Das Mädchen

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Schweigend ritt ich neben Sasha und passte auf, dass sie mit ihren vollgestopften Satteltaschen nicht gegen eine der Stände, an denen wir vorbei mussten kam. Ein paar Menschen um unsere Truppe herum warfen uns nur ab und zu einen kurzen neugierigen Blick zu und ich war erleichtert, dass wir nicht all zu sehr für Aufsehen gesorgt hatten. Sashas Stute schien nach Levis »Wunderheilung« ganz die alte zu sein und ich war nach diesem aufregenden Tag ehrlich gesagt auch froh, dass es jetzt zurück ins Lager ging, auch wenn ich das nicht ganz zugeben wollte, schließlich wäre der Tag ohne Mr. Griesgram noch viel schöner gewesen. Ganz so reibungslos wie ich mir die Heimreise vorgestellt hatte sollte sie allerdings doch nicht verlaufen, denn ich bemerkte, wie Levi, der unsere Truppe anführte plötzlich stehen blieb und ich Armin und Eren von vorne etwas murmeln hörte. »Huh? Was ist denn jetzt schon wieder los?«, fragte ich genervt und Connie drehte sich zu mir um. »Wahrscheinlich hat der Hauptgefreite noch ein Pferd entdeckt, das er jetzt bemuttern muss«, sagte er und grinste. »Das wird's sein«, erwiderte ich und gab meinem Pferd die Sporen. »Ich werde mal nachsehen was da vorne los ist«, sagte ich und ritt an Connie vorbei. Als ich ein paar Meter weiter vorne stand, konnte ich erkennen, dass Levi vor einer Gruppe Soldaten stand. Sie trugen die gleichen Uniformen wie wir und ich meinte kurz, dass wir einfach auf eine andere Gruppe des Aufklärungstrupps getroffen waren, doch als ich noch ein Stück näher kam stockte mir der Atem. Aber... das ist doch... »Die Militärpolizei«, zischte Eren zwischen zusammen gekniffenen Zähnen hervor und vollendete somit meinen Gedanken. Ich stand nun neben ihm und Armin und von hier aus konnte ich auch deutlich verstehen, was Levi mit einem der Soldaten diskutierte. »Heute mal auf Titanenjagd innerhalb der Mauern? Oder wie darf ich dein Auftreten verstehen?«, fragte der Soldat der Militärpolizei und es war Levi deutlich anzumerken, dass ihm diese Bemerkung ganz und gar nicht zu gefallen schien. »So etwas ähnliches«, kam die kalte Antwort und der Hauptgefreite machte anstalten an der fremden Truppe vorbeizureiten, doch der Soldat stellte sich ihm in den Weg. »Nicht so eilig wo wollt ihr denn hin? Ich wollte doch noch ein bisschen mit dir und deinen kleinen Rotznasen plaudern. Oder hat Erwin seinem Schoßhund etwa verboten mit dem Kommandanten der Militärpolizei zu sprechen? Möglich wäre es jedenfalls.« Ich wäre fast vor Staunen vom Pferd gefallen und Eren schien ebenso erstaunt zu sein. Was? Dieser Soldat soll der Kommandant der Militärpolizei sein? Meine Eltern haben mir zwar schon oft von ihm erzählt, doch so hatte ich mir ihn irgendwie nicht vorgestellt..., dachte ich und warf Levi einen unauffälligen Seitenblick zu. Mich ärgerte es um so mehr, wie ruhig er bei dieser derartigen Konfrontation zu bleiben schien. »Na schön, was hast du mir zu sagen?«, antwortete Levi genervt und der Kommandant grinste verschmitzt. »Oh, das habe ich ja ganz vergessen! Wie dumm von mir, eigentlich bin ja nicht ich der Jenige der etwas zu sagen hat.« Der Kommandant drehte sich zu seinen Kadetten um, die sofort fast zeitgleich salutierten und sein Blick wanderte durch die Reihen, bis er schließlich an einer ganz bestimmten Person hängen blieb. »Tritt nur vor nicht so schüchtern, willst du dich dem Aufklärungstrupp denn gar nicht vorstellen?«, sagte der Kommandant und ich beobachtete neugierig wie sich die Gruppe der Militärpolizei spaltete und ein Mädchen aus den Reihen hervor trat. Kurz stutzte ich, dann hielt ich vor Erstaunen die Luft an. Meine Augen weiteten sich und unter meinen Händen, die die Zügel meines Pferdes hielten fing ich an zu schwitzen. Ich hätte sie kaum erkannt so wie sie jetzt aussieht, dachte ich und musterte ihre Uniform, die ihr so viel besser zu passen schien, als mir. Ich musste mich beherrschen nicht gleich vor Freude los zu schreien und ihr um den Hals zu fallen, doch sie schien mich noch nicht mal bemerkt zu haben, obwohl sie nun direkt vor dem Hauptgefreiten und mir stand. Ihr Blick war ausdruckslos und sie schien alleine Levi Beachtung zu schenken. »Im Namen der Militärpolizei befehle ich, (S/N) (N/N), als eine der zehn Auserwählten Rekruten euch, dem Hauptgefreiten des Aufklärungstrupps (V/N) (N/N) eine Rekrutin eures Trupps in die Einheit der Militärpolizei zu übergeben.« Für einen kurzen Moment herrschte Stille. Meine Freunde starrten mich mit offenen Mündern an, doch ich hatte nur Augen für das Mädchen. Ja, das Mädchen. Sie war in diesem Augenblick nichts anderes als eine Fremde für mich. »Das hast du ganz zauberhaft gesagt, (S/N), sehr schön!«, durchbrach der Kommandant das Schweigen und trat neben das Mädchen. »(S/N)!«, platzte es aus mir heraus woraufhin sich alle Augenpaare auf mich richteten. Alle außer ihre. »(S/N)! Was ist los mit dir? Wieso antwortest du mir nicht?«, rief ich und stieg daraufhin von meinem Pferd um zu ihr zu laufen. Selbst als ich direkt vor ihr stand sah sich mich nicht an, sondern starrte wie eine Statue ins Leere. »Ich bin es! Erkennst du mich denn nicht?« Ich wollte sie gerade an der Schulter packen, als mich der Kommandant unsanft von ihr wegschubste. Ich stolperte und kam hart auf dem Boden auf. »Was soll das? Wieso sagt denn niemand was?!«, rief ich wütend und sah zwischen Levi und dem Kommandanten hin und her. »Es war mir ein Vergnügen mit dir zu Plaudern, Schoßhund«, sagte der Kommandant mit einem falschen Grinsen im Gesicht. »Ich hoffe trotzdem, dass wir uns so schnell nicht wiedersehen, schließlich muss ich mich erst mal mit der Kleinen hier anfreunden.« Er nickte mir zu und ich spuckte ihm vor direkt vor die Füße. »Einen Dreck werden Sie, wenn Sie mir jetzt nicht sofort verraten was Sie mit meiner Schwester angestellt haben!« Das Lächeln aus seinem Gesicht war verschwunden und er gab zwei Soldaten, die neben mir standen wortlos ein Zeichen, woraufhin sie mich an den Armen packten und wieder auf die Beine zerrten. Ihr Griff war eisern und ich versuchte mich daraus zu befreien, was mir allerdings nicht gelang. »Hauptgefreiter! Was soll das! Tuen Sie doch was!«, rief ich wütend, doch Levi reagierte nicht auf mich. Daraufhin wollte Eren von seinem Pferd steigen um mir zu Hilfe zu eilen, doch Levi hielt ihn mit einer Handbewegung davon ab. Fassungslos starrte ich meine Freunde an, die nur alle tatenlos zu sahen, wie mir die zwei Soldaten die Hände fesselten und mich wegzerrten. »Nein! Was soll das?«, schrie ich mit Tränen in den Augen. »Warum hilft mir denn keiner! Hauptgefreiter!« Doch dieser hatte mir bereits den Rücken gekehrt und ich sah wie Mikasa verzweifelt versuchte Eren zurückzuhalten, dann wurde mir die Sicht von den Soldaten der Militärpolizei versperrt, die mich umringt hatten. »Eren! Mikasa! Armin!«, rief ich verzweifelt und mir rannen die Tränen die Wange herunter. »Sei endlich still«, zischte einer der Soldaten und stopfte mir einen Knebel in den Mund, sodass ich nicht mehr sprechen konnte. Wütend und mit Tränen in den Augen musste ich mit ansehen, wie ich von der Militärpolizei verschleppt wurde und das Schlimmste war, dass ich verraten worden war und das von meiner eigenen Schwester.

the right decision || levi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt