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Mein Kopf brummt. Ist Nick in Gefahr? Was wird dieser Dean mit ihm machen? Wer ist Morty und warum hat Adam Nick vor dem Gefängnis gerettet? Ist er ein Krimineller?
Ich hatte ganz vergessen, dass ich immernoch mit Adam im gleichen Raum stehe. Es fällt mir jedoch wieder ein, als er immernoch mit dem Rücken zu mir seine Knöpfe an den Ärmeln öffnet und diese langsam nach oben krempelt. Mit einem tiefen Ausatmer dreht er sich zu mir.
Seine Augen vergrößeren sich als er mich sieht. Er scheint wohl gedacht zu haben, dass ich auch mit den beiden gegangen bin. Er fasst sich jedoch schnell wieder und anstelle von Überraschung tritt Interesse in seine Augen.
Langsam setzt er sich in Bewegung und geht um seinen Schreibtisch, hinter dem er bis gerade noch stand, herum. Ich muss schlucken als er mich so intensiv anschaut und bin froh, dass er den Blickkontakt für einige Momente unterbricht als er sich an den Tisch lehnt.
Danach durchbohrt mich sein Blick wieder. Wie paralysiert stehe ich vor ihm und schaffe es nicht mich von seinem Blick loszureißen. Ich fühle mich völlig nackt und meine sonst so selbstbewusste Art ist auf einmal wie weggefegt. Wieso sind Nick und Chris einfach so losgerannt ohne mich mitzunehmen? Gerade überlege ich, ob ich all meinen Mut zusammennehme und auf meinem Absatz kehrt mache und genauso schnell aus dem riesigen Raum verschwinde wie die beiden. Doch dann bricht er endlich die Stille.
„Was hat eine Frau wie du mit Männern wie Nick und Chris zu schaffen?" fragt er mich ruhig und beobachtet mich geduldig. Als seine Frage in meinem Kopf ankommt finde ich tatsächlich meine Stimme wieder.
„Eine Frau wie ich?" sage ich etwas verunsichert. Wie konnte er gerade noch so furchteinflößend und jetzt so anders sein?
„Eine so wunderschöne und reine Frau sollte nichts mit Männern von diesem Kaliber zutun haben. Du hast Männer verdient die dich auf Händen tragen und nicht welche mit denen du in das Haus eines Wildfremden flüchten musst." sagt er mit einem Schmunzeln.
Was denkt er eigentlich? Seine arrogante Art lässt mich mutig werden. „Mir scheint so als wären sie das gleiche Kaliber wie du." Meine Stimme ist fest und ich stehe aufrecht. Ich bin von dem Nachdruck in meiner Stimme selber überracht und ich traue mich ihm direkt in seine braunen Augen zu schauen. Mein Selbstbewusstsein erhält jedoch sofort einen Dämpfer als er leise anfängt zu lachen.
„Ich bin weit über ihnen Kleines. Wären sie mein Kaliber, wären sie wohl kaum auf meine Hilfe angewiesen nicht wahr?" So wie er über die beiden spricht und mich Kleines nennt macht mich wütend.
„Was unterschiedet dich von ihnen? Du scheinst mir genau vom gleichen Schlag zu sein." entgegne ich bewusst provokant.
Eine Weile schaut er mich einfach nur an. Er schaut an mir herunter und ein Lächeln zieht sich über seine Lippen als seine Augen wieder in meinem Gesicht angekommen sind. „Der Unterschied zwischen ihnen und mir ist Macht. Macht die ich besitze und sie nicht. Macht die mich in die Position bringt in der ich mich befinde. Macht die mir erlaubt Entscheidungen über Nick und Chris zu fällen. Macht die ich erlangt habe, weil ich furchtlos bin." Er macht eine Pause und kommt genauso ruhig auf mich zu wie er gerade eben gesprochen hat.
„ Im Gegensatz zu Chris. Viel zu naiv und gutgläubig, um an die Spitze zu kommen und im Gegensatz zu Nick. Ständig getrieben von Angst. Den Verstand verlierend wegen der Furcht vor der Ungewissheit. Immer auf der Fluch vor seiner Vergangenheit."
Als er wenige Schritte vor mir stehen bleibt ist mein Mund trocken und mein Kopf schwirrt. Die Art und Weise mit welcher Überzeugung er spricht bringt mich dazu jedes Wort das er sagt zu glauben.
Ich schaue zu ihm auf als er noch einen Schritt auf mich zu macht. Seine tiefe Stimme dröhnt in meinem sich drehenden Kopf.
„Also sag mir... was hat eine Frau wie du mit solchen Männern zuschaffen? Ich empfehle dir eine schnelle Antwort, denn ich Frage nicht gern zwei mal."
Auch wenn sich bei seinem Ton eigentlich alles in mir gegen ihn sträuben sollte antworte ich ihm fast sofort.
„Nick hat es dir bereits gesagt. Er ist mein Mitbewohner. Wir studieren zusammen an der gleichen Uni und Chris habe ich vor ein paar Tagen das erste Mal gesehen." Schulterzuckend puste ich Luft aus. Ich merke jetzt erst wie erschöpft ich bin. Auch Adam scheint das in diesem Moment gemerkt zu haben und lässt mein Gesagtes unkommentiert stehen.
„Ich denke du solltest dich erstmal ausruhen. Du siehst aus als könntest du ein warmes Bad vertragen."
Mit diesen Worten tritt er an mich heran und legt seine große Hand auf meinen unteren Rücken während er mich in Richtung Tür dreht. Seine Berührung ist elektrisierend. Meine Haut fängt an zu kribbeln und unbeholfen schaue ich zu ihm auf. Ich kann nur ahnen wie rot ich bin.
„Komm mit mir." mehr braucht er nicht zu sagen, damit sich meine Füße in Bewegung setzen. Er öffnet die große Tür seinen Büros und führt uns aus dem Zimmer.
Während wir laufen und er mir die Richtung weist sprechen wir kein Wort miteinander. Das Einzige an das ich denken kann ist seine Hand an meinem Rücken, welche Wärme in meinen ganzen Körper ausstrahlt.
Ich werde aus meinen merkwürdigen Gedanken gerissen als ich aufgebrachte Stimmen höre. Durch einen Türspalt sehe ich Nick, welcher mit einem mir unbekannten Mann diskutiert. Ich will wie aus Reflex zu ihm gehen, doch Adam hält mich an der Taille fest.
„Zu deinem Zimmer geht es hier lang." sagt er mit fester Stimme und schaut mich an. Ohne Widerworte lasse ich von meinem Vorhaben ab und laufe mit ihm weiter den Flur hinunter. Kurze Zeit später kommen wir an einer Tür an und bleiben stehen.
„Ich freue mich dich morgen wiederzusehen Kleines." mit diesen Worten löst er seinen Griff von mir und geht in die Richtung aus der wir gekommen waren. Ich schaue ihm hinterher, immernoch erstaunt über seine mächtige Statur, als er um die Ecke biegt und verschwunden ist.
Sobald er aus meinen Blickfeld ist erwache ich wie aus einem Traum.
Was war das gerade? Wieso habe ich alles gemacht was er gesagt hat, ohne es auch nur eine Sekunde zu hinterfragen? Völlig verwirrt von den letzten 10 Minuten meines Lebens öffne ich die Tür vor mir und lasse sie, als ich endlich ganz allein in „meinem" Zimmer bin, ins Schloss fallen.

Rough LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt