwas zurückgibt, doch etwas leise klingt. Allerdings nicht so, als würde sie sich leicht unterkriegen lassen. Ein paar Sekunden später stellt sich auch noch ein Herr Na vor und meine Eltern protestieren nur weiter.
Kurz darauf klopft es dann aber auch schon an meiner Zimmertür und ich erstarre noch im gleichen Moment. Wahrscheinlich sollte ich keine Angst haben, aber dennoch kann ich die Reaktionen meines Körpers nicht gerade gut zurückhalten. So bekomme ich tatsächlich auch kein einziges Wort heraus.
Es klopft dann auch ein weiteres Mal und als ich wieder nichts sage, öffnet sich die Tür nach wenigen Sekunden von alleine und die Frau, die ich eben noch sprechen gehört habe, tritt ein. "Du bist Jungkook, richtig? Mein Name ist Park Hayun und ich bin vom Jugendamt.", stellt sie sich vor und lächelt mich sanft mit ihren durchaus lieb erscheinenden Augen an.
"Ich- Ja genau..", bringe ich dann doch endlich hervor und nicke leicht. "Ich würde mich gern mal ganz in Ruhe mit dir unterhalten. Ist es dir lieber, wenn wir das jetzt hier machen oder an einem anderen Ort? Natürlich werde ich dich zu nichts drängen, aber es gibt wohl durchaus ein paar besorgniserregende Dinge, die ich gerne genauer überprüfen möchte.", erklärt sie mir nun und ich nicke erneut erstmal nur, um ihr folgen zu können.
Leicht presse ich meine Lippen aufeinander, da ich auch nicht so wirklich weiß, was ich jetzt für besser empfinde und außerdem wird die Angst davor über all das, was mir passiert zu sprechen von Sekunde zu Sekunde nur noch größer.
"Mein Kollege wird sich jetzt erstmal mit deinen Eltern unterhalten und du musst dir keine Sorgen darum machen, dass einer von ihnen hier rein platzt. Du wirst ganz in Ruhe mit mir sprechen können und ich werde dir alles an Zeit geben, was du brauchst.", meint sie nun und beginnt erneut zu lächeln. "Hast du schon gegessen? Wenn nicht würde ich dir sonst erstmal vorschlagen, dass wir etwas essen gehen und danach in Ruhe reden. Wie klingt das? Und wenn du das nicht möchtest, ist es natürlich auch vollkommen in Ordnung."
Wenige Minuten später sitze ich dann tatsächlich im Auto der Frau und schaue still auf meine Füße. Ich habe dann zugestimmt, da ich durchaus recht hungrig bin und es wohl ebenso vielleicht doch besser ist, jetzt nicht Zuhause zu sein.
Angst habe ich immer noch, aber so viel schlimmeres kann ja jetzt eigentlich gar nicht mehr passieren.
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pain - taekook
FanfictionNach seinem mittlerweile dritten Suizidversuch wird Jungkook von der einen in die nächste Psychiatrie verlegt. Mit dem Leben hat er eigentlich aufgegeben, bekommt nur kaum noch Chancen, um es endlich zu beenden. Taehyung war seit dem Kindesalter Ju...