Ben
Vor der Tür setze ich sie wieder ab. Ich bin ein wenig außer Atem, denn immerhin bin ich gerade mit ihr durch das halbe Wohnheim gerannt.
Als ich die Tür aufschließe, stößt sie mich leicht beiseite und rennt hinein. Sofort schmeißt sie sich auf mein Bett und ich ziehe bei dem Anblick lächelnd die Tür hinter mir ins Schloss.
„Sollen wir uns etwas zum essen bestellen?" frage ich April.
„Na klar." ruft sie euphorisch. „Was denkst du denn? Nur das Essen hat mich überzeugt hierher zu kommen."Ich kann nur lachen, denn ich weiß ganz genau, dass es nicht stimmt. Unsere Freundschaft ist für sie von unendlicher Bedeutung. April hat nicht viele Freunde. Viele Menschen bezeichnen sie als komisch und arrogant. So kommt es, dass sie nur eine handvoll Freunde und ein paar Bekannte hat. Und nur einen besten Freund. Mich.
Ich bin froh, dass sich die meisten Menschen von ihr fernhalten, denn für mich ist sie einer der wichtigsten Bestandteile meines Lebens. Auch wenn ich alle, die April nicht kennen bemitleide. Sie ist ein wundervoller Mensch. So warm und gütig.
Zudem ist sie wunderschön, aber das ist nicht nur mir aufgefallen. Überall schauen die Männer ihr hinterher und das macht mich rasend. Die meisten trauen sich jedoch nicht in ihre Nähe, denn da wo sie ist bin meist auch ich. Und inoffiziell gehört April zu mir, auch wenn wir nur beste Freunde sind.
Nur dieser Nick scheint diese Hierarchie noch nicht verinnerlicht zu haben. Genau deswegen hasse ich ihn so sehr. Seitdem er hier ist habe ich das Gefühl, dass April mir Stück für Stück entgleitet. Bis jetzt habe ich noch keine Ahnung wie ich mir Nick's nötigen Respekt verschaffen kann, denn er sieht nicht so verweichlicht aus wie die meisten Männer hier. Würde ich mich mit ihm anlegen, würde er sofort mit einsteigen. Egal ob körperlich oder verbal.
Aus diesem Grund muss ich mich auf April konzentrieren. Ich muss sie von ihm abbringen und genau deswegen ist sie heute hier bei mir und nicht bei ihm.
Als ich durch den Raum laufe fische ich mein Handy aus der Hosentasche. Schnell wähle ich die Nummer des Pizzalieferanten. Ich bestelle einfach etwas ohne zu fragen, denn ich weiß ganz genau was April am liebsten isst.
Hinter mir höre ich wie sie herumwühlt. Ich beende schnell den Anruf und drehe mich zu ihr um. Sie steht vor meinem Schrank und kramt wild darin herum.
„Was machst du da?" frage ich belustigt.
„Ha." schreit sie genau in diesem Moment und hält ein T-Shirt triumphierend in die Höhe.Es ist ihr Lieblingsshirt. Es ist schwarz mit dem Logo einer Rockband. Ich trage es kaum noch, aber sie zieht es immer an, wenn sie hier schläft. Bevor ich es realisiere zieht sich sich bereits ihre Hose und ihr T-Shirt aus.
Da sie mit dem Rücken zu mir steht habe ich eine wunderbare Aussicht. Sie trägt wieder die rote Unterwäsche, die ich so liebe. Bei diesem Anblick würde ich sie am liebsten packen und gegen die Wand pressen, aber das kann ich nicht riskieren. Es würde mir das Herz brechen, wenn ihre Sorglosigkeit mir gegenüber verloren gehen würde.
Als sie sich mein Shirt übergezogen hat hängt es ihr mal wieder bis zu den Knien und sie lächelt mich schief an. Doch ich kann ihr Lächeln nicht erwidern, denn ich muss daran denken, dass auch er sie so gesehen hat. Dass seine Augen über ihren Körper gewandert sind und ich kann mir seine Gedanken dabei sehr gut vorstellen.
„Ben" sagt sie sanft und holt mich somit aus meiner innerlichen Hasstirade. „Komm her."
Als ich mich wortlos neben sie setze kommt sie auf mich gekrabbelt. Sie sitzt auf meinem Schoß und schaut mir direkt in die Augen.
„Was ist los?"
„Nichts." sage ich trocken.Sie seufzt nur, denn sie weiß genau, dass es nichts bringt mich weiter zu drängen. Als sie wieder von mir runter will halte ich sie an der Hüfte fest.
Sie hebt fragend den Kopf, doch als sie mich ansieht weiten sich ihre Pupillen. Ich lege langsam meine Stirn an die ihre und wie von selbst bewegt sich meine Hand. Zuerst streicht sie über ihre nackten Oberschenkel. Dann wandert sie an ihrem Arm hinauf bis zu ihrem Hals. Die ganze Zeit verfolge ich meine Hand mit meinem Blick und als meine Finger über ihre Lippen streichen sehe ich, dass ihre Augen geschlossen sind.
Plötzlich springt sie von mir und lässt sich neben mir aufs Bett fallen.
„Nein Ben, das dürfen wir nicht."
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Rough Love
RomanceApril ist eine normale Studentin. Sie will einfach so schnell wie möglich ihren Abschluss machen, doch als es an ihrer Wohnheimtür klopft und ihr neuer Mitbewohner vor ihr steht gerät ihre Welt ins Wanken.