Taehyung
Gerade sitze ich in der Schule und schaue einfach nur unzufrieden aus dem Fenster. Ich habe nicht sonderlich viel geschlafen, denn irgendwie habe ich die ganze Zeit schon so ein ungutes Gefühl. Wahrscheinlich wird dieses noch weiterhin anhalten, denn insbesondere weil ich gerade auch nicht weiß, was mit Jungkook ist, macht es mich nur noch unruhiger.
Heute Abend werde ich den Jüngeren auf jeden Fall anrufen. Die letzten zwei Tage so gar nichts von ihm gehört zu haben, beunruhigt mich ziemlich. Insbesondere eben, weil ich ja nun weiß, dass er bei seinen Eltern ist und dort alles offensichtlich nicht gut läuft. Vielleicht hätte ich mich auch schon viel früher melden sollen, denn es kann ja auch etwas passiert sein oder sonst etwas. Am liebsten würde ich jetzt aufstehen und ihn sofort anrufen, aber dass kann ich jetzt wohl schlecht machen und ob ich ihn erreiche, ist dann auch noch eine andere Frage.
Dennoch zücke ich unauffällig mein Handy, so dass meine Lehrerin es nicht sehen kann und tippe dann auf den Kontakt meines Freundes. Schnell beginne ich nun also zu tippen und frage ihn erstmal, ob es ihm gut geht und dann ebenso, ob ich ihn heute Abend anrufen kann. So kann ich hoffentlich bereits in den nächsten Minuten oder Stunden eine Antwort von ihm bekommen. Sicherheitshalber stecke mein Handy danach erstmal lieber wieder weg, bevor ich doch noch erwischt werde und man es mir wegnimmt. Das wäre nämlich doch eher weniger von Vorteil.
Der Rest des Schultages vergeht schleichend und wirklich so unfassbar langsam, dass ich mich zwischenzeitlich frage, ob die Uhr in unserem Klassenzimmer stehengeblieben ist. Allerdings ist dies aber nicht der Fall und die Minuten scheinen einfach nur verdammt langsam zu vergehen und wollen mich nicht aus der Schule lassen.
Als es dann aber endlich doch soweit ist, packe ich meine Sachen direkt zusammen und stehe dann auch schon auf, um die Klasse zu verlassen. Dabei sehe ich direkt wieder auf mein Handy, muss aber feststellen, dass mein Freund meine Nachricht noch nicht einmal gesehen zu haben scheint. Vielleicht ist ja auch irgendwie alles gut, aber mein Gefühl sagt mir da doch etwas anderes. Und die Gesamtumstände machen es gerade wirklich nicht besser.
Seufzend laufe ich wieder mal zur Fuß bis zur Bushaltestelle, wo ich dann wie üblich noch einige Minuten warten muss, bis ich einsteigen kann und der Bus dann auch losfährt. Heute schaffe ich es zumindest auch mal an der richtigen Haltestelle wieder auszusteigen und das, obwohl ich dennoch immer noch sehr in meinen Gedanken hänge. Also eigentlich so wie immer.
Nachdem ich Zuhause aufgeschlossen habe, stelle ich recht schnell fest, dass meine Eltern noch beide auf der Arbeit zu sein scheinen, was demnach bedeutet, dass ich erstmal eine Weile sturmfrei habe. Wobei ich gerade vielleicht sogar lieber einen von ihnen zum Reden da gehabt hätte. Nachdem ich meinen Schulrucksack in mein Zimmer gebracht habe, schlurfe ich wieder zurück in die Küche und schaue währenddessen wieder auf mein Handy. Immer noch nichts. Aber mittlerweile müsste Jungkook doch bereits wieder wach sein oder nicht? Immerhin ist es jetzt schon später Nachmittag.
Leicht beiße ich mir auf meine Unterlippe und lege mein Handy dann erstmal wieder zur Seite, damit ich in Ruhe an den Kühlschrank gehen kann. Mit einem leichten Lächeln stelle ich fest, dass dort ein Zettel klebt, welchen meine Mutter mir geschrieben hat. Sie hat extra noch etwas zu Essen für mich vorbereitet, was ich mir jetzt einfach nur noch in der Mikrowelle warm machen soll. Ansonsten hätte ich bestimmt auch irgendwie Instantramen oder so gegessen, aber das frische Essen meiner Mutter übertrifft eigentlich nichts.
Als ich den Teller in die Mikrowelle gestellt habe, nehme ich wie selbstverständlich wieder mein Handy zur Hand und tatsächlich ruft mich genau in diesem Moment mein Freund an. Den Anruf nehme ich natürlich sofort an und halte mir mein Handy an mein Ohr. "Jungkook! Man, ich hab mir echt Sorgen gemacht, weil du dich auf einmal nicht mehr gemeldet hast..! Wie geht's dir?", frage ich den Jüngeren dann direkt und warte nervös auf eine Antwort.
"Ich- Es geht so, keine Ahnung-", erwidert mein Freund, aber bereits an seiner Stimme kann man merken, dass es nicht sonderlich gut ist und er ebenso überfordert zu sein scheint. Ebenso höre ich immer mal wieder ein leichtes Rauschen im Hintergrund, was wohl zum Wind gehört. Also muss Jungkook gerade draußen sein.
"Meine Eltern schicken mich jetzt wieder zur Schule und da war ich jetzt eben gerade- H-Hyung, ich will nicht wieder auf diese Schule..", schnieft mein Freund dann auch schon leise und anscheinend muss er sich wirklich zusammenreißen, nicht komplett seinen Tränen zu verfallen, was mir sofort das Herz bricht.
"Ruhig atmen, Kooks.. Du sollst zur Schule? Warum das denn so plötzlich?", frage ich dann doch etwas verwirrt. Ich weiß ja mittlerweile, dass seine Eltern wirklich ziemliche Arschlöcher zu sein scheinen, aber diese müssen doch wissen, dass Jungkook ganz sicher nicht in der Lage dazu ist, zur Schule zu gehen.
"M-Meine Eltern halt.. Taehyung, das- Es ist unsere alte Schule.. D-Das halte ich nicht aus..", meint der Jüngere verzweifelt und fängt nun doch endgültig an zu weinen. Wie können seine Eltern aber auch auf so eine Idee kommen? Er ist doch total traumatisiert durch alles, was ihm dort angetan wurde und das leider ja auch noch unter anderem von mir. Wobei ich Jungkook natürlich am meisten verletzt habe, weil wir ja vorher eigentlich befreundet waren...
"Jungkook, ich komm jetzt zu dir, ja? Wo bist du?"
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pain - taekook
FanfictionNach seinem mittlerweile dritten Suizidversuch wird Jungkook von der einen in die nächste Psychiatrie verlegt. Mit dem Leben hat er eigentlich aufgegeben, bekommt nur kaum noch Chancen, um es endlich zu beenden. Taehyung war seit dem Kindesalter Ju...