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Taehyung

Ich bin wirklich einfach nur noch fertig mit meinen Nerven. Als ich vor zwei Tagen dann doch wieder von Jungkook weg musste, habe ich mich einfach nur noch schlecht gefühlt. Ich möchte ihn nicht alleine lassen und trotzdem muss ich es tun. Er möchte nicht, dass ich seinen Eltern begegne, was ich zwar schon irgendwie verstehen kann, aber auf der anderen Seite kann es doch eigentlich auch egal sein, oder? Dass sie Arschlöcher sind und meinen Freund definitiv nicht gut behandeln, weiß ich ja bereits etwas länger und eigentlich würde ich diesen Menschen nur zu gerne mal meine Meinung sagen.

Was mich ebenfalls sehr beunruhigt hat, ist dass Jungkook's Körper erneut voll mit allen möglichen Wunden ist. Er hat sich offensichtlich selbst verletzt, aber es gibt ebenso genug Wunden, die definitiv nicht von ihm selbst stammen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich alles aus ihm raus quetschen konnte, aber schlussendlich hat sich herausgestellt, dass er insbesondere in der Schule enorm leidet. Und das auch noch durch die gleichen Idioten wie früher. Und ich war ebenfalls ein Teil von ihnen... Dieser Gedanke macht mir auch erneut die gesamte Zeit zu schaffen. Aber auch seine Eltern scheinen einiges an Schuld für seine Wunden zu tragen. Das ist absolut schrecklich.

Jetzt befinde ich mich eben wieder Zuhause und starre an meine Zimmerdecke. In der Schule war ich heute schon, aber sonderlich gut konzentrieren konnte ich mich die gesamte Zeit nicht. Meine Gedanken hängen einfach die gesamte Zeit bei meinem Freund und ich habe so große Angst, dass ihm noch etwas schlimmeres passiert. Jungkook hat sich schon so oft und viel wehgetan und dazu erfährt er zusätzlich noch physische sowie psychische Gewalt Zuhause und in der Schule. Ebenso ist es ja leider Gottes nicht das erste Mal, dass er sich das Leben nehmen wollte und ich habe so Angst davor, dass er es erneut versucht.

Ohne Jungkook kann ich nicht leben.

Und mal ganz abgesehen von mir, möchte ich einfach nur, dass er endlich glücklich sein kann. Ich will nicht, dass er so verzweifelt und am Ende ist, dass er sich aus dieser Welt befördern muss, um endlich frei zu sein. Natürlich wird es wohl niemals ein einfacher Prozess für ihn sein, aber ich werde alles dafür tun, damit es ihm besser geht. Wirklich alles.

Natürlich habe ich auch direkt schon mit meiner Mutter gesprochen und sie hat gesagt, dass sie sich definitiv erkundigen wird, ob und wie wir Jungkook helfen können. Sogar mein Vater hat seine Hilfe zugesprochen, als wir gestern Abend zusammen gegessen haben. Ich weiß das sehr zu schätzen, da gerade mein Vater eben ziemlich viel um die Ohren hat.

Jetzt kann ich wirklich nur hoffen, dass wir Jungkook von sich Zuhause rausholen können. Dieser selbst wirkt noch immer ziemlich verunsichert, was dieses Thema angeht, aber das kann ich durchaus verstehen. Er ist immerhin total überfordert und eben fertig mit der Welt, da wäre ich dazu wahrscheinlich auch nicht in der Lage und hätte kein Vertrauen, dass auch nur irgendetwas funktioniert. Aber das wird es. Da bin ich mir sicher.

Nach einer Weile setze ich mich nun wieder auf und nehme mein Handy, um dem Jüngeren wenigstens zu schreiben. Auch gestern hat er wieder nicht sonderlich oft geantwortet, aber das ist ja mindestens schon mal etwas mehr als die Tage zuvor. So weiß ich wenigstens, dass er am Leben ist, so hart wie das jetzt auch klingen mag. Denn gut geht es meinem Freund ja sowieso nicht.

ich: hey kook
ich: bist so soweit okay?
ich: warst du in der schule? war minjun da?
koo♡: ja musste hin
koo♡: meine eltern zwingen mich ja sowieso :/
ich: diese idioten wirklich
ich: das macht mich so unfassbar sauer
koo♡: es ist schon okay, taehyungie
koo♡: irgendwie hält man es ja aus
ich: du solltest das aber nicht aushalten müssen
ich: ruh dich jetzt gut aus, okay?
ich: ich liebe dich <3
koo♡: ich dich auch ♡

Damit ist unsere Konversation dann auch erstmal beendet, auch wenn ich gerne mehr mit ihm schreiben oder eben auch reden würde. Aber ich bin ja schon froh darüber, dass er überhaupt mit mir schreibt. Diese paar Minuten waren ja schon fast mehr, als in der ganzen letzten Zeit.

Seufzend lege ich mein Handy nun zur Seite und schließe meine Augen für einen Moment. Es muss einfach irgendwie weitergehen. Ich muss etwas für meinen Jungkook tun können.

Nachdem ich erneut eine ganze Weile nachgedacht habe, setze ich mich dann an meinen Schreibtisch und versuche mich tatsächlich erstmal zumindest ein bisschen an meinen Hausaufgaben. Wirklich konzentrieren kann ich mich dabei zwar nicht, aber irgendwie muss ich ja dennoch weiter kommen und ich kann es mir ebenso nicht erlauben, jetzt nur noch schlechte Noten zu bekommen. Ich weiß, dass meine Eltern dafür aber sogar Verständnis aufbringen würden, weil sie eben wissen, dass ich gerade definitiv nicht in der besten Verfassung bin und allgemein weil sie eben auch einfach nicht so streng sind, wie viele andere Eltern in dieser Gesellschaft. Damit kann ich mich definitiv sehr glücklich und dankbar schätzen und das bin ich auch jeden einzelnen Tag.

Mehr als eine halbe Stunde an Konzentration bringe ich dann aber dennoch nicht auf und klappe meine Unterlagen mit einem Seufzen wieder zu. Viel geschafft habe ich nicht, aber immerhin nicht nichts.

Seufzend fahre ich mir mit meinen Händen einmal durch mein Gesicht, ehe ich dann aufstehe und in Richtung Bad trotte. Vielleicht tut mir eine Dusche ja jetzt auch ganz gut und ich kann eventuell wieder etwas runterkommen. Aber eigentlich ist mir sowieso schon klar, dass meine Gedanken bleiben werden und das ist schlussendlich wohl sowieso am besten.

Ich werde dir da raushelfen, Jungkookie. Das verspreche ich.

pain - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt