nichts ist unmöglich

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»Soll sie etwa ohne jeglicher Übung die Aufnahmeprüfung bestehen? Das ist doch unmöglich!« Der braunhaarige Junge neben mir funkelte Erwin und Levi wütend an. Dankend warf ich ihm noch einem flüchtigen Blick zu, dann folgte ich Levi in Richtung des Prüfungsgeländes. »Geschieht ihr ganz recht, hätte sie nur nicht ihr Maul so weit aufgemacht!«, hörte ich irgend jemanden aus den hinteren Reihen rufen, als wir dort vorbeikamen. Ich hatte meinen Blick fest auf den Rücken des Hauptgefreiten vor mir gerichtet und versuchte diese Bemerkung einfach zu ignorieren. Als wir nun auch die hintersten Reihen passiert hatten, blieb Levi plötzlich stehen, sodass ich fast in ihn hineingelaufen wäre. Ich machte einen Bogen um den Hauptgefreiten, sodass ich jetzt neben ihm stand. »Bist du schon aufgeregt, kleines Mädchen?«, fragte er trocken und mich ärgerte es, dass ich tatsächlich sogar etwas kleiner als er war, wenn auch nur ein paar Zentimeter. Wieso kann ich nicht zehn Zentimeter größer sein, dann hätte ich ihm auf seinen kleinen Kopf spucken können. »Worauf wartest du denn noch, bis dich der Blitz trifft und du dann von der Miltärpolizei abtransportiert werden kannst?« Ich knirschte geräuchvoll mit den Zähnen und schluckte die Bemerkung, die mir auf der Zunge lag herunter. Erwin, der uns ebenfalls gefolgt war räusperte sich. »Legt ihr das Geschirr an und kettet sie anschließend fest«, befahl er monoton zwei Soldaten die rechts und links von dem nachgebauten 3D Manöver standen. Ich betrachtete das Gerät etwas genauer und stellte fest, dass es nicht mehr war als ein eisernes Gestell, welches jeweils mit 2 Stahlseilen auf jeder Seite ausgestattet war. Die zwei Soldaten kamen auf mich zu und zogen mir, ohne dabei ein Wort zu verlieren das Geschirr über die Hüften. Danach befestigten sie die Stahlseile mit Karabinerhaken an den vier Schlaufen des Gurtes. Anschließend traten sie ab und ich fühlte mich wie ein ausgesetzter Hund, den man an einer Raststätten an einen Pfosten festgebunden hatte und dann ein Schild mit der Aufschrift: »Dieser süße Hund sucht ein neues Zuhause« davor hingestellt hatte. Mein Blick schweifte ab und ich versuchte in der Ferne den braunhaarigen Jungen unter den anderen Rekruten auszumachen, was mir aber nicht gelang. »Es ist eigentlich ganz einfach«, erklärte Levi. »Die Stahlseile die wir an den Schlaufen deines Geschirrs befestigt haben, werden gespannt, dass du somit nicht mehr mit den Füßen den Boden berühren kannst.« Seine Stimme klang ausdruckslos, aber ich wusste, dass er gerade innerlich den größten Spaß daran verspürte mich hier und jetzt vor allen bloßzustellen. Aber das wird nicht passieren. Du wirst es schaffen und den ganzen Losern hier beweisen, dass du für den Aufklärungstrupp geeignet bist! Erwin trat einen Schritt näher an mich heran und beäugte mich mit leicht schief gelegtem Kopf. Wäre diese Situation nicht so ernst gewesen und wäre er nicht der Kommandant des Aufklärungstrupps, hätte ich bestimmt gelacht. Doch angesichts dieser Tatsache konnte ich nur genau so dumm zurück starren. »(V/N). Ich möchte, dass du diese Prüfung hier bestehst.« Erwin senkte die Stimme etwas. Ich stutzte verdutzt. »Kommandant, woher kennen Sie... Ich meine ich habe doch noch noch gar nicht...« »Ich erkläre es dir später.« Während er das sagte warf er einen kurzen Seitenblick auf Levi, der uns mit verschränkten Armen aus seinen eisigen Augen beobachtete. »(V/N), ich weiß du hattest keinerlei Vorbereitung auf diese Prüfung, doch ich sage dir: Es ist nicht unmöglich. Vertraue auf dich und dein Können, dann hast du eine Chance.« Mit diesen Worten entfernte Erwin sich wieder, sodass er nun direkt neben Levi stand. Dieser warf seinem Kommandanten einen misstrauischem Blick zu, sagte aber nichts. »Kommandant, wir beginnen jetzt mit der Prüfung«, sagte einer der Soldaten. Erwin sah mich an und ich nickte schließlich. »Spannen Sie die Seile.« Ich schluckte schwer als ich den plötzlichen Zug auf meinen Hüften spürte und ich merkte wie sich mein ganzer Körper anspannte. Ich rief mir nochmal die Worte des Kommandanten ins Gedächtnis. Vertraue auf dich und dein Können. Mein Blick traf auf den von Erwin und dieser nickte leicht. Der Gurt an meinen Hüften übte noch etwas mehr Druck aus und ich sog scharf die Luft ein. Es fühlte sich an, als würden sie jeden Moment zerquetscht werden. Mein ganzer Körper bebte, als sich schließlich meine Füße ganz langsam vom Boden hebten. Du kannst es schaffen, du wolltest das doch oder? Jetzt bist du hier, dann wird es doch wohl jetzt nicht an zwei dummen Seilen scheitern! Ich biss fest die Zähne zusammen und versuchte mein Gewicht zu verlagern, damit ich nicht in Schräglage geraten konnte. Ich erstarrte, als ich erkannte, dass meine Füße jetzt ganz in der Luft schwebten und nicht länger den Boden berührten und ich hob den Blick um dem Hauptgefreiten direkt in die Augen sehen zu können. Sein Blick war emotionslos wie immer und die Kälte, die von seinen grau blauen Augen ausging durchbohrte mich, wie ein Pfeil sein Ziel. Zeig es diesem Knirps und beweise ihm, dass du nicht das bist was er von dir denkt. Plötzlich merkte ich wie mein Körper ins taumeln geriet und ich versuchte verzweifelt die Balance zu halten. Komm schon, dass kann doch nicht so schwer sein, du bekommst das in den Griff und es wird alles gut. Ich ballte meine Hände zu Fäusten tat das jedoch ohne dem Blick des Hauptgefreiten auszuweichen. Auch wenn er keine Miene verzog, ich wusste das es eine Genugtung war mich hier so hilflos und unkontrolliert zu sehen. Ich streckte eines meiner Beine aus und versuchte somit mich wieder zurück ins Gleichgewicht zu bringen und dies schien im ersten Augenblick auch zu funktionieren. Na, was sagst du jetzt du möchtegern Knirps? Ich gebe nicht so schnell auf! Aus dem Augenwinkel sah ich Erwin und ich stutzte, als ich seine in Falten gelegte Stirn bemerkte. Es wirkte fast, als wollte er etwas sagen, doch bevor er dazu kam, geriet ich erneut ins schlingern. Erneut streckte ich eines meiner Beine und versuchte verzweifelt, so wieder die Balance zu finden, doch diesmal gelang es mir nicht. Ich spürte wie sich mein Körpergewicht schlagartig auf die rechte Seite verlagerte und der Zug auf meiner linken Hüfte nachließ. Als nächstes spürte ich, wie meine Beine nach hinten wegknickten und sich mein Oberkörper sich schlagartig nach vorne neigte. Noch bevor ich mit dem Kopf auf dem Boden aufkam wusste ich, dass es vorbei war.

the right decision || levi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt