beleidigte Göre

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»Setzen.« Ich reagierte nicht darauf und blieb mit verschränkten Armen im Türrahmen stehen. »Wenn du jetzt die beleidige Göre spielen willst, nun gut dann bleib da stehen«, erwiderte Levi trocken und setzte sich auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was du noch hier zu suchen hast, aber es hat wahrscheinlich etwas mit dem Tuscheln kurz vor der Prüfung zwischen dir und dem Kommandanten zu tun, hab ich recht?« »Was fragen sie mich das, bin ich der Hauptgefreite oder sind Sie das?«, erwiderte ich nur. Levi der zuvor noch relativ gleichgültig gewirkt hatte, betrachtete mich jetzt mit einer Mischung aus Verachtung und Belustigung, was mich etwas verwirrte. » Tch, so wie du dich hier aufspielst, könnte man das fast meinen.« Was meinte der denn bitte mit aufspielen? Darf man jetzt noch nicht einmal mehr seine Meinung sagen? Und so einer nannte mich beleidigte Göre, dass sagt der Richtige! Levi schien meine Wut zu bemerken und sagte nichts, aber sein eisiger Blick sprach für sich. »Kommen wir gleich zu dem Punkt, wieso du eigentlich hier bist«, begann er. »Aus einem mir nicht nachvollziehbaren Grund möchte Erwin, dass du anfangs nicht zusammen mit den anderen Rekruten am Training teilnimmst. Stattdessen hat er mir den Auftrag gegeben, dich persönlich eine Zeit lang zu trainieren, sodass du mit den anderen mithalten kannst.« »Aber«, fügte er hinzu und sah mich abschätzend aus seinen blau grauen Augen an. »Ich bezweifle, dass das etwas bei dir bewirken wird.« Mit großen Augen starrte ich ihn einen Moment einfach nur an. Was hat sich Erwin nur dabei gedacht mich von diesem Knirps trainieren zu lassen? »Ich brauche keine Privatstunden um mit den anderen mithalten zu können!« Daraufhin zog Levi die Augenbrauen zusammen und seufzte. »Das sieht der Kommandant wohl anders.« Ungläubig starrte ich ihn an. »Aber das ist nicht fair den anderen gegenüber.« Kaum waren die Worte ausgesprochen, bereute ich sie auch schon. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich jetzt schon nicht mehr am Leben. Der Hauptgefreite schob ruckartig seinen Stuhl zurück und ehe ich mich versah, stand er vor mir. Er beugte sich zu mir runter sodass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren konnte, seine Augen durchbohrten mich wie zwei Sperre und mein Körper fühlte sich an wie versteinert. »Für wen hältst du eigentlich?«, zischte er und eine seiner dunklen Haarsträhnen fiel ihm ins Gesicht. »Würde es nach mir gehen, dann würdest jetzt gar nicht mehr hier sein.« Mein Herz pochte heftig in meiner Brust, als er noch ein kleines Stückchen näher an mich herankam. »Für mich bist du eine einfache verzogene Militärpolizei Göre, die nichts im Aufklärungstrupp zu suchen hat.« Ich schluckte schwer und spürte wie eine neu entfachte Wut in mir aufstieg. Weil ich allerdings nicht wusste, was genau ich darauf erwidern sollte, funkelte ich ihn einfach nur aus zusammengekniffenen Augen an. »Tch.« In Levis Augen trat wieder der desinteressierte Ausdruck und er entfernte sich wieder von mir. Erleichternd atmete ich aus musste mich aber beherrschen, ihm nicht sofort an die Kehle zu springen. Ja, am liebsten hätte ich ihm jetzt mit meinen Fingernägeln sein markeloses Gesicht zerkratzt und ihn angeschrien. »Morgen, 5 Uhr Frühstück und um Punkt 6 Uhr beginnt das Training«, sagte er ohne mich dabei anzusehen und ich trat schnell einen Schritt zur Seite, als er durch die Tür raus auf den Gang trat. Bevor er sich allerdings davon machte, warf er mir noch einen kalten Blick über die Schulter zu. »Ich erwarte, dass du pünktlich bist. Die Uhrzeit zu lesen wirst selbst du noch hinbekommen.«

the right decision || levi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt