Mir ist so schrecklich langweilig.
Seit Liv aus meinem Zimmer ausgezogen ist bin ich ganz allein. Es ist schwer nach über einem Jahr ohne die Person auszukommen mit der man alles geteilt hat, aber da kann man nichts machen.
Liv hat ihr Studium so lange herausgezögert wie möglich und ist nun schon 26 Jahre alt. Der Leiter des Wohnheims meinte sie wäre zu alt um hier zu leben und hat sie rausgeschmissen.
Und hier bin ich nun, sitze auf meinem Bett und starre an die leere Wand an der mal ihre Bilder hangen. Ich bemitleide mich selbst, weil ich nun schon zwei Wochen allein wohne, meine Freunde aber alle einen Mitbewohner haben.
Aber bald bin ich nichtmehr allein sage ich aufmunternd zu mir selbst. Ich habe einen Brief vom Wohnheim bekommen in dem sie mir mitteilen, dass ich bald eine neue Mitbewohnerin bekommen werde. Sie konnten den Zeitpunkt ihres Eintreffens nicht genau nennen, rechnen aber die nächsten Tage fest damit.
Nach meinen morgendlichen Grübeleien beschließe ich in den Tag zu starten. Schnell hieve ich mich aus meinem Bett und gehe in das anliegende Bad.
Für ein Wohnheim ist es hier sehr luxuriös. Zwei Studenten teilen sich eine kleine Wohnung mit Schlafraum, Bad und Küche. Es ist angenehm hier zu sein, vorallem wenn man an andere Wohnheime denkt. Über die monatliche Miete sprechen wir aber lieber nicht. Sie ist exorbitant hoch.
Die Wohnungen hier kosten fast genauso viel wie die in der Stadt, das Essen in der Mensa ist jedoch zu jeder Tageszeit kostenlos. Das und der Gemeinschaftsgeist der Uni lockt jährlich hunderte Studenten hierher.
Wie jeden Tag komme ich geduscht und geschminkt aus dem Badezimmer und trotte in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Während er kocht suche ich mein Zeugs zusammen.
Wiedereinmal verfluche ich mich dafür, dass ich nicht schon gestern Abend alles in meinen Rucksack gepackt habe. Als ich alles gefunden habe kippe ich den Kaffee schnell in meinen Thermobecher und mache ich auf den Weg zu meiner ersten Vorlesung.
Ich studiere Medienwissenschaften. Eigentlich ein ganz brauchbarer Studiengang, aber voll und ganz gehe ich darin nicht auf. Mein einziger Anreiz mein Studium sehr gut zu meistern sind die Jobaussichten. Ich habe nämlich schon einen festen Plan.
Ich werde mein Studium erfolgreich absolvieren und mich danach weiter auf Werbung spezialisieren. Mein Traum ist es irgendwann als Creativ Director zu arbeiten und Produkte zu designen. Hört sich viel an, aber kein unmögliches Ziel.
Während ich die Gänge entlangschlürfe treffe ich einige Freunde und Bekannte. Wir grüßen uns nur kurz, denn wie immer haben wir es alle eilig.
Das gehört wohl zu meinen schlechtesten Angewohnheiten. Ich komme fast immer zu spät. Als hätte ich eine andere Uhr.
Im Vorlesungssaal ist bereits alles voll als ich ankomme. Der Professer ist bereits in seine Rede vertieft. Zum Glück interessiert sich in der Uni keiner für mich. Die eigene Anwesenheit ist schlichtweg egal, solange man irgendwann seinen Abschluss in der Tasche hat. Trotzdem versuche ich mich immer wieder zu disziplinieren und bei jeder Vorlesung zumindest körperlich anwesend zu sein.
Wärend ich meinen Laptop auspacke, um die entsprechende Folie zu öffnen wiederholt unser Professor einige Kommunikationsmodelle und geht dann auf dessen Geschichte ein.
Na toll, noch langweiliger kann es gar nicht werden. Gedankenverloren hole ich meinen Block aus dem Rucksack. Wild kritzel ich drauf los und als die Vorlesung zuende ist habe ich das Gesicht einer Frau auf meinem Block.
Um mich herum stehen bereits alle auf und ich beeile mich ebenfalls. Mein nächstes Seminar beginnt bald.
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Ich komme völlig überanstrengt aus meiner letzten Vorlesung. Statistik werde ich nie bestehen. Ich bin bereits einmal durchgefallen und trete dieses Semester meinen Zweitversuch an.Deprimiert gehe ich wieder zum Wohnheim, treffe aber auf dem Weg dorthin noch Ben. Er ist sowas wie mein bester Freund hier. Wenn ich mit jemandem abhänge, dann mit ihm. Er begleitet mich bis zu meinem Teil des Wohnheims und verschwindet dann schnell.
Erschöpft öffne ich die Tür und schmeiße alle meine Sachen auf den Boden. Sofort lasse ich mich auf mein Bett fallen und schließe die Augen. Ich denke über alles mögliche nach. Darüber, dass ich für meine Klausuren lernen muss und über mein heutiges Mittagessen.
Ich werde aus meinen Gedanken gerissen als es an der Tür klopft. Zuerst hebe ich nur den Kopf. Vielleicht habe ich mich nur verhört. Als es ein zweites Mal lauter klopft setze ich mich in Bewegung.
Ich öffne die Tür.
„ Hey Bro, ich bin dein neuer Mitbewohner." sagt ein junger Mann zu mir ich schaue ihn geschockt an und als er sich mit seiner Reisetasche aufrichtet und mich sieht weiten sich seine Augen.
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Rough Love
RomanceApril ist eine normale Studentin. Sie will einfach so schnell wie möglich ihren Abschluss machen, doch als es an ihrer Wohnheimtür klopft und ihr neuer Mitbewohner vor ihr steht gerät ihre Welt ins Wanken.