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Nachdem Nick mir unsanft erklärt hat, dass er nun mein neuer Mitbewohner ist bin ich sofort aus dem Zimmer gestürmt.  Ich habe die Tür zugeschmissen und bin losgerannt.

Ich hatte meine Jacke in der Eile vergessen, was ich sehr bereue. Ich laufe schnellen Schrittes über den Campus bis ich endlich vor dem Teil des Wohnheims stehen bleibe in dem Ben wohnt.

Unbeirrt stoße ich die Tür auf und besteige den langen Weg nach oben zu seinem Zimmer. Als ich oben ankomme, klopfe ich wie eine Wilde an seiner Tür. Sekunden später wird diese aufgerissen und Ben sieht mich geschockt an.

„Was ist passiert?" fragt er alarmiert. Erst jetzt merke ich, dass sich Tränen aus meinen Augen befreit habe und wahrscheinlich meine ganze Schminke verschmiert ist.

Ich bringe nicht mehr zustande als ihn kraftlos zu umarmen. Sofort zieht er mich an sich und drückt mich vorsichtig mit ihm in sein Zimmer.

Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und schaut mich eindringlich an. Dieser enge Körperkontakt zu ihm stört mich keineswegs, immerhin war unsere freundschaftliche Beziehung schon immer etwas anders.

Als wir uns damals kennengelernt haben war das auf einer Party. Wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden und der Alkohol in meinem Blut hat es mir schwer gemacht ihm zu widerstehen, denn Ben ist tatsächlich ein sehr attraktiver Mann. So kam es, dass wir bereits bevor wir uns wirklich kannten miteinander geschlafen haben.

Eine Weile haben wir so weitergemacht und es war wirklich gut, aber wir haben uns entschieden um unserer Freundschaft Willen damit aufzuhören.

In Sitationen wie jetzt kommt unsere körperliche Vertrautheit zum Vorschein, aber keinem von uns ist das unangenehm. Er reißt mich aus meinen Gedanken.

„April was hast du denn?"
„Ich habe einen neuen Mitbewohner." schniefe ich.
„Aber das ist doch gut." Er streichelt mir sanft über die Wange.
„Nein Ben du verstehst nicht ich habe einen Mitbewohner." sage ich und betone die letzten beiden Worte übertrieben.

Er erstarrt. „Was?" mehr bringt er nicht raus.
Ich löse mich aus seiner Unarmung und setze mich sein Bett. Erst jetzt bemerke ich, dass Leo nicht da ist. Ich atme einmal tief durch und erzähle ihm die ganze Geschichte.

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„Tja Liebes das hört sich danach an als könnte man nichts machen." sagt er grübelnd.
„Ich weiß, an sich wäre ich auch gar nicht so aufgebracht, aber er wirkt so gemein und einschüchternd."

Wieder zieht er mich zu sich ran.
„Hey du schaffst das und wenn er dir dumm kommt gibst du mir Bescheid. Hast du gehört?" Ich nicke nur stumm.
„Und jetzt hoch mit dir. Ich bring dich zurück. Er soll bloß nicht denken er hat es geschafft dich in die Flucht zu schlagen."
Widerwillig lasse ich mich von ihm hochziehen und aus dem Zimmer ziehen.

Auf dem Weg nach unten hat er mir schnell seine Jacke über die Schultern gelegt, denn als ich gekommen bin hat er sofort gemerkt wie ausgekühlt ich war.

Ich laufe so langsam, dass Ben zwischendurch stehen bleiben muss, um auf mich zu warten. Aber ich tue alles, um das erneute Zusammentreffen mit Nick so lange wie möglich herauszuzögern.

Als wir vor meiner Tür stehen bleiben kann ich es nichtmehr verhindern und schließe vorsichtig die Tür auf. Nick der auf dem Bett liegt hebt seinen Kopf.
„Da bist du ja wieder Babe. Ich hoffe du bist nicht wegen mir geflüchtet." sagt er mit einem Grinsen im Gesicht.

Aus dem Flur höre ich Ben. „Reiß dich mal zusammen Alter. Was hast du denn für Manieren." 
Er kommt aus dem Flur in die Tür getreten und als er Nick entdeckt sehe ich für einen kurzen Moment so etwas wie Unsicherheit in seinen Augen aufblitzen. Dieser lacht jedoch nur.

Hilfesuchend schaue ich zu Ben. Er zieht mich in seine Arme und küsst sanft meine Stirn.
„Ruf an wenn was ist, egal zu welcher Uhrzeit." flüstert er in mein Haar und als ich nicke zieht er sich vorsichtig zurück und schließt hinter sich die Tür.

Nun bin ich wieder ganz allein mit Nick, welcher mich interessiert mustert.
„War das ein Freund?" fragt er ungeniert.
Als ich ihm nicht antworte steht er vom Bett auf und kommt auf mich zu.
„Hast du deine Stimme verloren?" fragt er amüsiert, doch als er mich genauer betrachet stellt er fest, „ Du hast geweint."

Scheiße, schnell reiße ich mich von seinem Blick los und sammle meine Sachen zusammen und eile ins Bad. Er wollte nach mir greifen, doch ich war dieses Mal schneller. Ich höre noch wie er mir hinterherruft, aber ich ignoriere ihn.

Rough LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt