zu spät

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Als ich die Augen aufschlug sah ich zuerst nur ein gleisend helles Licht und es dauerte einige Sekunden, bis ich die Umgebung um mich herum erblickte. Ich sah den strahlend blauen Himmel und erblickte auf die Sonne, die mich zuerst geblendet hatte. Der Boden unter mir fühlte sich bequem, aber zugleich feucht an. Als ich ihn mit der Hand abtastete erkannte ich, dass es Gras war auf dem ich lag. Ein stechender Schmerz fuhr in meine Schläfen und ich verzog das Gesicht. »Ist sie wach?«, hörte ich eine mir bekannte Stimme fragen. »Jäger, wie oft hab ich dir jetzt schon gesagt, dass sie bewusstlos ist«, kam die kühle Antwort von einer mir ebenso bekannten Stimme. Langsam richtete ich mich auf und war überrascht als ich Levi und Eren entdeckte, die ein paar Meter von mir entfernt standen. »Ich... bin wach«, sagte ich und beide drehten sich ruckartig zu mir herum, als sie meine Worte hörten. »Wo... bin ich?«, fragte ich und sah erstaunt in Levis Gesicht, das für einen kurzen Augenblick besorgt zu schein schien. »Was ist passiert?« Levi blickte kühl zu Eren. »Es ist besser du gehst jetzt zu den anderen und versuchst mit ihnen die Pferde zu beruhigen.« »Aber (V/N)...« »Das ist ein Befehl«, schnitt der Hauptgefreite Eren das Wort ab und ich sah nur wie Eren mir einen entschuldigenden Blick zu warf und anschließend sichtlich verärgert davon stapfte. Levis Blick ruhte nun auf mir. Für einen Augenblick begegneten sich unsere Blicke, dann wandte er ihn ab. »Hauptgefreiter... warum bin ich hier und wache mitten auf einer Wiese auf? Sie meinten vorher ich sei bewusstlos, was ist passiert?« »Nichts was dich angehen würde«, sagte er kalt, doch ich wusste das er log. Wütend ballte ich die Fäuste. »Lügen Sie mich gefälligst nicht an und sagen mir jetzt sofort was hier los ist!« Dann sah ich es. Ein völlig zertrümmertes Gebäude und eine Schar Titanen, die sich um etwas versammelt zu haben schienen, dass ich aus dieser Entfernung aber leider nicht erkennen konnte. »Was zur heiligen Mauer Maria...«, murmelte ich geschockt und meine Augen weiteten sich. Mein Herz schlug plötzlich wie wild und ich merkte wie sich Schweiß auf meiner Stirn bildete. Plötzlich fiel mir alles wieder ein. Ich sprang auf die Beine wankte kurz, konnte mich aber schließlich aufrecht halten. Was? Die Kapelle, sie ist... zerstört, aber was ist mit meiner... Schwester sie..., schoss es mir in den Kopf. Wie automatisch lief ich einfach drauf los ohne darüber nachzudenken. Zuerst machte ich nur ein paar langsame Schritte auf die Titanen Schar zu, dann wurde ich immer schneller bis ich schließlich zu rennen begann. Bei jedem Schritt vibrierte es in meinem Kopf, doch das blendete ich einfach aus und rannte weiter. Der Kommandant. Die Spritze. Meine Schwester, die sich in einen Titanen verwandelt hatte und mich fressen wollte. Jetzt fiel mir alles wieder ein! Die Sicht auf die Titanen verschwamm, da mir die Tränen in die Augen stiegen, doch ich rannte weiter und blieb nicht stehen. Jetzt sah ich auch, dass sich die Titanen Schar um einen einzigen Titanen versammelt hatten und was ich sah erschrak mich. Sie fressen einen anderen Titan. Nein... nicht nur irgendeinen Titan. Die Erkenntnis traf mich mich wie ein Schlag ins Gesicht und ich weinte nur noch mehr. »(S/N)!«, schrie ich so laut ich konnte. »Hörst du mich?! Lasst sie in Ruhe!« Ich hatte die Titanen schon fast erreicht, da stolperte ich und fiel hin. Ich versuchte mich daraufhin wieder aufzurichten, doch es gelang mir nicht. Mein ganzer Körper bebte und ich vergrub schluchzend mein Gesicht in meinen Händen. »Wie konnte das nur passieren?«, flüsterte ich. »Wie konnte ich das nur zulassen?« Ich hielt für einen Moment inne, als ich bemerkte, dass Levi neben mir stand und kühl auf mich herab blickte. Ich sah zu ihm auf und wischte mir die Tränen aus den Augen. »Hauptgefreiter... Sie müssen etwas tun! Meine Schwester sie...« »Es ist bereits zu spät«, schnitt mir Levi das Wort ab. Ich starrte ihn ungläubig an und schaffte es schließlich mit aller Kraft aufzurichten. Ich trat auf ihn zu, holte mit meiner Hand aus und gab ihm eine kräftige Ohrfeige. »Was sagen Sie da?!«, schrie ich ihn an. »Es ist nicht zu spät! Würden Sie jetzt sofort alle Titanen töten, dann hätte meine Schwester eine Chance! Aber nein... Sie stehen hier rum und sagen mir ich solle die Hoffnung aufgeben? Das ist verdammt nochmal nicht Ihre Entscheidung Sie verdammter...« Meine Stimme versagte daraufhin und ich schnappte keuchend nach Luft. Levi ließ alles schweigend über sich ergehen und sein Gesicht verriet wie immer keine seiner Gefühle. Einen kurzen Augenblick betrachtete er mich schweigend, dann seufzte er. »Selbst wenn alle Rekruten, Vierauge und ich versuchen würden die Titanen von deiner Schwester abzubringen, es wären zu viele um sie zu erledigen.« Ich wurde wieder zornig. »Wie können Sie das wissen, ohne das Sie es überhaupt versucht haben?«, schrie ich ihn an und wollte ihm erneut eine verpassen, doch diesmal packte er mich eisern am Handgelenk und starrte mir bedrohlich in die Augen. »Willst du etwa, dass wir alle unser Leben riskieren, nur um das von jemanden zu retten, der versucht hat dich umzubringen? Wie ich bereits sagte.« Levi starrte mich aus seinen grau blauen Augen an und ich meinte einen winzigen Schimmer Mitgefühl in diesen zu erkennen. »Es ist zu spät.«

the right decision || levi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt