Der Dok am nächsten Morgen konnte keine schlimmen Verletzungen an William feststellen. Er verschreibt Antibiotika für den Hund und das Schaf, falls sich die Bissstellen entzünden sollten und lässt sich von Rory den Hund zeigen, der für die Angriffe verantwortlich war.
Ich erledige alle Arbeiten auf dem Hof, die normalerweise anfallen und die ich schon kenne und fahre gegen Mittag zum Pub. Fearghas ist erfreut, dass ich wieder da bin und die Masse der Touristen, obwohl es in Richtung Winter geht, nimmt einfach nicht ab.„Hat alles geklappt?", fragt Fearghas mich, als wir eine ruhige Minute haben und ich nicke. „Soweit ja. Die Staatsbürgerschaft läuft und sobald das alles durch ist, kann ich mich ummelden".
Fearghas grinst leicht, als er weiter Bier zapft. „Und? Schon ne Wohnung gefunden oder bleibst du auf dem Hof wohnen?".
„Fearghas, zeigst du gerade Fürsorge?", frage ich neckend und lache, als er brummend den Kopf schüttelt. „Da musst du was falsch verstehen. Ich zeige nie Fürsorge".Ich bringe den Gästen das bestellte Bier. „Aber du bist neugierig, hab ich Recht? Welche Gerüchte gehen dieses Mal durch das Dorf?", frage ich, als ich zurück an der Theke bin und Fearghas zuckt mit den Schultern.
„Naja, du bist schon so lange auf dem Hof, da fragen sich die Leute schon ob da was zwischen dir und Rory läuft". Ich verdrehe die Augen, Dorftratsch.
„Versteh das nicht falsch, das meint keiner böse! Im Gegenteil, die meisten freuen sich für Rory. Er lebt einfach schon zu lange alleine auf den Hof. Und dank dir sieht man ihn viel öfter im Dorf".Ich lehne mich gegen die Theke und verschränke die Arme vor der Brust. „Was heißt denn die meisten?". Schnaubend schüttelt er bloß den Kopf. „Na, die jungen Damen die schon immer ein Auge auf Rory geworfen haben sind nur minimal eifersüchtig. Aber ist das nicht normal?".
Hm, das wundert mich schon. Denn es gibt nicht so viele junge Frauen, die hier im Dorf leben. Eigentlich kenne ich nur Ivera und Fiona. Und das die so denken, verletzt mich doch etwas.Ich hole mein Handy heraus und tippe eine flinke Nachricht an Catriona.
„Stimmt es, dass Fiona und Ivera eifersüchtig auf mich sind?".
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten.
„Ivera ja. Aber Fiona und ich bearbeiten sie schon seit Ewigkeiten, dass sie aufhören soll Rory anzuschmachten. Er hat ihr schon mehrmals einen Korb gegeben und das schon seit Jahren".
Na toll. Auf so etwas habe ich ja überhaupt keine Lust.Nach und nach verschwinden wieder die Touristen und wir rechnen wieder ab. „Freut mich, wenn es endlich mal klappt dir das nicht so überreichen zu müssen".
„Ich weiß. Das klärt sich aber alles, wenn ich den Antrag durchhabe". Als ich mich verabschiede, regnet es und die Wassertropfen klatschen mir ins Gesicht. Ich beeile mich, zu meinem Auto zu kommen und will gerade losfahren, als mein Handy klingelt.Es ist Fred. Überrascht schaue ich auf das Display und kann gar nicht glauben, dass er anruft. Was will er von mir?
„Fred. Was kann ich für dich tun?", frage ich und spüre, wie vor Nervosität mein Herz schlägt.
„Unser Vermieter kann dich erst aus dem Mietvertrag streichen, wenn er offiziell weiß das du umgemeldet bist. Ich bräuchte dann das Abmeldedokument, bevor er dich streichen kann".
„Okay, weiß ich Bescheid. Kriegst du, sobald alles erledigt ist".
„Danke. Das war's schon".
Und da legt er schon auf. Ich stecke das Handy weg und fahre los.Am Hof angekommen sehe ich sofort einen Sportwagen, der quer auf dem Vorhof parkt. Aiden ist hier. Wieso das denn? Ich dachte, er wäre auf der Ölplattform? Hatte er nicht gestern am Telefon gesagt, er wäre erst am Wochenende wieder hier?
Ich parke meinen Corsa, steige aus und nähere mich der Haustür. Ich höre Männerstimmen von drinnen, sie klingen laut und aufgebracht. Rory und Aiden streiten.„Was nimmt dir das Recht heraus zu sagen, dass sie nicht mit mir ausgehen wird?". Aidens Stimme explodiert beinahe vor Wut und die Beiden bemerken mich noch nicht einmal, als ich durch die Haustür trete. Sie befinden sich im Wohnzimmer, stehen wie zwei Kampfhähne voreinander und funkeln sich zornerfüllt an.
„Weil ich es weiß", knurrt Rory und seine Kiefermuskeln sind sehr hart angespannt, was sein kantiges Gesicht noch kantiger wirken lassen.„Woher? Hast du sie gefragt?", schreit Aiden und fuchtelt gestikulierend mit den Händen in der Luft herum. „Nein, aber das brauche ich nicht!". Rorys Stimme ist so laut, dass ich sehe wie sich William, der im Haus bleibt um sich zu erholen, schutzsuchend in die Küche flüchtet.
„Hey", brülle ich und mache so auf mich aufmerksam. Erschrocken fahren die Zwei auseinander, ihre Blicke richten sich auf mich und die Anspannung bei Beiden lässt sofort nach.„Was wird das hier?", frage ich und schaue von einem zum anderen. Beide schweigen, aber ich habe vorher auch schon genug gehört.
„Wenn ihr euch prügeln wollt, nur zu, geht nach draußen. Aber glaubt nicht, das ich zugucke". Aiden schnaubt und deutet auf Rory.
„Der da behauptet, dass du nicht mit mir ausgehen würdest, wenn ich frage", meint er und legt so viel Zorn wie möglich in seine Stimme. Rorys Kiefer beginnen wieder zu mahlen, doch er sagt nichts.„Da hat er auch Recht", sage ich ruhig und Aidens überraschter Blick fällt wieder auf mich. „Was?", fragt er flüsternd und Traurigkeit schleicht sich in seinen Blick. Langsam lässt er die Arme sinken, seine zu Fäusten geballte Hände lockern sich.
„Er hat Recht. Ich würde nicht mit dir ausgehen", wiederhole ich und mir tut es weh, wie sehr Aiden unter meinen Worten zusammensinkt. Wie ein geprügelter Hund steht er jetzt vor mir und schaut mir kaum in Augen.„Wieso?". Ich gehe um das Sofa herum, welches mir im Weg steht und bleibe vor Aiden stehen. „Aiden. Du bist super nett ich mag dich wirklich als Freund. Aber ich werde nicht mit dir ausgehen".
Als sich Rory hinter mich stellt und mir eine Hand auf die Taille legt, begreift Aiden. Er presst die Lippen aufeinander und nickt bloß.
Ohne ein weiteres Wort flüchtet er an uns vorbei und hinaus. Wir bewegen uns nicht, bis wir den Sportwagen aufheulen hören und er vom Hof brettert.Die Anspannung weicht aus meinen Schultern und ich lasse mich gegen Rory sacken. Seufzend schlingt er die Arme um mich und wiegt mich sanft hin und her.
„Sorry. Ich hatte ja keine Ahnung", murmle ich und fahre mir durch meine Haare. „Alles gut. Konntest du ja auch nicht wissen".
Ich drehe mich um und schaue zu ihm auf. „Warst du ein klein wenig eifersüchtig?". Rory schmunzelt, seine Hände wandern dabei langsam immer tiefer und tiefer, bis sie sich unter mein Shirt schieben und es sanft immer weiter hochziehen, bis er es über meinen Kopf ziehen und quer durch das Zimmer schleudern kann.„Tut mir leid, aber ich teile nicht gerne", murmelt er und beugt sich zu mir hinunter. Als er mich sanft küsst, explodieren meine Nerven und ein Kribbeln jagt durch meinen Körper.
Sanft schiebe ich ihn zum Sofa und drücke ihn auf das Polster hinunter.
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A scottish Love
عاطفيةCornelia "Lia" hat ihr Leben satt. Hals über Kopf lässt sie ihr Leben in Köln stehen und liegen und flüchtet. Flüchtet nach Schottland, wo sie als Kind immer mit ihren Eltern ihren Urlaub verbracht hat. Mallaig, den kleinen Ort in den Highlands und...