nur ein Scherz

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»Gute Nacht.« Mit diesen Worten knallte sie grinsend die Tür vor seiner Nase zu. Tch. Was fällt diesem Gör eigentlich ein?, dachte er und schüttelte leicht den Kopf. Er hatte schon genug Zeit verschwendet und freute sich jetzt nur noch darauf einen warmen Tee zu trinken und endlich seine Ruhe zu haben. Gerade wollte er gehen, da hörte er plötzlich ein Geräusch aus (N/N)s Zimmer. Er wollte schon die Türe öffnen um ihr zu sagen, dass sie jetzt endlich ihren Mund halten und schlafen gehen sollte, da bemerkte er, dass das Gör heulte. Einige Zeit blieb er regungslos stehen und als er bemerkte, dass sie immer noch weinte entfernte er sich schließlich. Als er den Gang entlang in Richtung seines Zimmers ging, tauchte vor seinem inneren Augen immer wieder das Bild von (V/N)s Verletzungen an ihrem Hals auf. Zuerst hatte er sich gefragt ob das wohl passiert war, als sie den Titan bei der Mission erledigt hatte, doch bei genauerem Hinsehen hatte er schließlich festgestellt, dass es eindeutig Würgemale sein mussten. Diese präzisen Schnitte in ihrer Haut, das konnte ihr unmöglich ein Titan angetan haben. »Tch. Wieso mache ich mir über so etwas Gedanken? Sie ist selbst Schuld, wenn sie sich immer mit allem und jedem anlegen muss«, murmelte er leise und blieb stehen, als er sein Zimmer schließlich erreicht hatte. Er wollte gerade eintreten, doch dann verharrte er in der Bewegung, als ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoss. Schon komisch, dass Kirschstein da so ganz plötzlich in dem Krankenbett von (N/N) liegt. Und, sie hat sich die ganze Zeit hinter mir versteckt, als hätte sie Angst, das er sie sehen könnte... Er ballte unterbewusst seine Hand zur Faust und ging daraufhin schnell in sein Zimmer um etwas bestimmtes zu holen. Anschließend verließ er es und ging zielstrebig an seinem Zimmer vorbei in Richtung Krankenflügel. Schwungvoll stieß er die Tür auf und er bemerkte wie einige Patienten erschrocken aus dem Schlaf fuhren. »Entschuldigt«, sagte er kühl und bahnte sich einen Weg durch die Krankenbetten, bis er schließlich vor einem ganz bestimmten zum Stehen kam. »Kirschstein.« Als er seinen Namen hörte öffnete er schläfrig die Augen und zuckte erschrocken zusammen, als er ihn erblickte. »Heilige Mauer Maria, Sie haben mich vielleicht erschreckt, Hauptgefreiter! Was wollen Sie hier mitten in der Nacht?« Er beantwortete seine Frage nicht. »Mitkommen«, sagte Levi stattdessen. »Jetzt? Also sofort? Sehen Sie denn nicht, dass ich verletzt bin?« Daraufhin packte er ihn am Kragen und zerrte ihn aus dem Bett. »Ich sage es nicht noch einmal. Du wirst jetzt mitkommen«, zischte der Hauptgefreite wütend und Kirschstein nickte schnell. »Schon gut, schon gut. Alles was Sie befehlen, Sir!« Sie verließen den Krankenflügel und er bahnte sich zielstrebig einen Weg durch die Gänge. »Also... wenn das wieder einer Ihrer Putzaktionen ist, dann wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie damit bis morgen nach dem Training warten könnten«, sagte Kirschstein, während er dem Hauptgefreiten hinter her rannte wie ein kleiner Welpe. »Als Putzen könnte man mein Vorhaben nicht bezeichnen. Ich würde eher das Gegenteil behaupten«, antwortete er und hörte wie von dem Jungen nur ein »Huh?« kam. Als sie eine steile Treppe hinunter gestiegen waren, blieb Levi vor einer vergitterten Türe stehen und öffnete diese schließlich. Ohne darüber nachzudenken folgte ihm der dumme Bengel geradewegs durch die Tür und er schloss sie hinter ihm. Er sah wie sich Kirschstein misstrauisch umsah. »Hauptgefreiter? Was machen wir hier?«, fragte er. »Moment mal...«, seine Augen wurden groß und er betrachtete weiterhin die grauen Steinwände. »Ist das hier etwa ein Kerker?« Levi antwortete nicht und kam langsam auf ihn zu. Daraufhin wich der Junge ein paar Schritte vor ihm zurück. »Sir, was machen wir hier?! Was haben Sie vor?«, fragte er ja schon fast panisch und er kam noch einen Schritt näher. »Hat sie dich das auch gefragt, bevor du sie gepackt hast?«, erwiderte er und Kirschstein schnappte erschrocken nach Luft. »Waas... Was meinen Sie? Wen gepackt? Was reden Sie denn da.« Meine Vermutungen sind also richtig, dachte Levi wütend. »Selbst einem Titanen würde ich eher glauben, wenn er mir versprechen würde mich nicht zu fressen, als deinen Lügengeschichten«, sagte er kühl. Levi sah, wie die Panik aus den Augen des Jungen verschwanden und sich stattdessen ein harter Ausdruck auf seinem Gesicht bildete. Schließlich gab er seine Lügen auf. »Hauptgefreiter, wieso trainieren Sie dieses verzogene Miststück eigentlich noch?«, fragte er. »Sie wissen doch ganz genau, dass sie es nicht verdient hat beim Aufklärungstrupp zu sein! Wir anderen mussten uns alles hart erarbeiten, dass ist einfach nur unfair! Außerdem kann sie noch lange nicht so gut kämpfen wie wir und...« Weiter kam er nicht, denn der Hauptgefreite hatte den Jungen mit einer Hand an seinem Hemd gepackt und hob ihn hoch. »So ist das also«, sagte er leise. »Und da hast du dir gedacht, die beste Lösung für dein Problem wäre es (N/N) bei der besten Gelegenheit so zu verletzten, sodass sie deutlich sichtbare Würgemale am Hals hat? Sage mir, dass nennst du fair?« Bevor Kirschstein eine Antwort geben konnte, ließ er ihn fallen und versetzte ihm einen Tritt in den Magen, welcher ihn aufschreien ließ. »Du behauptest, dieses Mädchen sei schwach und habe es nicht verdient im Aufklärungstrupp zu sein. Doch sieh dich an.« Levi versetzte ihm einen weiteren Tritt, der ihn aufheulen ließ wie einen Hund, dem man ausversehen auf den Schwanz getreten war. »Zuerst schikanierst du sie und dann verkriechst du dich in ihrem Krankenbett und heulst rum wegen deinen Verletzungen. Hast du denn bereits vergessen Wer diese gewisse Person war, die dir diese Wunden zugefügt hat?«, fragte er ihn und versetzte ihm mit der Faust einen Schlag ins Gesicht. Der Bengel schrie vor Schmerz auf und versuchte sich verzweifelt aufzurichten, was ihm allerdings nicht gelang. »Ich habe dich was gefragt!«, zischte Levi und Kirschstein wimmerte nur. »Ne..iiin, Sir, dass habe ich nicht vergessen.« »Gut.« Er ließ von ihm ab und kramte aus seiner Hosentasche den Gegenstand hervor, den er zuvor aus seinem Zimmer geholt hatte. Es war ein kleiner Anhänger mit einem Schlüssel. Jean, der immer noch am Boden lag sah zu ihm auf. »Sir, was haben Sie vor?«, fragte er, als sein Blick auf den Schlüssel in Levis Hand fiel. Er antwortete nicht, drehte sich stattdessen um und verließ den Kerker. Hinter ihm schloss er die vergitterte Türe und drehte den Schlüssel im Schloss, sodass ein leises Klackern ertönte. Jean hob verzweifelt eine Hand. »Hauptgefreiter! Das... das hab ich doch nicht so gemeint! Bitte sperren Sie mich nicht hier ein! Das war doch... nur ein dummer kleiner Scherz von mir!« Zwischen den Gitterstäben betrachtete der Hauptgefreite den Jungen abschätzend, der ihn flehentlich ansah. »Tut mir leid, Kirschstein«, antwortete er kühl. »Was diese Sache betrifft, scheinen wir nicht den selben Sinn für Humor zu haben.«

the right decision || levi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt