Wooyoung
Fragend schaue ich den Älteren an, während ich weiter in meinem Essen herumstochere. Irgendwie bin ich jetzt neugierig geworden. Eigentlich hasse ich den Kontakt zu fremden Menschen. Ich darf ihnen nicht vertrauen, ich darf niemandem vertrauen.
Aber ich bin zu naiv.
Das hat er mir auch schon immer gesagt.
Ich verfalle aber trotzdem. Zumindest manchmal.
Jungkook wirkt nicht so scheiße wie andere und er lässt sich nicht alles gefallen, was man ihm an den Kopf knallt. Das können nicht viele. Yunho konnte damit auch irgendwann umgehen, aber so richtig mögen tue ich ihn auch nicht. Aber er ist mir trotzdem immer noch lieber als Andere, die bei jeder Kleinigkeit direkt rum heulen.
"Wieso willst du das wissen?", fragt er mich mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue sowie einem verwirrten Blick. Verständlich; bis gestern hätte ich sowas auch nie im Leben gefragt.
"Ich bin neugierig...", gebe ich seufzend zu und schiebe mir einen Löffel voll Reiß in den Mund. Manchmal wünschte ich, ich könnte beziehungsweise würde einfach meine Klappe halten.
Jungkook schaut mich noch immer skeptisch an, ehe er auch weiter isst, dabei aber zu überlegen scheint.
"Warum sollte ich dir das sagen? Am Ende verwendest du meine Schwachpunkte sicherlich nur gegen mich."
"Huh? Nein, ich- Das hatte ich nicht vor. Es tut mir leid, dass ich so scheiße zu dir war. Wirklich.", bringe ich dann heraus und obwohl ich es wirklich so meine, fällt es mir schwer. Ich bin nicht so der Typ, der sich bei anderen entschuldigt. Zumindest eigentlich nicht.
"Ach echt?", fragt Jungkook nun noch immer verwirrt, aber etwas ruhiger als zuvor.
"Ja, wirklich.", seufze ich leise.
Der Ältere erwidert erstmal nichts, jedoch hält er mir dann plötzlich seine Hand hin. Zögerlich nehme ich diese an und schüttle sie leicht.
"Ich werd dir aber nicht alles erzählen. Keine Ahnung, ob ich dir vertrauen kann.", gibt er dann von sich und ich nicke. Verständlich. Ich sollte ihm auch nicht vertrauen, aber dennoch rede ich viel zu viel mit ihm. Aber was soll schon noch passieren? Würde ich sterben, wäre das auch nicht weiter schlimm.
"Aber ich hab noch eine Bedingung.", fügt Jungkook dann noch hinzu und ein weiteres Mal nicke ich, ohne überhaupt gehört zu haben, worum es sich handelt. "Du erzählst zuerst."
Ich spüre sofort, wie sich meine Muskeln leicht anspannen, auch wenn ich schon lange versucht habe, das irgendwie auszuschalten. Aber es funktioniert einfach nicht. "Okay..", meine ich dann etwas kleinlauter als vorher.
"Ich hatte so nen kleinen Absturz, weißt du? Gut, vielleicht auch einen kompletten..", seufze ich leise und versuche noch immer meine Anspannung etwas zu lösen. Ich muss doch gar nicht alles erzählen, also sollte ich einfach ruhig bleiben.
"Was meinst du mit Absturz?", fragt Jungkook mich fast direkt im Anschluss und sieht mich nun auch neugierig an.
"Mh.. Naja, was halt so typisch ist? Alkohol, teilweise Drogen, Selbstverletzung und diese Scheiße halt. Das klingt immer so nach diesem ekelhaften Standard.. Aber es war halt echt so.", murmle ich seufzend und sehe den Anderen in sofern bittend an, dass er mich nicht als eben genau so einen Standard sieht und behandelt. Letztendlich steckt hinter jedem eine Geschichte, egal wie ähnlich oder gleich manche Menschen nach außen hin wirken.
"Oh-", meint Jungkook dann leise und sieht mich mit einem entschuldigenden Blick an.
"Spar dir bitte diesen Blick..", erwidere ich daraufhin mit zusammengepressten Lippen und sehe etwas zur Seite. Ich hasse es, wenn man mich so anschaut. Entweder die Leute meinen es nicht ernst oder sie wollen auf komische Art ihr Mitleid ausdrücken. Das will und brauch ich beides nicht.
"Tschuldige.", sagt er dann etwas leiser und seine Stimme klingt so, als würde er es wirklich so meinen. Aber ist das auch so?
"Schon okay."
"Und wie ist es dann dazu gekommen, dass du das alles gemacht hast?"
"Keine Ahnung, ich glaub, es war einfach alles ein bisschen viel für mich. Meine Eltern leben getrennt und das ist alles nicht so einfach mit ihnen.", leise seufze ich. Es ist wirklich alles andere als einfach. Die zwei reden nicht einmal mehr wirklich miteinander, also geht fast alles an Kommunikation von mir aus, auch wenn ich eigentlich bei keinem der beiden sonderlich gerne bin.
"Meine Mum ist immer mega streng und legt den höchsten Wert auf Bildung und sowas. Naja und mein Dad- Keine Ahnung, ihm tat die Trennung wohl nicht so gut und das lässt er manchmal gerne an mir aus."
"Das tut mir-"
"Jungkook.."
Er schweigt nun wieder und signalisiert mir, dass er mir weiterhin zuhört. Sowas brauche ich manchmal. Jemanden, der mir einfach zuhört und nichts kommentiert wie mein dämlicher Therapeut und genauso die anderen vor ihm. Und vor allem bohrt er nicht weiter nach.
"Zumindest war das alles zu viel und mir ging's auch allgemein mental schon nicht so gut und naja; dann hab ich halt versucht den Schmerz auf etwas anderes zu übertragen.", erkläre ich und beschließe, dass das reicht. Ich habe so oder so schon zu viel gesagt.
"Was den Schmerz betrifft, kann ich dich verstehen. Und es tut irgendwie ganz gut zu wissen, dass ich damit nicht alleine bin.", murmelt Jungkook.
Von ihm erfahre ich daraufhin erstens, dass er schwul ist und das sein Outing eine komplette Katastrophe war. Zum Glück habe ich zumindest das immer jedem verschwiegen. Ich habe schon recht früh gemerkt, dass ich nicht so bin, wie andere. Aber als ich es nur im geringsten bei meinen Eltern angesprochen habe, habe ich schon gemerkt, dass sie davon nichts halten. Und das war's dann auch.
Zudem kommt bei Jungkook dann aber noch die Story mit seinem damaligen besten Freund, der sich von ihm abgewendet hat. Aber auch, dass er ihn jetzt hier in der Klinik wieder gesehen hat.
Wie grausam muss sowas sein...
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pain - taekook
FanfictionNach seinem mittlerweile dritten Suizidversuch wird Jungkook von der einen in die nächste Psychiatrie verlegt. Mit dem Leben hat er eigentlich aufgegeben, bekommt nur kaum noch Chancen, um es endlich zu beenden. Taehyung war seit dem Kindesalter Ju...