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Jungkook

Still sehe ich an die weiße Zimmerdecke und warte darauf, dass etwas passiert, aber natürlich ist dies nicht im geringsten der Fall. Ich will doch nur, dass Taehyung zurückkommt. Oder zumindest ein Arzt oder eine Krankenschwester, die ihn holen könnte. Allerdings ist es genauso verständlich, wenn er jetzt keine Lust mehr auf mich hat. Immerhin hab ich ihn direkt weggeschickt und freundlich war ich auch nicht im geringsten.

Manchmal frage ich mich sowieso, wie er es allgemein überhaupt mit mir aushält. Immerhin geht es mir andauernd schlecht und sicherlich zieht ihn das ebenso runter. Natürlich hab ich diese Gedanken andauernd, aber sie lassen sich einfach nicht aus meinem Kopf entfernen und abgesehen davon ist es doch außerdem nur die Wahrheit. Klar, wir verbringen teilweise auch wirklich schöne und glückliche Momente miteinander, aber das ändert trotzdem nichts daran, dass ich am Ende fast immer alles zerstöre, weil es mir wieder nicht gut geht oder sonst etwas. Und dabei geht es Taehyung selbst ja offensichtlich auch nicht genial. Zwar mittlerweile schon besser, da er ja immerhin auch entlassen wurde, aber perfekt ist es sicher noch nicht. Und ich fucking Egoist komme die ganze Zeit nur mit meinen Problemen an. Frustriert drücke ich meinen Kopf wenn möglich noch fester in das Kopfkissen und seufze unzufrieden.

Am Ende gönnt man mir nicht mal mehr den Tod, damit ich keine Belastung mehr für alle anderen sein muss. Das ist doch alles nicht fair.

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich die Tür geöffnet wird und eine Krankenschwester hereinkommt. Wahrscheinlich um meine Werte zu überprüfen und so, denn sie schaut sich die Monitore an, welche mit den Kabeln verbunden sind, die wiederum an meinem Oberkörper sowie meinen Armen befestigt sind und wechselt die Infusion.

"Können Sie die Decke wegziehen?", ist das erste, was ich von mir gebe, wahrscheinlich auch nicht gerade im freundlichsten Ton, aber das ist mir relativ egal. Kurz schaut sie mich fragend an, scheint dann aber zu verstehen und legt die Bettdecke tatsächlich etwas von meinem Oberkörper herunter. Mir ist so langsam nämlich wirklich ziemlich warm, aber da meine Hände ja immerhin an dieses verdammte Bett gebunden sind, kann ich dagegen leider wenig machen.

Allerdings wird diese Fesseln wohl auch so schnell niemand entfernen, denn auch als ich vorhin noch mehrmals protestiert habe, hat man immerhin nur verneint. Die müssen da bleiben wegen meiner eigenen Sicherheit. Toll, freue ich mich wirklich total drüber. Ich kann selbst entschieden, was ich machen will und was nicht.

Gerade als die Krankenschwester wieder in Richtung Tür geht, räuspere ich mich erneut, ehe ich ansetze zu sprechen. "Ist Taehyung noch hier?", frage ich um einiges leiser und ruhiger als zuvor, weil ich wahrscheinlich einfach Angst vor der Antwort habe, obwohl diese sich so oder so nur auf ja oder nein belaufen kann. Eigentlich sollte ich mich wohl auch am besten von ihm fern halten, damit er sich keine Gedanken um mich machen muss, aber ich will mich zumindest bei ihm entschuldigen.

"Huh, dein Freund? Ich weiß es nicht genau, aber ich werde mal nachschauen.", sagt die Frau, nachdem sie sich wieder kurz zu mir umgedreht hat und verlässt dann den Raum.

Erneut entflieht mir ein unzufriedenes Seufzen und wieder komme ich dazu, meine beiden zerstörten Arme anzuschauen. Irgendwie ekelt es mich an, aber auf der anderen Seite ist es auch normal für mich. Zu normal.

Die Zeit vergeht hinzukommend natürlich auch noch quälend langsam und es könnten genauso gut Stunden vergangen sein, bis die Tür sich wieder endlich wieder öffnet und ich meinen Kopf in die besagte Richtung strecke.

Tae...

Und irgendwie sieht er nicht gut aus, wenn ich ehrlich sein soll. Er wirkt sehr erschöpft und angestrengt. Kein Wunder, dafür gebe ich ihm wohl auch Grund genug.

Recht leise schließt der Ältere die Tür hinter sich und tritt nur wenige Schritte nach vorne, sodass er immer noch ein gutes Stück von meinem Bett weg ist. Kurz schlucke ich und weiß nicht mal, was genau ich denn jetzt sagen soll. Allein schon der Fakt, dass er jetzt Abstand hält, bestätigt am Ende ja nur, wie sehr ich ihn vorhin eigentlich verletzt habe.

Letztendlich bin aber definitiv ich derjenige, der jetzt etwas sagen muss, weshalb ich mich leise räuspere, mich aber irgendwie tatsächlich nicht so ganz traue, dem Älteren in die Augen zu sehen. "Ich- Das, was ich gesagt hab, tut mir leid..", ist aber auch alles, was ich vorerst herausbekomme.

Ein leises Seufzen verlässt Taehyung's Mund, was mich meinen Kopf nur noch mehr senken lässt. Ich weiß ja, dass ich es vermasselt habe. "Bist du sicher, dass du dich wieder beruhigt hast?", fragt der Ältere nun und ich spüre seinen Blick auf mir, auch wenn ich ihn nicht ansehe. Still nicke ich, schweige aber weiter. Urplötzlich fühlt sich mein Mund total trocken an.

"Ich weiß, dass ich das oft sage, aber ich mach mir wirklich verdammt große Sorgen um dich, Kooks.. Und ich hab Angst, dass ich nicht richtig auf dich aufpassen und dir das geben kann, was du an Unterstützung und Liebe brauchst. Sprich bitte mehr mit mir... Ich will zumindest versuchen können, für dich da zu sein, aber dafür muss ich zumindest teilweise wissen, was in deinem Kopf los ist. Meine allergrößte Angst ist es, dich zu verlieren...", beim Sprechen droht seine Stimme ein paar Mal einzuknicken, jedoch fängt er sich jedes Mal wieder. Ich für meinen Teil spüre, wie sich Tränen in meinen Augen bilden und muss mir alle Mühe geben, dass diese nicht über meine Wangen laufen. Es tut mir doch so leid...

Schritte nähern sich meinem Bett und ehe ich mich versehe, finde ich mich auch schon in Taehyung's Armen wieder. Dass ich nun tatsächlich angefangen habe zu weinen, ignoriere ich so gut wie möglich und drücke meinen Körper an den Älteren heran. Viel zu gerne hätte ich meine Arme um ihn herumgeschlungen, aber leider funktioniert das ja nicht. Ich werde niemals verstehen, warum er immer noch freiwillig bei mir bleibt.

"Ich hab so Angst, Jungkookie...", wiederholt er seine Worte von eben und jetzt merke ich, dass er ebenfalls angefangen hat, zu weinen.

pain - taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt