Kapitel 16

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Als ich nach dem Flug und der langen Autofahrt wieder auf den Hof einbiege, sehe ich Licht im Wohnzimmer brennen. Es ist mittlerweile schon dunkel  und als ich aus dem Auto steige, empfängt mich wieder diese wohltuende Stille. Erleichtert lächle ich unbewusst und nehme alles aus meinem Corsa heraus.
Ich schließe die Haustür auf und werde von William stürmisch begrüßt. „Hey mein Großer", quieke ich, lasse beinahe alles fallen und hocke mich sofort hin.

Diese pure Freude verströmt in mir eine angenehme Wärme und ich merke richtig, wie ruhiger ich werde. Ich bin wieder zuhause.
Rory steht mittlerweile im Türrahmen und grinst. „Na? Genug von Deutschland?", fragt er und ich schaue zu ihm auf. „Allerdings. Ich habe nie richtig bemerkt, wie laut es doch da ist".

William lässt mich gar nicht mehr in Ruhe und liegt auf dem Rücken, seinen Bauch mir begierig entgegen streckend. Gott was habe ich das Kraulen des Fells vermisst.
„Ich schon. Insbesondere in meiner Kindheit, wenn wir meine Großeltern besucht haben". Er kommt in den Flur und nimmt meinen Koffer.
„Ich bringe den hoch. Auf dem Herd steht noch ein Topf mit Suppe, musst du dir nur warm machen".

Mein Magen knurrt sofort bei dem Gedanken an Essen und ich eise mich von William los. Der Hund lässt mich gar nicht mehr aus den Augen, als ich in die Küche gehe und die Hitze der Herdplatte hochdrehe. Ich hatte Rory bei meiner Landung geschrieben, das er extra für mich gekocht hat... .
Als er die Küche betritt, drehe ich mich zu ihm um. Lässig lehnt er an der Theke und legt den Kopf etwas schief. Seine Haare trägt er mal wieder offen.

„Und? Alles erledigt?". Ich nicke. „Ja. Die Bank regelt alles mit meinem Bankguthaben, bis ich ein neues hier eingerichtet habe. Das Abmeldungsformular habe ich auch, sobald ich eine Wohnung habe und Staatsbürgerin bin und ich konnte sogar einen Teil für meine gekaufte Einrichtung wiederbekommen".
„Hat Fred dir einen fairen Preis bezahlt?".
Natürlich hatte ich ihm irgendwann von Fred erzählt. Er ist genauso neugierig wie ich und wollte alles wissen, was ich zu erledigen hatte.

„Jap. Die Hälfte, obwohl die ja nicht mehr den gleichen Wert wie beim Kauf haben". Achselzuckend stehe ich da und rühre in der Suppe, die langsam immer wärmer wird.
„Ist doch gut. Kannst du gebrauchen, wenn du eine Einrichtung kaufen musst". Ich nicke. Rory rückt etwas Näher heran und nimmt meine Hand.
„Und wie geht es dir mit der Trennung?". Ich presse die Lippen aufeinander, lächle dann aber. „Sehr gut. Endlich ist auch für ihn ein reiner Tisch da und er kann neu durchstarten".

Rorys Augen beginnen zu strahlen, als ein sanftes Lächeln seine Lippen umspielt und eine Gänsehaut jagt mir über die Arme.
„Das stimmt. Und du auch". Beinahe ruckartig lässt er meine Hand los und fährt sich durch die Haare. Ich beobachte ihn weiter, auch wenn er meinem Blick ausweicht.

Ich kann das Kribbeln nicht ignorieren, welches nun auch meinen Körper erfasst und ich schlucke schwer den Kloß herunter.
Ich kenne meine Gefühle. Ich weiß, was sie bedeuten und am liebsten würde ich es ihm auch zeigen. Doch ich weiß nicht, wie er darüber denkt und was er dann von mir halten würde. So kurz nach einer Trennung mich ihm an den Hals zu werfen.

Mein Handy piepst und durchbricht diese angespannte Stille. Ich zucke erschrocken zusammen und lasse den angehaltenen Atem entweichen.
„Ich muss mal hoch ins Badezimmer", murmelt Rory und verschwindet. Ich habe eher das Gefühl, er flüchtet vor mir. Seufzend schaue ich ihm nach und erst, als er aus meinem Blickfeld verschwindet, schaue ich auf mein Handydisplay.
Aiden.

„Bist du gut gelandet?". Mein klopfendes Herz lenkt mich völlig ab und ich brauche bestimmt fünf Anläufe, bis ich eine Antwort tippen kann. „Ja bin ich, nur etwas fertig. Melde mich".
Seufzend stecke ich es wieder in die Hosentasche und nehme dann die mittlerweile warme Suppe vom Herd. Esse in Ruhe und gehe dann in mein Zimmer hoch.

Doch ich kann nicht schlafen. Obwohl ich mich richtig müde von der langen Reise fühle, schaffe ich es nicht zu schlafen. Immer wieder schmeiße ich mich von einer Seite zur anderen und denke die ganze Zeit nur an einen ... Rory.
Wie sehr ich seine Nähe genieße, erleichtert bin sobald ich seine Nähe bemerke und zur Ruhe komme, wenn er mir mit seiner tiefen Stimme von seinem Tag erzählt.

Als ich das nächste Mal auf den Wecker schaue, den ich mir zugelegt habe, stöhne ich frustriert auf. Drei Uhr nachts bereits und ich bin immer noch hellwach.
Plötzlich höre ich ein Geräusch und halte den Atem an. Da William nicht anschlägt, muss es hier im Haus sein. Tatsächlich höre ich das Schaben von Hauspuschen, die über den Boden gezogen werden und das Klappern, als jemand hineinschlüpft und aufsteht.

Rory. Gut, er muss wohl auf Toilette. Ich drehe mich wieder herum und schaue zur Tür, höre ganz genau zu, wie er seine Schlafzimmertür öffnet und auf den Flur tritt. Doch seine Schritte werden immer lauter, bis er schließlich vor meiner Tür zum Stehen kommt.
Mein Herz pocht so laut in meiner Brust, da ich befürchte es springt gleich heraus. Mein Mund wird mit einem Mal ganz trocken und ich setze mich langsam auf. Das Nachthemd, welches ich trage und eher einem dünnen Hemdchen gleicht, stört mich gerade gar nicht.

Es klopft leise an meiner Tür. Zitternd bringe ich meine Finger unter Kontrolle und stehe langsam auf. Meine Füße tragen mich hinüber und langsam drücke ich die Klinke herunter.
Rory steht vor meiner Türschwelle, sein Blick klar und starr auf mich gerichtet. Seine Brust bebt, als ob er hektisch atmet und ich schaue mit großen Augen zu ihm auf.

„Ja?", frage ich leise und ignoriere die Hitze, die immer heißer in mir wird. Rorys Mund öffnet sich, doch er bringt keinen Ton heraus. Seine Finger fahren zitternd durch seine Haare und er leckt sich schnell über die Lippen.
„Was ist los?", frage ich heiser und ein kalter Windhauch fährt durch den Flur und über meine nackten Arme. Doch es ist eher eine willkommene Abkühlung, als das ich frösteln würde.

Rorys Blick wird intensiver. So intensiv, dass meine ganze Haut in Flammen zu stehen scheint. Wenn er jetzt fragen würde, würde ich glaube über ihn herfallen ohne groß darüber nachzudenken.
„Lia, ich weiß, dass du gerade erst die Trennung von Fred hinter dir hast...", beginnt Rory und tritt einen Schritt auf mich zu, überbrückt die Zentimeter, die uns trennen.
Mein Atem entweicht mir keuchend, als seine Stimme meine Brust vibrieren lässt und ich spüre, wie meine Brustwarzen hart werden. Meine Magengegend rebelliert und ich spüre die Hitze in meinem Schritt sehr deutlich.

„Aber ich spüre, das da was zwischen uns ist. Etwas Besonderes. Ich spüre deine Blicke, ich spüre diese Hitze zwischen uns und ich kann es nicht länger ignorieren".
Rorys Stimme ist kaum lauter wie ein Hauch und ein Arm schließt sich um meine Taille. Er zieht mich an seinen stahlharten Körper und seine andere Hand streicht mir die Haare aus dem Gesicht.

Langsam beugt er sich zur mir herunter und legt seine Stirn an meine. Wartet auf eine Regung meinerseits, um mich nicht zu bedrängen. Ich spüre, wie sich seine Erektion gegen meinen Schritt drückt und ich beginne zu zittern vor Verlangen. Oh Gott!
Ich recke mich hoch und ziehe ihn sanft mit meiner Hand näher.

A scottish LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt