Eltern

2.2K 82 10
                                    

»Ich habe dich was gefragt! Wenn du mir nicht zuhörst, dann kannst du dich gleich wieder zusammen mit deiner Familie in deinem kleinen Häuschen verkriechen!« Ich hatte nicht gedacht, dass ich meine Zeit vorher mit so einem Idiot tot schlagen müsse, bevor ich eine Soldatin des Aufklärungstrupps werden konnte. Wenn meine Eltern und meine Schwester das hier sehen könnten, hätten sie vermutlich nur die Köpfe geschüttelt und mich gefragt warum ich mich mit diesen Leuten abgebe, anstatt nicht lieber der Militärpolizei beizutreten. »Ich habe sehr wohl verstanden, was Sie gefragt haben, Sir.« Ich musste zugeben, dass es mich mit einer gewissen Genugtuung erfüllte zu sehen, wie der Kopf des Ausbilders der vor mir stand so rot wie eine Tomate wurde. »Aber zuerst möchte ich Sie etwas fragen. Wie können Sie denn aus dem nichts solch eine Behauptung aufstellen?«, fügte ich hinzu. »Wissen Sie denn nicht, wer meine Eltern sind?« Ich merkte wie alle Blicke der neuen Rekruten auf mich gerichtet waren und der braunhaarige Junge, der neben mir stand hörbar die Luft einzog. Der Ausbilder schien für einen kurzen Augenblick die Fassung verloren zu haben, hatte sich aber kurz darauf wieder im Griff. »Wie bitte? Deine Eltern interessieren mich einen Scheißdreck!« Ich verschränkte provozierend die Arme vor der Brust. »Nun, wenn es Ihnen denn so egal ist, dann dürfen Sie auch nicht behaupten, meine Familie würde sich Zuhause in unserem Häuschen verkriechen, denn das können Sie doch gar nicht wissen.« Ein Raunen ging durch die Reihen der neuen Rekruten und überall wurde getuschelt und fassungslose Blicke ausgetauscht. Die Augen des Ausbilders waren so geweitet, das man meinen könnte sie würden ihm jeden Moment aus den Augenhöhlen springen und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. »WAS GIBT ES DENN DA ZU LACHEN?!«, schrie er mich an und ich presste fest meine Lippen aufeinander um nicht laut los zu lachen. »Dem hast du es aber gezeigt!« Das Flüstern kam von dem braunhaarigen Jungen, der neben mir stand und mich jetzt breit angrinste. Ich konnte nicht anders, als zurück zu grinsen und wollte etwas erwidern, als plötzlich eine andere Stimme mein Vorhaben unterbrach. »Was ist hier los?« Zuerst konnte ich die Stimme keiner Person zuordnen, als ich links hinter dem Ausbilder einen schwarzhaarigen Mann ausmachen konnte. Dieser war so klein, dass er mir zwischen den Reihen der Rekruten fast nicht aufgefallen wäre, doch seine Uniform verriet ihn. Erneut hörte ich den Jungen neben mir nach Luft schnappen. »Das ist der Hauptgefreite Levi!« Der Knirps da sollte der berüchtigte Hauptgefreite sein? Das ich nicht lache, wo war ich hier gelandet, etwa im Zirkus? Erstaunlicherweise bahnte sich der Schwarzhaarige unerwartet schnell einen Weg durch die Menschenmasse, als er dann plötzlich neben dem Ausbilder und auch somit mir gegenüber stand. »Gibt es ein Problem?«, fragte er. »Ja, Hauptgefreiter. Diese Rekrutin weigert sich mir eine anständige Antwort auf die Frage zu ihrer Herkunft zu geben und versucht mir stattdessen irgendwelche Lügengeschichten über ihre Eltern aufzutischen.« »Aha.« Desinteressiert richtete der Hauptgefreite seinen Blick auf mich und ich musste einmal schwer schlucken, als sich seine kalten grauen Augen in meine bohrten. »Ich erzähle keine Lügen.« Die Augen des Hauptgefreiten verengten sich, als er meine Aussage hörte, trotzdem sprach ich weiter. »Meine Eltern meine ich, sie verkriechen sich nicht einfach und sehen zu wie alle anderen von Titanen gefressen werden, nur weil sie bei der Militärpolizei sind. Nein, so kann man das nicht sagen.« Ich konnte spüren wie der Ausbilder vor Wut fast zu explodieren drohte, doch die Ruhe, die der Hauptgefreite Levi ausstrahlte hatte auf mich eine noch erschreckendere ja eine schon fast furchteinflößende Wirkung. »Na, dann sag mir«, begann er. »Warum sollte eine verzogene Militärspolizeitochter wie du, dann dem Aufklärungstrupp beitreten wollen? Bist du dir denn nicht zu Schade für den Aufklärungstrupp?« Die Blicke des Mannes fühlten sich wie Nadelstiche auf der Haut an und die unzähligen Augenpaare der anderen Rekruten, die auf mich gerichtet waren machten es nicht gerade einfacher. Doch ich versuchte mich davon nicht verunsichern zu lassen und ich kniff herausfordernd meine Augen zusammen. »Na warum wohl?«, blaffte ich. »Sie nannten mich gerade verzogen, richtig? Nun, mit meiner Teilnahme am Aufklärungstrupp möchte ich Ihnen, nein euch allen hier das Gegenteil beweisen.« Erneut wurde in den Reihen der Rekruten geflüstert und ich sah auch vereinzelt wie einige fassungslos ihren Kopf schüttelten. Wäre ich nicht gerade so damit beschäftigt gewesen dem eiskalten Blick des Hauptgefreiten stand zu halten, dann hätte ich vielleicht wohl doch noch gesehen wie dem Ausbilder die Augen aus dem Kopf gefallen wären. Ich presste die Lippen fest aufeinander und wappnete mich schon mal, gleich von Levi angeschrien oder zur Rechenschaft gezogen zu werden, doch nichts der gleichen geschah. Jetzt war ich es, der die Augen fast aus dem Kopf gefallen wären. Was war das denn gerade? War das etwa gerade ein Lächeln gewesen? Dieser Knirps hatte mich doch gerade ernsthaft ausgelacht! Warts nur ab das kriegst du sowas von zurück! »Erwin.« Levi hatte sich dem blondhaarigem Kommandanten des Aufklärungstrupps zugewandt, noch bevor ich meinen Gedanken verwirklichen konnte. »Ich möchte, dass die Göre dem 3D Manöver Übungsapparat zugewiesen wird und zwar auf der Stelle.« Der Kommandant betrachtet mich und ich erwiderte seinen Blick trotzig. Erwin blickte wieder zu Levi und nickte schließlich. »Folge mir«, sagte der Hauptgefreite kurz angebunden. »Gleich werden wir ja sehen ob du mehr drauf hast, als deine Eltern.«

the right decision || levi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt