Marco

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Seitdem wir Sasha im Krankenflügel besucht hatten, waren zwei Tage vergangen. Sie hatte sich sehr über unseren Besuch gefreut und sich mehr über das zu wenige Essen, das sie auf der Krankenstation bekam beschwert, als über ihre Verletzungen. In diesen zwei Tagen war nicht sonderlich passiert. Ich durfte weiterhin zusammen mit den anderen Rekruten trainieren, worüber ich sehr froh war, da ich jetzt nicht mehr alleine Zeit mit dem miesepetrigen Zwerg verbringen musste. Der hatte sich wie immer abweisend und kalt verhalten und ich musste mich gefühlt bei jedem Training beherrschen ihm nicht eine reinzuhauen. Doch gerade weil nicht sonderlich viel passiert war, verließ ich nie ohne Armin, Mikasa und Eren den Speisesaal. Ich schob bevor ich schlafen ging meinen Stuhl so unter die Türklinke, dass es nicht mehr möglich war diese von außen zu öffnen. Ich bekam eine halbe Panikattacke, wenn ich nur fünf Minuten alleine den Gang zu meinem Zimmer gehen musste. Ich hatte an letzten und diesem morgen den Krankenflügel besucht um sicherzustellen, dass er dort sicher unter der Beobachtung der Krankenschwestern stand. Doch das war leider nicht der Fall. Das Bett war noch genau so leer wie am Vortag und deshalb hatte ich Angst, Jean könnte mich jeden Moment erneut attackieren und ich wusste genau, dass es diesmal nicht so positiv für mich ausgehen könnte. Auch heute, am dritten Tag stand ich nur vor einem leeren Krankenbett. Es war, als wäre der Rekrut wie vom Erdboden verschluckt. Nein, ich glaube von einem Titan wäre es wahrscheinlicher, dachte ich als ich da so verloren im Krankenflügel stand. Bereits gestern hatte ich eine Krankenschwester nach Jean gefragt, doch sie hatte nur ahnungslos die Achseln gezuckt und war weiter ihrer Arbeit nachgegangen. Das kann doch nicht war sein! Wo steckt diese Pferdefresse nur? »Hey, du da. Warst du nicht gestern auch schon hier?« Eine Stimme hinter mir riss mich aus meinen Gedanken und ich drehte mich um. Ein paar Meter von mir entfernt stand ein Krankenbett, indem ein braunhaariger Soldat lag. Er betrachtete mich neugierig und ich sah ihn mit großen Augen an. Der sieht ja wirklich schrecklich aus! Den haben die Titanen aber ganz schon übel erwischt, dachte ich. Ich wurde rot, als ich bemerkte, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt habe. »Ähm... ja ich war gestern tatsächlich schon hier«, sagte ich schnell und ich wandte den Blick von ihm ab. »Du bist nicht die einzige.« Abrupt hob ich den Kopf und sah den Jungen ahnungslos an. »Was... was meinst du?« Der Soldat nickte in Richtung des Bettes von Jean. »Ich frage mich auch wo er ihn hingebracht hat. Schon komisch, der kommt hier reingestürmt und macht einen riesigen Radau.« Ich sah wie sich der Junge wütend in seinem Bett aufsetzte. »Alle anderen wollen einfach nur in Ruhe schlafen und...« »Wovon sprichst du da bitte?«, unterbrach ich den Braunhaarigen. Dieser schlug sich mit der Hand an die Stirn und fing plötzlich an zu lachen, was mich irritierte. »Tut mir leid. Ich habe ganz vergessen, dass du ja gar nicht auf der Krankenstation bist. Also auf jedenfall ist der Hauptgefreite mitten in der Nacht hier aufgetaucht und ist schnurrstracks zu Jean marschiert.« Der Junge machte eine kurze Pause, als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte. »Erzähl weiter«, sagte ich leise. »Also... der Hauptgefreite und er haben kurz über irgendetwas geredet. Ich habe allerdings nicht verstanden was, dafür haben sie zu leise gesprochen. Ich vermute allerdings es war etwas ernstes, denn daraufhin hat ihn Levi am Kragen gepackt und aus dem Bett gezerrt.« Erneut machte er eine kurze Pause, doch als ich nicht antwortete erzählte er weiter. »Und danach haben sie dann beide den Krankenflügel verlassen. Naja, seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen und niemanden hier hat es groß interessiert. Aber so wie es aussieht darf er jetzt ja wieder in seinem Zimmer schlafen.« Der Junge senkte traurig den Blick. »Mich kurz besuchen oder wenigstens bescheid sagen, hätte er trotzdem können. Wir sind doch schließlich Freunde... also dachte ich zumindest.« Was er danach noch sagte bekam ich allerdings nicht mehr mit. Mein Puls beschleunigte plötzlich und mein Atem ging schwerer. Der Hauptgefreite... Mit geweiteten Augen starrte ich den Jungen an, der mich nur mit schiefgelegten Kopf ansah. »Hey. Alles in Ordnung?« Ich... er... Levi, was in Namen von Mauer Maria?! Aber... nein... wieso sollte er... »Ich muss jetzt gehen. Tut mir leid!«, sagte ich hektisch und ich drehte mich um, um aus dem Krankensaal zu stürmen. »Hey warte, doch mal!«, rief mir der Junge noch hinter her und ich blieb stehen. »Ja... danke du hast mir echt geholfen... äh... wie heißt du noch gleich?«, fragte ich schüttelte aber gleich darauf den Kopf, bevor er antworten konnte. »Sorry wir reden später! Ja? Also nur wenn du willst natürlich! Ich... also... Tschüss!« Mit diesen Worten stürmte ich aus dem Saal und der Soldat blickte mir verwirrt hinter her. »Marco«, murmelte der Junge, als ich bereits verschwunden war. »Ich heiße Marco.«

the right decision || levi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt